Sonntag, 20. November 2011

Navigator

Inzwischen bin ich fast ein wenig enttäuscht, wenn ich mit Lotti vom Gassigehen zurückgekommen bin und unterwegs von niemandem angehalten und gefragt wurde:
'Ach entschuldigen Sie, wo ist denn... / wie komme ich zu... / wo finde ich die... '

Lausepark, Blick zur Gerichtstraße
Aber es gab schon Tage, da wurde ich jedes Mal, wenn ich mit Lotti grad draußen unterwegs war, von jemandem nach einer Straße oder - ja zum Beispiel gefragt, wo denn die nächste Volksbank sei.

Nun ist hier mein und Lottis Beritt nicht grad übersäht mit Bankfilialen, insofern konnte das nur am Leopoldplatz sein. Dort war in das alte Geschäft von Schuh-Neumann die türkische Isbank eingezogen und zwei Häuser weiter, wußte ich, war schon immer eine Bankfiliale gewesen, und ich war mir ziemlich sicher, daß das eine der Volksbank war. Nicht ganz sicher hingegegen war ich mir, ob die nicht inzwischen etwa geschlossen worden war.

Lotti am Plötzensee
Lotti und ich waren grad am Ende der Morgenrunde aus dem Lausepark gekommen und standen auf der Müllerstraße, von wo aus man leicht bis zum Leopoldplatz sehen konnte, und ich zeigte der Frau, die die Volksbank suchte, ... dort an der Ecke, wo das Haus mit der Kuppel steht, und dort noch ein kleines Stückchen weiter. Die Frau bedankte sich und strebte zügig dem Ziel entgegen


Gleich am Anfang der Runde auf der Gerichtstraße in der Nähe des Eingangs zum nicht mehr betriebenen Krematorium gegenüber dem Gebäude der inzwischen ebenfalls geschlossenen Hauptpost 65 hatte mich eine Frau mit einem Zettel in der Hand und  leicht außer Atem gefragt, wo denn die Gerichtstraße Nummer 47 sei. Ehrlich gesagt, wußte ich das auch nicht auf Anhieb. Das sagte ich ihr natürlich nicht so deutlich, begann stattdessen scharf zu überlegen.

Nettelbeckplatz
Immerhin wußte ich, daß die Grundstücke in der Gerichtstraße nicht im Zickzack sondern nach dem Hufeisenprnzip nummeriert sind: also auf der einen Straßenseite bis zu einem Straßenende fortlaufend gezählt und von da auf der anderen Straßenseite und nunmehr in Gegenrichtung bis zum anderen Ende weitergezählt. (Der Gerichtstraße 1 gegenüber liegt von daher das Haus Gerichtstraße 86.) Und zwischendrin liegen sich etwa die Nummern 37 und 50 gegenüber, nämlich das Krematorium und das Postgebäude, also dort wo wir uns gerade befanden.
Um Zeit zu gewinnen fragte ich die Frau, wo sie denn eigentlich hinwolle. Sie blickte etwas gehetzt auf ihren Zettel und teilte mit, zu einer Hautärztin. Sie wäre knapp dran.

Sparrplatz
Dabei ratterte ich schon die Grundstücke der Gerichtstraße im Kopf durch: Wenn gegenüber die Nummer 50 ist, liegt rechts davon, nämlich abwärts gezählt, nur drei Grundstücke weiter die Nummer 47. Tatsächlich erstreckt sich aber rechts von der Nummer 50 der Lausepark, und zwar bis zum Ende der Gerichtstraße an der Einmüdung zur Müllerstraße. Folglich mußte sich die Nummer 47 auf der eigenen Straßenseite befinden. Da ich selbst in etwa auf der Höhe der Nummer 37 war, mithin zehn Nummern weiter in Richtung Müllerstraße.
Jetzt fiel mir auch ein, daß früher mal direkt an der Ecke ein Haut-und-Liebe-Arzt ansässig war. Naja, kann inzwischen von einer Ärztin übernommen worden sein. Und sagte der Frau, da vorne an der Ecke, da wäre es. Sie bedankte sich und stürmte vorwärts zu ihrem Arzttermin.


Als Lotti und ich zurückgekommen waren von der großen Tagesrunde und grade ins Haus gehen wollten - es war schon dunkel -, kommt ganz frohgemut eine Frau uns entgegen: Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo die Brüsseler Straße ist. Ich bejahe und frage sie, ob sie gut zu Fuß sei, habe aber derweil schon angefangen im Kopf durchzuzählen.

