Dienstag, 28. September 2010

Ein Lob des Gassigehenmüssens


Das ging jetzt schnell.
Am Donnerstag bei der Hundeschule bin ich noch im T-Shirt rumgelaufen. Am Freitag abend war die Rehberge  gut besucht und es lagen sogar einige auf den Wiesen, dort wo die Sonne noch hinschien.
Seit Sonnabend, wie abgehackt, regnet es durch. Nicht stark, aber stetig.

Lausepark
Konnte ich in der letzten Woche noch nur schüchterne Herbstverfärbungen der Bäume feststellen, gings mit dem Dauerregen laubmäßig rasch vorwärts.

Scheinbar binnen Stunden schienen die Bäume Farbschübe bekommen zu haben, hatte der Wind die ersten Laubteppiche über die Erde geblasen.

All das ist nicht wirklich überraschend; irgendwann setzt nun mal der Herbst ein, und sei es schlagartig. Dennoch stellt der Wechsel immer wieder aufs Neue die gleichen Herausforderungen - wenigstens an Hundehalter.
And what shall we wear?
Die Antwort ist ziemlich einfach: Alles was irgendwie wasserabweisend ist.

Solch ein Wetter ist ein Wetter, bei dem  man eigentlich zu vermeiden versucht, sich im Freien aufzuhalten zu müssen. Der Hundehalter dagegen ist gezwungen, seinen Hund und damit auch sich ins Freie zu befördern, damit jener seinen Geschäften nachgehen kann und ausreichend Auslauf hat.
Das bedeutet konkret, daß ich mich und Lotti überreden muß rauszugehen. Denn Lotti scheut Regen, wie andere das Weihwasser. Und meine Begeisterung hält sich ebenfalls in Grenzen, schon mal weil es keine Brillen mit Scheibenwischer gibt.


Hat man es nun irgendwie bewerkstelligt, hinaus gelangt zu sein, kann schnell ein Gefühl der Priviligiertheit aufkommen.  
Wer jetzt indoors ist und meint, was für ein Glück im Trocknen zu sitzen, weiß nur nicht, was ihm entgeht.
Die Luft frisch und schon etwas herbstgewürzt. Die Pflanzen nicht mehr nur in diesem ewigen Grün, sondern mit ersten Tuschkasteneffekten. Die Konturen lösen sich auf in Dunst und fallenden Regenfäden.

Der größte Luxus sollte aber erst noch in der Rehberge auf uns warten.


Keine Probleme damit, freie Hundeauslaufflächen zu finden. Ich konnte Lotti nach Herzenlust den Ball werfen, und Lotti raste, was das Zeug hielt. Keine Behelligung für niemand. Denn niemand sonst war da.
Das stimmt zwar nicht ganz, wie man sehen würde, wenn man das Bild vergrößert.
Ich zoome mal ran, während Lotti grad auf dem Ball rumknautscht.


Na klar, bei diesem Wetter gehen nur die raus, die es müssen oder die einen besonderen Drang danach verspüren. Man trifft folglich nur auf andere Hundehalter oder Jogger, die aber abseits auf den Wegen ihre Kilometer runterziehen.

Während die Hunde miteinander rumtoben, können wir Hundehalter uns einer Kaste zugehörig fühlen, die auch den heftigsten Wetterunbilden trotzt. Hunde sind eben nichts für Wetter-Weicheier-Menschen.

Irgendwann dann wieder im Trockenen zu sitzen ist so schlecht auch nicht. Aber man hat immerhin eine Schlechtwettertour bestanden und dem eigenen Körper hats auch gut getan.

Ein Hoch auf das Gassigehenmüssen.

P.S. Ich wars nicht

[Siehe Post War Christo hier? v. 27.9.2010]

Ich wars nicht!

So sah heute morgen das Arbeitsamt Wedding in der Müller-straße aus. Besonders originell oder sinnvoll finde ich die Aktion auch nicht. Müssen wieder die Männer mit den irre lauten Sandstrahlern anrücken.

