Sonntag, 12. September 2010

Heute geht es in die Kirche


Eigentlich hatte ich gestern etwas zum Elften September sagen wollen. Dazu kam ich jedoch nicht mehr, weil wir zu einer Hundeausstellung waren, in Chorin, direkt am Kloster Chorin.
Es war ja gestern noch einmal ein so richtig schöner Spätsommertag mit T-Shirtwetter und einem Himmel - sowas von September-blau, ohne jegliches Wölkchen.  Und genau das ist es, was ich sagen wollte zum Elften September.
Ich glaube, wenn man zu jemandem sagen würde: Heute ist ja wieder richtiges Elfter-September-Wetter. Ich glaube, man würde verstehen, was damit für ein Wetter gemeint wäre.

Mir sind die Bilder, die live via n-tv kurz vor der regulären US-Börsenöffnung in meinen Kopf gedrungen waren, nicht zuletzt durch die x-maligen Wiederholungen, fest im Gedächtnis: Die starr aufragenden Türme des World Trade Centers, in die die erste Maschine geprescht war, nach einigen Minuten gefolgt von der zweiten Maschine im anderen Turm. Die erst qualmenden, später zusammensackenden Türme, aus denen Punkte, die tatsächlich Menschen waren, nach unten fielen.
Und wie eine Folie dahinter, - die ganze Zeit unbewegt, klar, wie zur Beruhigung - das strahlende Blau des New Yorker Himmels!

So wie gestern hier. Kaiserwetter heißt das eigentlich, was ich mit Elfter-September-Wetter bezeichnen wollte. Der Kaiser - Franz Beckenbauer - hatte gestern  Geburtstag. Vielleicht belasse ich es doch lieber - auch wenn Kaiser Franz damit gar nicht gemeint ist - bei Kaiserwetter.

Der Übergang vom Gedenktag des Elften Septembers zu heute fällt dafür denkbar leicht. Heute ist nämlich 'Tag des offenen Denkmals' in Berlin. Mein unmittelbarer Nachbar hat von daher durchgehend geöffnet.


Gehe ich doch mal rein in die Kirche St. Joseph in der Müllerstraße.

Das passiert sonst höchstens einmal zu Weihnachten, zur Mitternachtsmesse an Heilig Abend. Ich habe es nicht so mit der Kirche. Und katholisch bin ich schon gar nicht.
Aber wenn schon Kirche und Mitternachtsmesse, dann in einer katholischen!

Unsere polnischen Mitbewohner im Haus habens ganz nah. Viele von ihnen könnte man sonntags in der Kirche treffen. Ab 17 Uhr ist polnische Messe. 

Ungefähr eine Stunde vorher fährt das Auto mit den polnischen Zeitungen vor. Vor allem bunte Magazine. Der Zeitungsständer sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als ein deutscher Zeitungskiosk; nur eben mit Illustrierten, auf deren Covers eher
unbekanntere Gesichter prangen und Buchstabenfolgen, von

denen man sich schwer vorstellen kann, das man sie zusammenhängend auszusprechen vermag.

(Die Tatsache, daß Polnisch nicht nur eine schwierig auszusprechende Sprache ist, sondern auch objektiv zu den schwerer erlernbaren Sprachen gehört, gibt immerhin ein gutes Alibi, es erst gar nicht zu versuchen, sie zu erlernen, obgleich von Berlin aus gesehen Polen doch ein sehr naher Nachbar ist.)

Also erst die polnische Bunte, Lisa oder C't und Kicker gekauft, und dann in die Messe. Die Sonntagsgottesdienst ist nicht zuletzt ein gemeinsamer Treffpunkt der polnischen Community.

Wo eine Kirche steht, ist der Turm nicht weit. Auf dem Turm von St. Joseph würde ein Turmfalke wohnen, sagt man. Der hielte unter anderem die Taubenpopulation in Schach.

Wo ein Kirchturm steht, dürfen die Glocken nicht fehlen. Imposant das Große Geläut zu Feiertagen wie Heilig Abend oder zum Jahreswechsel. Das Kleine, normale Geläut jeden Tag um 8, sonntags 9 Uhr 15, und um 18 Uhr wie ein Taktgeber im Tagesablauf.

Wichtig insbesondere am Sonnabend, wenn das 18 Uhr Läuten an den Beginn der Sportschau erinnert.(Aber seh ich ja nicht mehr, seit Hertha in der zweiten Liga spielt.)

Lotti hat ein nicht unbelastetes Verhältnis zum Geläut von St. Joseph. Wenn wir im Lausepark sind, und die Glocken läuten, so befinden wir uns im direkten Abstrahlbereich des Schalls. Lotti beginnt daraufhin gegen das Geläut anzuheulen. Sitzt da wie ein Wolf, reckt den Kopf gen Himmel und jault mit langgezogenen wie wehklagenden Tönen gegen das Getöse. Im Schatten des Schalls, z.B in der Wohnung, macht sie das nicht.

Ihr wolfsfähnliches Jaulen ist aber nicht nur auf St. Joseph beschränkt. Als wir gestern am Kloster Chorin waren, befand sich der Ausstellungsplatz unmittelbar im Abstrahlbereich des Glockengeläuts. Die Glocken läuteten dort gefühlt jede Stunde, jeweils untermalt von Lottis Wolfsgeheulbegleitung.




2 Kommentare:

  1. Und, war Lotti denn der einzige Rauhaarige, der gewolft hat? Kann ich mir bald gar nicht vorstellen.

    Und mit dem 11. September: Du hast Recht. Wobei ich zugeben muss, das Wetter musste ich mir jetzt vor meinem geistigen Auge erst mal wieder hinaufbeschwören. Auch wenn das ein Tag ist wie 47 Jahre vorher der 22. November: Fast jeder, der damals auf der Welt war, weiß noch genau was er gerade gemacht hat, wie die Nachricht vom Attentat auf Kennedy um die Welt ging. Scheinbar "braucht" jede Generation solch einen "ich weiß noch genau was ich gemacht habe am Tag als..." - Tag. Wäre doch schön, wenn der in Zukunft nur mit positiven Ereignissen verbunden wäre.....

    Liebe Grüße aus Spandau, auch an M.

    von A.

    AntwortenLöschen
  2. Ja Lotti war wirklich die einzige, die das Geheul angestimmt hat. Welcher Dackel wohnt schon neben einer katholischen Kirche.

    Jaulende Grüße nach Spandau.

    AntwortenLöschen