Lotti am Möwensee in der Rehberge

Meine Denktätigkeit wirkt nach außen scheinbar derart beunruhigend, daß sich die Frau besorgt, sie könne auch jemand anderen fragen. Ich wehre heftig ab und erläutere, daß ich die Ampeln abzählen würde: Die vierte Ampel links, wenn Sie sich umdrehen, das ist die Brüsseler Straße, sage ich und zeige in ihre Gegenrichtung.

Ob das hinter dem Leopoldplatz sei, fragt sie. Das ist fast an der Seestraße, antworte ich. Oh, erwidert sie, da käme sie grade her. Da wäre sie extra mit der Ubahn hingefahren. Aber das mache nichts, sie würde gerne laufen, bedankt sich, dreht um und schiebt ebenso frohgemut los, wie sie gekommen war.
Ich wollte ihr noch den Tip geben, daß sich die Ubahn nicht für die Straßensuche auf gut Glück eignet. Da war sie schon außer Hörweite.


Lausepark, Blick zur Müllerstraße
Einmal habe ich einer Frau eine falsche Auskunft gegeben. Die Bornemannstraße hatte ich am Gesundbrunnen vermutet, dabei liegt sie gar nicht weit entfernt, jenseits der Reinickendorfer Straße.

Eines sonntags vormittags aber war ich fast ratlos. Fragt mich eine Frau, wo sie etwas essen gehen könnte.
Zu dieser Zeit konnte ich sie nur zur nächstgelegenen Imbißzeile eine Straße weiter schicken.

 Es scheint tatsächlich so zu sein, daß Frauen, und nur Frauen, nach dem Weg fragen. 

Dienstag, 15. November 2011

Streik

Was war ich gestern morgen erstmal sauer: Anschwellender Lärm, Trillerpeifen, Megafongeplärre. Super entspannter Wochenbeginn, denkst du. Na gut, nach Streit hört sich das nicht an.
Gehst du nach vorne, raus auf den Balkon. Achso, Verdi wieder. Streik!


Die nördliche Fahrbahn der Müllerstraße gesperrt von Polizei und besetzt von Demonstranten, die sich gegen das SPD Haus richten und es ansprechen, anpfeifen.

Die südliche Fahrbahn, ein langer Rückstau. Jetzt möcht ich ja auch wegfahren müssen. Das würde meine Laune noch weiter hochtreiben.

Ich höre was von '24 Stunden Mahnwache und wir bleiben hier und kommen immer mal wieder vorbei' durchs Megaphon plärren. Was! Jetzt wollen die den ganzen Tag über und auch noch nachts die Straße gesperrt halten und rumlärmen, plärre ich.
M. sagt, ich solle mich mal wieder einkriegen. Verdi könne auch nichts dafür, daß die Gerüstbauer nicht gekommen seien. Derentwegen mußte ich nämlich extra früh aufstehen, war mithin schon länger wach - und das auch noch umsonst. Ich solle erst mal gucken, so M., worums ginge.
Aus dem Megafongelärme ließ sich akustisch herausschälen etwas wie 'Lohn klauen' und 'Mindestlohn'.  Ich denke noch und sag es zu M., weshalb stellen die sich denn vors SPD Haus, die sind doch für Mindestlohn. Sollen sie doch zur CDU gehen, die sind doch dagegen. Nicht zuletzt hätte es den großen Vorteil, daß deren Hauptquartier nicht in der Müllerstraße zwei Häuser weiter gelegen ist.  M. antwortet auf meine Sottisen mit nur wenig Schmeichelhaftem.

Nach einer halben Stunde war wieder die Ruhe des morgendlich-vormittäglichen Berufsverkehrs eingekehrt. Die Demonstranten waren, nachdem sie die Musik noch einmal hochgezogen hatten, unter Polizeigeleitschutz Richtung Leopoldplatz weitergezogen; der Stau hatte sich erstaunlich schnell aufgelöst.
Zurückblieben 3 Personen, die mit der Mahnwache vor dem Sitz des SPD Landesverbandes begannen.

Links PrimeTimeLand,rechts Mahnwache
Daß die SPD doch nicht ganz das falsche Protestziel war, erfuhr ich dann, als ich mit Lotti zum ersten Gassigang angesetzt hatte aus dem gereichten Flugblatt. Im Streik befinden sich die Beschäftigten der Facility Management GmbH der Charité (CFM). (Insofern ich über 'Facility Management' nur als einem der aufgeblaseren Anglizismen den Kopf schütteln kann, setze ich hierfür Hausmeisterei oder wenigstens Gebäudemanagement der Charité.)