Aber dann doch einmal zu dem um 5 € zu erhöhenden HIV-Regelsatz. Weshalb schaffen es 5 € zum Thema des Tages, der Woche zu werden?

Die Bundesregierung versucht der Öffentlichkeit zu verkaufen, daß die Berechnung des Regelsatzes auf einer sachlich begründeten Herleitung  beruht. Ein Wust von Statistikern mag zwar damit beschäftigt gewesen sein. Nur ist die Bearbeitung der statistischen Daten von sogenannten Wertentscheidungen geleitet, d.h. von politischen Entscheidungen. Das beginnt mit der Auswahl der statistischen Grunddaten und endet bei der Gewichtung einzelner Ausgabenposten. Auf diesem Wege kann man genausogut einen Regelsatz von 200 € wie 500 € sachlich begründet herleiten.
Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, ob die Arbeitsministerin in ihren Statements an ihre eigenen Verkaufsargumente tatsächlich glaubt oder ob sie es nicht besser weiß. Ein Kompromiß wäre: Sie will es nicht besser wissen, weil sie sonst ihren Job nicht hinbekommen würde.

Der Eindruck, von der politischen Kaste wieder einmal für dumm verkauft zu werden, verstärkt sich durch das hyperventilierende Protestgeschrei der Oppositionen. Einige möchten wohl selbst gerne vergessen, daß HIV eine Erfindung der Rot-Grünen Regierung war, weitergeführt von der Großen Schwarz-Roten Koalition. Naja, und ernsthaft wird wohl niemand gedacht haben, daß ausgerechnet Schwarz-Gelb HIV nun abschafft. Ausgerechnet die erhöhen auch noch!  Bleibt noch die Linke, die ihre Hände in Unschuld waschen könnte - und das auch tut - aber das machen die ja immer so.

Der Grund für diesen nicht nur medialen, sondern  tatsächlich politischen 5 €-Aufruhr liegt aber wohl in dem Loch, in dem Loch, das die Gerechtigkeitslücke gerissen hat. Laß ich mal außer Acht, was für ein bescheuertes euphemistisches Wort das Wort Gerechtigkeitslücke ist, so ist das, worauf es verweist, das eigentliche Skandalon.

Das auszuführen habe ich jetzt aber keine Lust mehr, weil das auch nicht gut für meinen Blutdruck ist. Und nachdem der FDP-Gesundheitsminister die Beitragszahler der Gesetzlichen Krankenkassen praktisch zum Ausnehmen-was-geht in der Zukunft freigegeben hat, muß ich dafür sorgen, so wenig wie möglich mit dem Gesundheitssystem in Berührung zu kommen.

Ich könnte es mir leicht nicht mehr leisten können.

Montag, 27. September 2010

War Christo hier?

Mit Sicherheit nicht. Der ist sauer auf Berlin.*

Wer aber hat, - reibe ich mir kurz nach Sonnenaufgang gestern verwundert die Augen, - das Arbeitsamt - 'schuldjung! (Bundes)Agentur für Arbeit, Zweigstelle Wedding - wer also hat das Arbeitsamt gegenüber verpackt?



Ich könnte schwören, das war gestern abend so noch nicht. Nur kann das nicht sein.
Doch nur weil etwas nicht sein kann, heißt das noch nicht, daß es nicht war oder ist. Alles kann sein, was der Fall ist.

Und der Fall ist: Das Arbeitsamt gegenüber ist verpackt! Da kann man seinen Augen trauen:

Eine Baumaßnahme oder eine Säuberungsaktion am Gebäude, ist das der Grund für die Einpackerei?
Aber das wird nicht über Nacht gemacht. 

Und in einer Nacht- und Nebelaktion muß das durchgezogen worden sein. Ich hätte das doch sonst am Abend vorher mitbekommen, wenn die Planen schon gehangen hätten. Ich war ja noch spät mit Lotti unten.