Eingefordert wird von den Demonstranten, daß die SPD als Trägerpartei des Berliner Senats, der wiederum indirekt Hauptanteilseigner der CFM wäre, ihr eigenes Parteiprogramm umsetzte  und das forderte einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro.

Im Laufe des Tages rückte für die 24 Stunden Mahnwache noch Unterstützung in Form eines riesigen Wohnmobils an. Das steht jetzt direkt an der Ecke Müller/Burgsdorf. Getreu dem St. Floriansprinzip sehe ich nicht zuletzt, daß damit 2 Parkplätze in meiner näheren Umgebung belegt sind.  [ http://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Florian-Prinzip ]

Genauso wie es bei dem Streik auch sanktfloriansmäßig zugeht. In ihrem eigenen mittelbaren Verantwortungsbereich nimmts der SPD als Senat offensichtlich auch nicht so genau mit den eigenen Forderungen der SPD als Partei.

Gut auch, die aktuelle Ausstellung nebenan in der Galerie des August-Bebel-Instituts: 'Armut wird gemacht'.
Die Forderung der Demonstranten ist auf einen Lohn von 8,50 Euro aus, brutto. Damit würde Armut etwas verringert.

Donnerstag, 10. November 2011

Frieden

So ist Herbst, Müllerstraße
Die vergangenen sonnigen und milden Wochen sind nicht der Beweis dafür, daß nicht Herbst ist. Und der kann eben auch so aussehen, daß die Sicht durch Nebel eingeschränkt ist und daß man sich vor der unangenehm krauchenden feuchten Kühle versucht immer tiefer in die Kleidung zurückzuziehen.
Und so, Rehberge
M. beschwert sich natürlich über dieses Wetter; während ich sie daran erinnere, daß es das ist, was im Herbst keine Überraschung sein sollte. Das hat allerdings keinerlei beschwichtigenden, gar versöhnenden Effekt auf sie.

Tatsächlich kann ich mich aber an keinen derart sonnigen November erinnern, wie es ihn im bis dato gab, auch heute wieder, am 11.11.11. Die Magie des Datums war für eine seriöse Tageszeitung titelseitenwürdig.

Denkwürdig für mich ist dann eher heute morgen das Treffen zwischen Lotti und Blacky. [s. Post vom 28.10.11 An der Ecke um die Ecke  http://berlinbanal.blogspot.com/2011/10/der-ecke-um-die-ecke.html ] Ich hatte gerade mit Lotti die Müllerstraße überquert, um in den Lausepark zu treten, als wir auf PrimeTime-Oliver mit Blacky nebst Kinderwagen trafen.

Ungefährer Treffpunkt und so aber auch, Eingang Lausepark


Zu unser beider heftigen wie skeptischen Erstaunen beschnüffelten sich Blacky und Lotti freundlich. Wir glaubten es nicht recht, wie beide Hunde schwanzwedelnd umeinander scharwenzelten. Sehr entspannend, stellte Oliver zu Recht fest. Es wird daran liegen, daß Blacky hier nicht auf seinem Terrain ist, was er meint verteidigen zu müssen, sagte er. Prime Time Land beginnt drüben an der gegenüberliegenden Straßenecke.

Er setzte mit Blacky seinen Weg, den Kinderwagen schiebend weiter die Müllerstraße entlang fort; ich zog mit Lotti in den Lausepark - wo der Herbst seit Wochen <= so aussieht.

Samstag, 29. Oktober 2011

Im Farbenrausch

Goethepark, heute
Schade, da reicht die Kamera des Handys nicht ganz ran, die Farbenpracht zu konservieren, in die Berlin von einigen Hochnebel-Ausnahmetagen abgesehen fast den gesamten Oktober über gehüllt ist, den Farbenrausch wiederzugeben, in den man in den Parks und Wäldern getaucht wird.

Entree Lausepark, heute


Sparrplatz, morgen
Heute nacht heißts wieder: Uhren umstellen und damit Sommer endgültig adé! Aber wo lang umstellen, in welche Richtung? Wie jedes Jahr die gleichen Fallstricke : Vor oder Zurück? Das ist hier die Frage.
Auf jeden Fall fängt morgen die dunkele Zeit des Jahres an: Mit einem Sonnenuntergang heute um 17:42 ist das noch früher Abend, während der morgige schon um 16:40 über den Horizont geht; das ist später Nachmittag.

´Rehberge, heute

Also nichts wie rein in den aktuellen Farbrausch. Kein Problem mit Lotti, die einen wie üblich raustreibt, heute zu einem weiten Gang  durch Goethepark, rüber zum Plötzensee und wieder rum zur Rehberge.
Wir waren praktisch mit der Runde fertig, ich hatte noch ein letztes Mal den Ball geworfen, wir waren im englischen Teil kurz vor dem Ausgang:
"Das ist nicht Marzahn oder Hellersorf. Das ist Wedding. Hier läßt sich leben."
Ich horchte natürlich auf und drehte mich um. Ein mittelalter Mann mit umhängender Kamera hatte das zu einer neben ihm gehenden, etwas jüngeren Frau gesagt. Als er bemerkte, daß ich auf sie aufmerksam geworden war, sagte er zu mir:
"Hier läßt sich doch gut leben?!"

Müllerstraße/Lausepark, morgen
Hab ich natürlich bejaht, ohne auf Relativierungen einzugehen oder mich aufzumanteln mit der Tatsache, daß er mit mir als gebürtigem Weddinger für diese Frage natürlich auf das Kompetenzzentrum schlechthin getroffen wäre.

"Siehst du", sagte der Mann zu der Frau neben ihm. "Sie wohnt nämlich in Prenzlauer Berg", sagte er dan zu mir über die Frau neben ihm, die sich daraufhin etwas g'schamig wand, "und ich versuch ihr das zu zeigen."
Ich bat, es aber nicht weiter zu sagen, Geheimtipp und so, und wie grün der Wedding wäre, bräuchte man nur mal auf den Stadtplan zu kucken, ... - "und Wasser" ergänzte er - , aber es gäbe eben auch so Ecken, da müsse man bißchen aufpassen. Wir sprachen dann über die Gentrifizierungsvorgänge in verschiedenen Berliner Quartieren und entsprechende Aussichten auch für den Wedding. Der Mann hatte einen Wohnungskauf vor.

Jungfernheide, morgen
(ausnahmsweise Reinickendorf)
Ich bestärkte ihn, daß er mit dem Wedding absolut auf dem richtigen Weg sei, genau wie der Fahrradfahrer neulich am Dohnagestell: Ich hatte mit Lotti extra angehalten, um ihn vorbeizulassen. Aber ganz atemlos hielt er plötzlich an und inne, und fragte mich , wo es hier nach Mitte ginge.  Das war nicht so einfach zu erklären, weil wir uns ja in der nordwestlichen Ecke des Verwaltungsbezirks 'Mitte' befanden; der Fahrradfahrer also im Grunde schon da war, wo er erst noch hinwollte.
Ich antwortete also, mich drehend und mit den Armen um mich herum weisend: "Überall, ... das ist hier Mitte ... oder, um genau zu sein - Wedding."
"Ach," sagte er hocherfreut, "ist das schon Wedding. Dann weiß ich Bescheid," setzte sich wieder auf sein Rad und fuhr weiter.

Goethepark, heute

Lotti saß derweil im Gegenlicht auf der Wiese, ihr Ball neben sich und schaute mich heischend an, wann und daß es weiterginge.
Und so war es auch gleich.

Freitag, 28. Oktober 2011

An der Ecke um die Ecke

Während ich bei den Gassigängen tagsüber versuche, die Strecken so variantenreich wie möglich zu gestalten, ähneln sich die abendlichen Gänge doch stark. Ich möchte das eher hinter mich bringen, und dann Feierabend; und Lotti wirkt spätabends auch nicht sonderlich erpicht darauf, neue Gassirouten auszutesten.

Selbsterklärend
Fast immer geht es im wesentlichen einmal um den Block, einmal ums Karree, und zwar im Uhrzeigersinn, also auf einem  Kreis, den man rechts herum begeht. Das erste Mal um die Ecke geht es mithin Müller Ecke Burgsdorf.

Heute vormittag stand dort in der Müllerstraße wieder einmal nach längerer Zeit die polizeiliche Verkehrsüberwachung mit einer Laserkanone da. Überwacht wurde die Einhaltung der 30er Zone ... tja, die irgendwie mit der Schule Ecke Trift  - die Ecke, um die es abends als letzte geht - wohl zu tun hat
[vgl. Blog v. 15.10.10 Happy Way   http://berlinbanal.blogspot.com/2010/10/happy-way.html ].