Dann kommt eigentlich nur die Bundesregierung in Frage, die die Verhüllung des Arbeitsamtes angeordnet hat. Gerade werden doch die neuen HartzIV-Sätze - kurz HIV -  durchs Dorf getrieben. Mit 5 € pro Monat HIV-Erhöhung auf jede Titelseite, in jede Talkshow.

Sollte die Verpackung also prophylaktisch vor möglichem Eier-, Tomaten- oder Steinebewurf schützen?

Da wäre die Bundesregierung jedoch übervorsichtig gewesen. Ein Bewurf des Gebäudes aus Protest gegen diese nur minimale Anhebung der HIV-Regelsätze ist eher nicht zu erwarten, da schon mal 70 Prozent der Deutschen sowieso gegen jede Erhöhung der Sätze sind.

Nun summieren sich die 5 € übers Jahr auf circa 350 Mio €. Das könnte von den 70 Prozent zum Anlaß genommen werden, gegen die aus Steuergeldern bezahlte HIV-Anhebung zu protestieren. Doch keine Übervorsicht unserer Bundesregierung?!

Ich denke doch, denn das ist ungefähr der Betrag, den die KfW noch mal eben schnell Lehman Brothers nachgeschmissen hatte, als diese schon pleite waren. Da flogen auch keine Steine, auch nicht als es weiter aus Steuergeldern generierte Boni regnete.

Laut Beschluß des Bundesverfassungsgerichts sollten die Wertentscheidungen bei der Berechnung des Regelsatzes transparent und schlüssig begründet werden.

Transparent, so ungefähr?


Da war die Bundesregierung mit der Undurchsichtigkeit der Verhüllung(saktion) vielleicht nur unfreiwillig ehrlich.


Oder war Christo doch dagewesen und hatte verhüllen lassen, um zu enthüllen, was für ein wohlgestaltetetes Gebäude das Arbeitsamt eigentlich ist - architektonisch, nicht politisch.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/volle-packung/1941982.html

Mittwoch, 22. September 2010

Mißverständnis


Geh isch mit Llotti letzte Gassigang. War nach Zwölf in de Nacht.
Lauf isch so, zwei Type vor mir, nisch gut drauf, habbe Prrobleme:
"Hertha sollte in der Zweiten Liga bleiben.", sagt eine zzu andre.
Denk isch, Scheiß Herta, habbe verlore. Karlsruhe, inn Olympiastadium, musstdu gewinne.

Ich hatte ja nix mitbekommen. Hatte selber Sport gemacht. Wußte nichts von den Ergebnissen des englischen Spieltags. Ich dachte, das darf doch nicht wahr sein. Lassen die sich von Union schon niederfighten, und jetzt zuhause gegen Chaosruhe nichts gerissen.  Wie soll das was werden mit Wiederaufstieg.

Kommisch hoch mit Llotti, guckisch gleisch Videotext: siehstdu: Hertha Vier: Karlsruhe: Null.
So begann kurz nach Mitternacht ein wunderbarer Spätsommertag in Berlin mit einem Mißverständnis von mir.



Spätsommer-Blick aus dem Fenster zur Straße
Auf dem vormittäglichen Gassigang mit Lotti hielt ich Ausschau nach herbstlichen Baumverfärbungen. Aber bis auf einige Spitzen, alles im grünen Bereich noch.

Von der Straße aus gesichtet hatte ich jedoch eine herbstfarbenprächtige Bepflanzung. Wir machten einen Schlenker über den Friedhof.  Neben dem Grabstein von Louis Touillon, - einem der Berliner Ehrengräber hier - strahlte wie in früher Kirschblüte dieses Gesträuch:


Auf dem Friedhof


Es war ein Wetter, das man früher so beschreiben konnte:
Da siehts sogar im Osten schön aus - gemeint ist Ost-Berlin zu DDR-Zeiten.

Das gilt für diese unscheinbare Straßenecke (Müllerstr./
Triftstr.) schräg gegenüber vom
Lausepark auch heute noch nicht weniger.