Nun führen solche Radarkontrollen für den Anwohner, zumal für den hundeführenden, aber nicht nur zur Entspannung, obgleich man denken sollte, daß es von Vorteil ist, wenn die Autopulks durch eine 30er Zone zum langsameren Fahren genötigt werden. Diese temporären erzwungenen Entschleunigungen sind jedoch trügerisch und können tückisch sein, wenn man sich nämlich von ihnen einlullen läßt und nicht daran denkt, daß die höchsten Geschwindigkeiten hier abends und nachts erreicht werden im Rahmen von Probefahrten mit dem frisch geleasten 7er oder Bugatti und Vergleichsfahrten von Yamaha und Harley. Hilfreich, da direkt den Überlebensimpuls vorm Überqueren der Straße schärfend, sind lediglich die gefühlten 120 Dezibel beim Hochziehen, bei allen negativen Implikationen wie beim Fluglärm.
Hier würde sich natürlich eine Verkehrsüberwachung auch mal lohnen.

Am Vormittag jedoch bewirkt die radarüberwachte 30er Zone nur, daß der Großteil der Autofahrer auch tatsächlich um die 30 fährt, jedenfalls nicht wesentlich mehr, auf keinen Fall die üblichen 55 plus. Ergebnis: Nun muß ich mit Lotti besonders darauf sehen, wie wir über die Straße kommen.

Radarkontrolle  Müller Ecke Burgsdorf, leider vormittags

Die Autos nähern sich von der Ampel an der Triftstraße her mit einer derart aufreizenden Langsamkeit, daß ich sie schon auch auffordere, nun mal schneller zu machen. Das bleibt zwar ohne jeglichen Effekt, aber daß hier irgendjemand auf fahrende Autos auf der Straße einredet, fällt immerhin nicht weiter auf.
Aufgrund der verringerten Geschwindigkeit dauert es und dauert es, bis die Fahrzeuge durchgezogen sind. Während der eine Pulk noch nicht vorbeigeschlichen ist, droht schon der nächste, sich von der Ampel aus in Gang zu setzen und zwar in direktem Anschluß an die auf den ersten Pulk erst noch folgenden Rechtsabbieger. Da muß ich mit Lotti aber genau den richtigen Punkt erwischen, um wohlbehalten zwischen den einzelnen Fahrzeuggruppen durchzuschlüpfen.
Würden die Autos schneller fahren, wäre die Zeit zwischen den einzelnen Pulkintervallen größer; wir könnten mithin sicherer die Straße überqueren.

besagte Straßenecke
Als wir, Lotti und ich, also neulich abend um die Müller Ecke Burgsdorf bogen, stand er - wie auch am Vorabend - schon wieder da: genau mitten im um-die-Ecke-biegen-Bereich, und studierte sein Smartphone. Da so ein Display ja nicht allzu groß ist, mußten wir offensichtlich trotzdem in sein Gesichtsfeld gedrungen sein können, denn er blickte hoch und sagte: "Mensch, wie gestern abend." Genau um die gleiche Zeit, und er hätte sogar die selbe Jacke an. Wie ich heißen würde, er sei Oliver.
Ich sagte ihm daraufhin nicht, daß ich heute ebenfalls die selbe Jacke wie gestern abend anhätte, einfach, weil es mir nicht einfiel. Dafür nannte ich meinen Namen, und wir reichten uns die Hand. Das geschah so schnell, daß ich nicht mehr dazu kam, daran zu denken - und dafür möchte ich mich hier vor aller Öffentlichkeit entschuldigen -, meine Handschuhe auszuziehen, daß ich ihm also meine behandschuhte Rechte reichte.

Nun laufe ich nicht abends gegen 23 Uhr um Weddinger Straßenecken um Hände zu schütteln und meinen Namen auszuposaunen. Biegt man aber in besagte Straßenecke ein, so betritt man Prime Time Land, und bei Oliver handelte es sich nicht um einen x-beliebigen Oliver, sondern um Oliver T., ein Chef des Prime Time Theaters und der zugehörigen Lokalität Prime Time Kantine in der Burgsdorfstraße. (Das Googeln von 'Prime Time Theater' bringt knapp 68 Millionen Ergebnisse.)

Eingang ins Prime Time Land
Ob ich immer um die Zeit die Gassirunde machte, ja so in etwa eher etwas früher. Was denn mit seinem wäre, frage ich Oliver. Gemeint ist sein Hund, der glaube ich Blacky heißt und damit erst einmal oberflächlich beschrieben ist. Oliver weist mit dem Kopf in Richtung Prime Time Kantine: "Da drinnen."
Ich nicke und sage etwas wie "Okay." oder so ähnlich. Das wäre anders an der Ecke hier auch nicht gut gegangen. Lotti und Blacky mögen sich überhaupt nicht, fauchen sich geradezu an - schon auf Entfernung. Mit S.s Teckelkumpel Rudi und Blacky übrigens dasselbe.

Prime Time Land

Im Weitergehen drehe ich mich nochmal um und rufe zurück: "Hab euch neulich bei Lanz gesehen."
"Ja meine Frau war da , Constanze." Die zweite Chefin des Theaters, Olivers Frau Constanze B., war nämlich zwei Tage zuvor als Gast in der Talkshow von Mario Lanz im ZDF gewesen. "Ich hab dich aber auch gesehen, vorne in der ersten Reihe.", ergänze ich.
Mit erhobenem Arm grüßt er bestätigend zum Abschied, was ich auf die gleich Art erwidere und weiter ziehe ich mit Lotti  zur nächsten Ecke und dann um den ganzen Block.

Prime Time Theater  http://www.primetimetheater.de/impressum.html
wg

Freitag, 14. Oktober 2011

Auf der Bank

Heute morgen mußte ich, deutlich vor Beginn der Öffnungszeit, Geld für S.  aus dem Automaten ihrer Stamm-Bankfiliale in der Müllerstraße ziehen. Gestern Abend hatte sie noch versucht, mich davon zu überzeugen, wie super ihre Methode wäre, sich die PIN für die EC-Karte zu merken. Ich bedankte mich für die Hilfestellung, wie Dracula sich für ein Knoblauch-Kreuz bedankte, das man versuchte, ihm als Morgengabe anzudrehen.
Bei Eselsbrücken rate ich, sich ausschließlich auf sich selbst zu beschränken und zu verlassen.

Egal wie, die angegebene PIN stellte sich auch nach dem zweiten Versuch als nicht passend heraus. Bei mir konnte der Fehler nicht liegen, denn ich hatte sie einfach aufgeschrieben.
Ein Anruf bei S. bewirkte, daß ihr umgehend einfiel, daß sie mir dann eben die andere PIN geben würde. Die ursprünglich gegebene würde wohl zu dem anderen Konto gehören; sie würde das manchmal verwechseln.

Das war also eine Eselsbrücke zu wenig. - Es war aber vor allem überhaupt nicht das, was da heute morgen 'Auf der Bank' lag.
Als ich das Telefonat, frisch versorgt mit erneuter PIN, beendet hatte, sah ich erst, daß neben dem Geldautomaten im Foyer der Filiale auf der Adeckung über den Heizungskörpern ein Mann lag, zugedeckt mit einem größeren Stück Pappe und noch schlief.
Ist das Jo Ackermanns Beitrag zur Abschreckung und damit Eindämmung von Automatenkriminalität, dachte ich, oder doch ein besonders perfider Versuch, PINs auszuspionieren.

Ich beendete mit neuer PIN erfolgreich meine Bankautomatengeschäfte. Der Mann schlief ungerührt weiter. Hatte wohl doch nichts mit Strategien bei der Bekämpfung von Automatenkriminalität, daß der Mann da im Bankvorraum schlief: die Weddinger Variante von Occupy Deutsche Bank.

Samstag, 20. August 2011

Wahlwerbung 04 - Die voraussichtlichen Wahl-Kampf-Sieger

Das ist aber sehr vorsorglich gedacht von der SPD, daß sie ihre Groß-Wahlplakate austauscht. Nun blickt mir nicht mehr diese Frau vom Schluß des vorangegangenen Posts ins Fenster, sondern ...


 Ja da hab ich erst etwas gestutzt. Ist das in der Mitte ein Druckfehler oder falsch geklebt oder ein Stück herausgerissen. M. kam dann drauf, daß das Schnappi ist, das als Handpuppe von einem selig lächelnden Kind geführt Wowie in die Nase beißt. Das ist schon liab.

Ab jetzt also wohl nur noch Wowie. Und es wird den Umfragen nach auch locker reichen für die SPD, zumindest stärkste Partei zu werden. Die Wahlergebnisarithmetik könnte allerdings noch für wilde Konstellationen sorgen.

Langsam nehme ich die Wahlplakatstrecken an den Straßen nicht mehr wahr. Gut so, daß das Gehirn einfach mit Ignorieren reagiert auf reizlose optische Dauerbehelligung. Die SPD Werbung kommt bei mir deshalb auch am besten noch an, weil sie am wenigsten behelligt. Und sogar Wowie muß im wechselnden Motif auf dem Mittelstreifen serviert werden.