Alles geht leichter von der Hand. Es gelang mir sogar, eine 3m lange Rolle mit CV-Belag im Pkw zu transportieren. Die Rolle war an der Grenze dessen, was ich anheben konnte.
Alle, ich selbst eingeschlossen, bewegen sich leichtfüßiger, sind freundlicher, lockerer, aufgeschlossener; sogar bei Lidl. Da mußte ich zwischendurch hin.

An der Kasse hinter mir zwei migrationshintergründige Mittdreißiger mit vollgepacktem Wagen. Unterhalten sich während der Schlangezeit über irgendetwas - ich hab nicht so genau hingehört - in einem gemäßigten Kanackisch. Als sie dran sind, während ich hinter der Kasse am Zusammenklauben bin und sie ihre umfassenden Einkäufe durch die Kasse bringen, spricht der Mann mit der Kassiererin in bestem Hochdeutsch mit leicht berlinischer Einfärbung. 'Davon hätten wir dann sechs. Und hiervon zehn.'

Abends war Vollmond. Der letzte in diesem Sommer - morgen ist Herbstanfang.
Aber keine Sorge. Der Mond wird auch weiterhin die Erde umkreisen. Hier der Beweis von heute abend:




Donnerstag, 16. September 2010

Schwein haben*

Wir waren vorgestern am Parkplatz fast wieder angekommen nach unser Runde durch die Rehberge. Es war so gegen sieben, also schon ziemlich dämmerig.
Die dichten Wolken, aus denen es den ganzen Weg über herausgenieselt hatte, schluckten weiteres Licht. Die nassen Wiesen aber in dickem Grün von dem anhaltenden Regen den ganzen Tag über. Auf den Wegen standen die Pfützen.

Lottis Fell vom Regen ganz aufgerauht. Aufgrund ihrer Bodennähe hatte sie einen Teil der klietschigen Rehbergeerde am Körper - i.e., sie war ziemlich dreckig.
Ich sah mehr über die Brille hinweg, als daß ich durch die vernieselten Gläser hätte sehen können. Meine Schuhe hatten zwar den Eindruck gemacht, wie wasserabweisend auszusehen, waren es aber nicht im geringsten - i.e., ich stand in den Schuhen im Wasser. Zwischen Schuhen und Brille hatte die Kleidung immerhin gehalten, was ich mir von versprochen hatte.

Die Rehberge war natürlich fast völlig unbesucht bei solch einem Wetter und zu dieser Tageszeit mit Ausnahme von einigen Joggern und ganz vereinzelten Hundehaltern.
Das letzte Drittel wurde mit einem größeren schwarzen Hund und seiner Halterin zusammen zurückgelegt. Die Hunde jagten abwechselnd nach ihren von uns Haltern geworfenen Spielzeuge oder sich selbst. Kurz vor Erreichen des Parkendes waren dann sowohl Lotti als auch der inzwischen eines kleines Stück vor uns laufende andere Hund schon angeleint worden. 

Da läuft die Frau mit dem anderen schwarzen Hund plötzlich in einem Bogen. Ich bleib mit Lotti erst einmal stehen und denke: Ich glaub mein Schwein pfeift**!
Und jetzt kann ich auch sagen, warum ich oben so ausführlich vom Wetter geschrieben habe. Wenn man nämlich in völlig durchnäßten Schuhen rumläuft, will man so schnell wie möglich da raus und ins Trockene. Da hat man keine Lust noch schnell ein Photo zu machen.
Doch genau das hätte ich jetzt tun müssen, Handy raus und  festgehalten, was sich uns darbot. Ich dachte natürlich - und ich bitte, das trotzdem zu glauben -: Das glaubt dir kein Schwein**!

Trottet da unangeleint ein richtig dickes, rosig mit einigen Farbsprengsel, Schwein den Weg entlang, ein großes Exemplar Hängebauchschwein, der dazugehörige Mensch knapp dahinter. Lotti zog neugierig hin. Ich hielt sie jedoch vorsichtshalber etwas kürzer; weiß man nie, was in einem Jagdhund so vor sich geht.