Die zentrale SPD-Wahlaussage Berlin verstehen verstehe ich nach wie vor nicht völlig, aber sie bewirkt immerhin keine unangenehmen Gefühle.  Dagegen die verschreckenden Da müssen wir ran und Damit sich was ändert von Grün und Schwarz, das klingt doch ... ja wie klingt das ... na ich würd mal sagen, das klingt wie Wahlkampf.

Für die FDP hats immerhin zu einem Plakat auf Late-Night-Gag-Niveau gereicht. Um es lesen zu können, mußte ich extra anhalten. Für Harald Schmidt würde es wohl reichen. Das wird die Gelben aber zum Glück auch nicht über den Status einer Splitterpartei hinausbringen.

Zumal die Plakataussage so auch nicht zutrifft: Tempo-30 auf Berliner Straßen schwirrt in Politikerhirnen deshalb rum, weil auf diese Weise das Problem des zum Teil katastrophalen Zustandes des Berliner Straßennetzes und des zur Reparatur fehlenden Geldes behoben werden könnte. Es gibt ja schon einzelne 30er Strecken auf maroden Hauptverkehrsstraßen.  

Geheimfavorit für die Wahl ist meines Erachtens aber die PSG, die etwas obskure trotzkistische Partei für Soziale Gerechtigkeit, mit ihrem geforderten Versprechen  nach bedingungslosem Grundeinkommen in Höhe von 1500,- Euro monatlich. Das sind bis zu 2500,- Euro brutto, bedingungslos, für Nichts. Und mit Schwarzarbeit muß das wohl auch nicht verrechnet werden.
Weshalb dann aber auf der Rückseite noch die völlig überflüssige Forderung nach Recht auf Arbeit ?!

Die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen
(BGE) ist so obskur übrigens nicht. In der Schweiz wird es darüber demnächst wohl zu einer Volksabstimmung kommen.

Die Piraten sind gleichfalls für ein BGE. Und vielleicht haben sie ja den Schlüssel für den Wahlsieg.  Das Plakat immerhin spricht einen auf der Straße sehr unmittelbar an. Wenn das auch bei den Nichtwählern, die eventuell gar die größte Partei stellen werden, klappt und sie aktiviert, tja dann ...  

Piratenpartei mag ja charmant sein, Durchschnittsalter 29 und Hauptsache online, aber das mit den Fragen und den Antworten, dachte ich, geht im politischen Wettstreit eigentlich andersherum.
Fragen habe ich selbst genug - oder, soll das heißen, daß ich dann bei den Piraten gerade richtig wäre. Da muß ich ran, will deren Durchschnittsalter aber nicht zu stark anheben.

Weshalb wir uns für eine Weile verziehen, in eine Gegend, in der das ZDF als ein Jugendsender gilt, zur Rehab. Vielleicht klappts bei mir dann aus der Ferne auch mit Berlin verstehen.


Sonntag, 7. August 2011

Wahlwerbung 03 - Grün Schwarz Rot rot

(s. auch Post 'Wahlwerbung 02' v. 2.8.11)
 
Was hab ich mich in den letzten Tagen, wenn ich durch Berlin fuhr, in Gefahr begeben. Was habe ich das Risiko geradezu gesucht, wenn mein Blick nur zur Hälfte auf die Straße gerichtet war, während die andere Hälfte aufwärts gerichtet die Plakate an den Straßenrändern entlangscannte.
Und wofür?

Für den verdruckst-anbiederischen Wortwitz der Grünen im Afrikanischen Viertel: Genau mein WedDing oder auf dem Weg in die Stadt die stabreimende Grüne Wortspielbehelligung: Tilo für Tiergarten. Oder überall im zentralen Stadtbezirk das Willy-Astor-hafte: Fischer? Ja, Mitte!

Und wie stehts mit dem schalen Sozial, Kompetent, Natürlich Bio. Soll mich das dazu animieren, ein Kreuz bei Grün zu setzen?!
Sozial ist sogar die CSU, schon im Namen. Kompetent sollte sowieso jeder sein, der gewählt werden will. Und ob Bio oder nicht ist eher eine Entscheidung für den Supermarkteinkauf und gibts auch längst bei AldiLidl.
Und was soll ich von einem Grünen Eiapopeia wie aus Wilmerdorf halten: Lebenswert. Liebenswert. Grün.  Soll ich dafür wählen gehen?
Der durchgehend grüne Hintergrund der Plakate immerhin ist als Alleinstellungsmerkmal noch geblieben. Und sonst!?