Ja, das wars schon: Schwein und Herrchen dackelten in die eine, Lotti und ich in die entgegengesetzte Richtung.


P.S. Hausmeister K. erzählte, daß das Schwein adoptiert worden sei, nachdem es aus einem verwahrlosten Alkoholikerhaushalt herausgeholt worden wäre, in dem das Schwein nicht gut behandelt worden wäre. Hat das Schwein Schwein gehabt*.

*   http://de.wikipedia.org/wiki/Schwein_haben
** http://www.redensarten-index.de/suche.php?&bool=relevanz&suchspalte[]=rart_ou&page=1&suchbegriff=Ich%20glaub,%20mein%20Schwein%20pfeift!

Sonntag, 12. September 2010

Heute geht es in die Kirche


Eigentlich hatte ich gestern etwas zum Elften September sagen wollen. Dazu kam ich jedoch nicht mehr, weil wir zu einer Hundeausstellung waren, in Chorin, direkt am Kloster Chorin.
Es war ja gestern noch einmal ein so richtig schöner Spätsommertag mit T-Shirtwetter und einem Himmel - sowas von September-blau, ohne jegliches Wölkchen.  Und genau das ist es, was ich sagen wollte zum Elften September.
Ich glaube, wenn man zu jemandem sagen würde: Heute ist ja wieder richtiges Elfter-September-Wetter. Ich glaube, man würde verstehen, was damit für ein Wetter gemeint wäre.

Mir sind die Bilder, die live via n-tv kurz vor der regulären US-Börsenöffnung in meinen Kopf gedrungen waren, nicht zuletzt durch die x-maligen Wiederholungen, fest im Gedächtnis: Die starr aufragenden Türme des World Trade Centers, in die die erste Maschine geprescht war, nach einigen Minuten gefolgt von der zweiten Maschine im anderen Turm. Die erst qualmenden, später zusammensackenden Türme, aus denen Punkte, die tatsächlich Menschen waren, nach unten fielen.
Und wie eine Folie dahinter, - die ganze Zeit unbewegt, klar, wie zur Beruhigung - das strahlende Blau des New Yorker Himmels!

So wie gestern hier. Kaiserwetter heißt das eigentlich, was ich mit Elfter-September-Wetter bezeichnen wollte. Der Kaiser - Franz Beckenbauer - hatte gestern  Geburtstag. Vielleicht belasse ich es doch lieber - auch wenn Kaiser Franz damit gar nicht gemeint ist - bei Kaiserwetter.

Der Übergang vom Gedenktag des Elften Septembers zu heute fällt dafür denkbar leicht. Heute ist nämlich 'Tag des offenen Denkmals' in Berlin. Mein unmittelbarer Nachbar hat von daher durchgehend geöffnet.


Gehe ich doch mal rein in die Kirche St. Joseph in der Müllerstraße.

Das passiert sonst höchstens einmal zu Weihnachten, zur Mitternachtsmesse an Heilig Abend. Ich habe es nicht so mit der Kirche. Und katholisch bin ich schon gar nicht.
Aber wenn schon Kirche und Mitternachtsmesse, dann in einer katholischen!

Unsere polnischen Mitbewohner im Haus habens ganz nah. Viele von ihnen könnte man sonntags in der Kirche treffen. Ab 17 Uhr ist polnische Messe. 

Ungefähr eine Stunde vorher fährt das Auto mit den polnischen Zeitungen vor. Vor allem bunte Magazine. Der Zeitungsständer sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als ein deutscher Zeitungskiosk; nur eben mit Illustrierten, auf deren Covers eher
unbekanntere Gesichter prangen und Buchstabenfolgen, von

denen man sich schwer vorstellen kann, das man sie zusammenhängend auszusprechen vermag.

(Die Tatsache, daß Polnisch nicht nur eine schwierig auszusprechende Sprache ist, sondern auch objektiv zu den schwerer erlernbaren Sprachen gehört, gibt immerhin ein gutes Alibi, es erst gar nicht zu versuchen, sie zu erlernen, obgleich von Berlin aus gesehen Polen doch ein sehr naher Nachbar ist.)

Also erst die polnische Bunte, Lisa oder C't und Kicker gekauft, und dann in die Messe. Die Sonntagsgottesdienst ist nicht zuletzt ein gemeinsamer Treffpunkt der polnischen Community.

Wo eine Kirche steht, ist der Turm nicht weit. Auf dem Turm von St. Joseph würde ein Turmfalke wohnen, sagt man. Der hielte unter anderem die Taubenpopulation in Schach.

Wo ein Kirchturm steht, dürfen die Glocken nicht fehlen. Imposant das Große Geläut zu Feiertagen wie Heilig Abend oder zum Jahreswechsel. Das Kleine, normale Geläut jeden Tag um 8, sonntags 9 Uhr 15, und um 18 Uhr wie ein Taktgeber im Tagesablauf.

Wichtig insbesondere am Sonnabend, wenn das 18 Uhr Läuten an den Beginn der Sportschau erinnert.(Aber seh ich ja nicht mehr, seit Hertha in der zweiten Liga spielt.)

Lotti hat ein nicht unbelastetes Verhältnis zum Geläut von St. Joseph. Wenn wir im Lausepark sind, und die Glocken läuten, so befinden wir uns im direkten Abstrahlbereich des Schalls. Lotti beginnt daraufhin gegen das Geläut anzuheulen. Sitzt da wie ein Wolf, reckt den Kopf gen Himmel und jault mit langgezogenen wie wehklagenden Tönen gegen das Getöse. Im Schatten des Schalls, z.B in der Wohnung, macht sie das nicht.

Ihr wolfsfähnliches Jaulen ist aber nicht nur auf St. Joseph beschränkt. Als wir gestern am Kloster Chorin waren, befand sich der Ausstellungsplatz unmittelbar im Abstrahlbereich des Glockengeläuts. Die Glocken läuteten dort gefühlt jede Stunde, jeweils untermalt von Lottis Wolfsgeheulbegleitung.




Freitag, 10. September 2010

Aber nur kucken!

Gehe ich mit Lotti mal wieder durch die Ruheplatzstraße, ist der Zaun weg. Bestand hier vorher die 'Geschützte Grünanlage' nur aus jeweils einem schmalen Streifen Grün links und rechts neben dem Fußweg, ist nunmehr die gesamte Fläche, die man hier linkerhand sieht, bis zum Friedhofszaun hinzugekommen.

Die Ruheplatzstraße verläuft parallel zur einen Seite des Urnenfriedhofs. Mit der Einstellung des zugehörigen Krematoriums Wedding schwand wohl auch der Bedarf an Urnengrabstellen, sodaß ein Teil des Friedhofs der 'Geschützten Grünanlage' in der Ruheplatzstraße zugeschlagen werden konnte.*

Soweit so erfreulich, denke ich. Das sieht doch richtig idyllisch aus in dieser ansonsten engen und dicht bewohnten Straße, gibt ein gutes Raumgefühl, das gibt neue Auslauffläche. Lotti schnüffelt das neue Terrain schon mal ab.

Aber da waren wir wohl etwas voreilig. Übersehen hatte ich doch glatt das farblich dem Umgebungsgrün des Rasens hübsch angepaßte Hinweisschild - genauer Schild mit klaren Angaben, was nicht getan werden sollte - noch genauer Verbotsschild:

Bitte ggf. vergrößern durch mehrfach Klicken

RASENFLÄCHE BITTE NICHT BETRETEN. HUNDE SIND FERNZUHALTEN.
Mußte ich mich wenigstens nicht echauffieren, daß man mit Hund wieder mal ausdrücklich ausgesperrt war, denn das sprach ja nun jeden Bürger, auch den ohne Hund an.
So richtig etwas hat der Bürger aber damit nicht von der neuen Grünfläche, ja überhaupt von der Geschützten Grünanlage.

Wo darf ich denn nun mit Lotti hin? Hierfür ist wieder einmal ein kleines Schilder-studium notwendig.

Das große Schild erlaubt mir und einer angeleinten Lotti ausdrücklich den Zutritt; das kleine Schild verbietet uns den Zutritt. Ich darf mich mit Lotti also in einem gedachten Raum zwischen den beiden Schildern bewegen. Das entspricht kurz gesagt dem Bürgersteig, plus einem jeweils ganz schmalen Streifen zu beiden Seiten des steinernen Fußwegs.

Ansonsten gilt: NUR KUCKEN!

Nun war ich ja mit Lotti gerade erst drüben aus dem Lausepark gekommen. Der Öffentliche Spielplatz dort ist für uns sowieso No-Go-Area. Gleich dreimal wird an einem der Eingänge das Hundeverbot ausgesprochen.
 













Wir sind seit geraumer Zeit aber nicht die einzigen, die ausgesperrt sind. Offensichtlich sind die Klettergerüste instabil, weshalb dieser Bereich des Spielplatzes gesperrt ist.














Tja Kinder, so sieht das aus, wenn es heißt: ABER NUR KUCKEN



* Inwieweit und ob es sich um eine Kompensationsmaßnahme in Zusammenhang mit dem Verkauf des Krematoriums handelt kann ich nur vermuten.

Donnerstag, 9. September 2010

Wo Ämter walten

Veränderungen an der Welt, durch die man hindurchgeht, haben sehr unterschiedliche Verursacher.  Menschliche Bautätigkeit läßt ein Gebäude hochwachsen, wo zuvor ein anderes stand oder sich eine Freifläche befand. Durch Wettereinflüsse ist die Straße naß, die eben noch trocken war. Dem Walten der Erdrotation ist es geschuldet, daß es nachtdunkel ist, wo es grad noch taghell war.

Zu Wirkungen, die sich nicht so klar erschließen, kommt es, wo Ämter gewaltet haben.
Dabei können sich leicht die Perspektiven verschieben; der Bürger - in Gestalt von Lotti und mir - gerät ins Trudeln.


'Ballspielwiese - Fußballverbot,' das kommt sprachlich wie Zuckerbrot und Peitsche. So wird man seit neuestem Willkommen geheißen, wenn man von der Transvaalstraße her in die Rehberge eintritt. Man muß dann nur noch genügend lange den Kopf gegen 90 Grad verdreht halten, um den Willkommengruß aus den in die Holzstele geschnitzten Buchstaben auch herauslesen zu können.

Diese Mühe muß man schon auf sich nehmen. Aber es hat ja immerhin auch einige Mühe gekostet, den vorderen Abschnitt des englischen Teils der Rehberge mit den Holzstelen zu umringen.
Ja, es ist nicht nur diese eine Stele aufgestellt, sondern das Geviert ist umstellt von weiteren vier gleichartigen Stelen. Der Geltungsbereich dessen, was die Stele uns sagen will, ist damit  durch fünf Stelen abgesteckt.
Von wo aus immer man sich der Ballspielwiese nähert -.niemand kann sich beschweren oder rausreden, er hätte nix gewußt.

Die Botschaft vernehm ich, allein ich verstehs nich'! Denn einzig klar ist lediglich, was hier nicht gemacht werden darf: Fußball gespielt!
Fußballverbot? So gewinnt man natürlich keine Fußballweltmeisterschaft. Denn die einzigen, die ich in diesem Bereich mal gegen einen Fußball habe treten sehen, waren Väter (ganz selten auch mal Mütter) mit ihren Söhnen (sehr selten Töchter), die sich den Ball hin und her zuspielten.  So entwickeln sich kleine Özils, Kloses und Müllers.

Ja, liebe Väter, das wäre dann verboten hier. Da müßt ihr ein anderes Ballspiel auswählen. Volleyballgruppen sehe ich hin und wieder und Federballversuche. Das ist natürlich genau das Richtige für die Ballspielwiese. Dumm, wenn einem Volleyball keinen Spaß macht, oder wenn es nur die leichteste Luftbewegung gibt.

Gerade dieser Bereich der Rehberge wird gerne etwa von Familien (aber auch Einzelpersonen oder Paaren und Kleingruppen) genutzt, die dort ihre Decken aufgeschlagen haben mit Essen und allem drumherum, und sich zwischendurch eventuell auch mit Ballspielen (häufig genug eben auch Fußball) die Zeit vertreiben.
Das Ballspielen wäre auf der Ballspielwiese ja okay, aber das Lagern auf Decken, das wäre doch eher etwas für die Liegewiese, und eine Ballspielwiese ist eindeutig keine Liegewiese.
Also weg und woandershin mit den Decken und KindundKegel, und zum sportlichen Intermezzo rauf auf die Wiese.

jetzige Ballspielwiese, noch stelenfrei August 2010


Und was ist mit den Discgolfern (Frisbee Golf, Frolf), deren Kurs im Volkspark Rehberge u.a. auch über diese nunmehr markierte Ballspielwiese verläuft. Aber eine Frisbeescheibe ist eine Frisbeescheibe und die ist kein Ball. Ergo, genauso verboten wie Fußball.

Wenn ich das nun aber richtig verstehe, darf ich mit Lotti explizit auf die Ballspielwiese. Allerdings nur, wenn ich ihr Bälle werfe, hinter denen sie dann herpest. Nur so, ohne Ball, dürfte ich es ebensowenig wie jemand, der sich da einfach nur hinlegen und sonnen will.

Gruß aus der Zukunft, jetzige Ballspielwiese, stelenfrei November 2008



Kurzum (dem Amt -NGA Mitte - ins Stammbuch geschrieben):
Es gibt nichts Gutes, 
es sei man tut es, 
hört sich gut an, 
doch Nichttun kann 
verdammt guttun.

Dienstag, 7. September 2010

Was ist denn da passiert?






Was da passiert ist?

Einer reingefahren ist dem. Voll in die Seite.






Nichts besonderes. Passiert allenthalben.

Schuldfrage auch klar. In die Fahrerseite reinzufahren gelingt nur von links kommend, vorausgesetzt das geschädigte Fahrzeug ist nicht als Geisterfahrer unterwegs gewesen.
Sieht nicht so aus.

Warum das Fahrzeug da so schräg am Straßenrand steht?  Schätze, man hats da hingeschoben und natürlich nicht extra darauf geachtet, wie genau es nun abgestellt wurde.
Der Unfallort war also irgendwo anders?


War er nicht!
Der rote Opel ist dem blauen Ford genau an dieser Stelle, am Straßenrand, in die Seite gefahren.
In den parkenden Ford ist also im 90 Grad-Winkel der rote Opel reingefahren!???
Wie soll denn das gehen?

Lotti und ich waren grad aus dem Lausepark gekommen, um die Müllerstraße zu überqueren. Das war Sonnabend nachmittag. Um die Unfallautos herum akedierte eine Traube jüngerer Männer; in zweiter Reihe schufen anhaltende Autos ein Nadelör für den Verkehr. Wir kamen kaum rüber.
Wie konnte dieser Unfall zustande gekommen sein?

1) Der blaue Ford parkte am Straßenrand. Der rote Opel wollte die Müllerstraße überquerend oder im Rahmen eines Wendevorgangs nach links in sie einbiegen. Dabei versagte die Lenkung, weshalb ihm das Abbiegen mißlang  und er schnurstracks geradeaus in den parkenden Ford fuhr.

2) Der blaue Ford kam von rechts die Müllerstraße entlang und wollte  in eine freie Parklücke am Straßenrand - dem späteren Unfallort. Der rote Opel, am Übergang die Müllerstraße querend, wollte in diesselbe freie Parklücke stoßen. Der blaue Ford war schneller und der rote Opel war zu wenig Weichei, um einen Rückzieher zu machen.

Was meinen Sie? Stimmen Sie ab!
Eine Auflösung kann ich leider nicht liefern.