Die Grünen bersten ja vor Tatendrang. Überall wollen sie ranmüssen:  Bezahlbaren Wohnraum, S-Bahn fit machen, Sozial und gerecht  für Berlin und Allem und Jedem wird angedroht:  Da müssen wir ran! Da müssen wir ran! Da müssen wir ran!
Da müssen wir ran heißt erst mal nicht viel. Es ist nicht gesagt, ob sie auch wirklich ran gehen, ob Lösungen gefunden werden, welcher Art diese sind, oder ob es überhaupt welche gibt. Da müssen wir ran benennt im Grunde nur, wo Handlungsbedarf bestünde; es ist nicht gesagt, daß auch gehandelt wird und wenn ja, wie tatsächlich gehandelt werden würde.

Aber erstmal wird großer Aktionismus suggeriert. Genauso unter ADS wie Grün scheint auch die CDU zu leiden.  (Wär doch schon mal eine schöne Grundlage für eine grün-schwarze 'wedding'.)

Komm, laß uns handeln!  säuselt da der alte Charmeur von der CDU oben auf den Plakat ganz im Sinne der Grünen Kernaussage vom Ranmüssen. 'handeln' ist hier zu verstehen als 'tätig sein, tätig werden'. Zusammen mit dem starken Appell eines doppelten Imperativs (Komm und laß) steckt hierdrin also die Aufforderung, etwas zu tun.
Und zwar was? Na etwas. Hauptsache handeln, tätig sein, tun, und zwar in einer Endlosschleife. Wie, warum, wozu? Bleibt ungesagt.

Oder doch nicht ganz. Das ganze Handeln also Damit sich was ändert.
Das ist an Unbestimmtheit erstmal schwer zu überbieten, aber es ist eben die Übersetzung des Obama'schen Change-yes-we-can durch die CDU-Berlin.
Als Grundlage für Koalitionsverträge mag solch ein Ausmaß an Vagheit ja schon mal ein guter Anfang sein, aber Wowie wird das keine schlaflosen Nächte bereiten.
Außerdem gilt bei einer Wahl, daß eine bekanntes Übel immer noch besser ist als unbekannte Segnungen; das ist der Regierungsbonus.

Für Grün oder Schwarz muß ich mich am Wahltag also nicht extra ins Wahllokal begeben. Denn während die CDU einen Hang zum Läppischen in ihrer Wahlwerbung hat, kommt bei Bündnis 90/Die Grünen erschwerend noch ein Nervfaktor durch den textlichen Aufwand hinzu.

Da hab ich mir doch bisher die SPD gelobt!
Ein Kandidaten-Gesicht, der Kernslogan Berlin verstehen, dazu das Rot unterlegte SPD. Soviel Corpsgeist, soviel Einigkeit, wenigstens Corporate Identity hat die SPD schon lange nicht mehr gehabt.

Und diese Ruhe! Nicht dieses aufdringliche hyperaktive Ranmüssen und Handeln und Ändernwollen.
Nein, ganz kontemplativ: Berlin verstehen! Das ist gut, richtig gut, das strahlt Sicherheit aus, da nimmt sich wer Zeit, da versteht jemand erst einmal etwas, bevor er sich ans Handeln macht - worüber aber Nichts gesagt ist, es kann auch ausbleiben.

Und so bescheiden! Alle Kandidaten/innen wie gleichwertig: unser Regierungswowie nicht stärker hervorgehoben als unser einfacher Wahlkreiskandidat, als unser Bezirks-bürgermeister.

Die SPD hätte schon fast meine Stimme sicher gehabt, da ihre Wahlwerbung die am wenigsten behelligende für mich ist, doch dann vorgestern, als ich morgens aus dem Fenster sehe, das hier!


Ich dachte, das Plakat will mich erschlagen, und ständig der Blick der Frau ins Fenster. Nee, das muß ich mir mit der Stimme nochmal überlegen.

Was ist eigentlich mit der anderen Regierungspartei Die Linke.? Machen die überhaupt mit diesmal? Ich habe nur ganz vereinzelt mal das eine oder andere Wahlplakat gesehen.
Vielleicht muß ich aber auch nur mal nach Ost-Berlin fahren. Angeblich soll da zugepflastert sein mit Die Linke.
Könnt' ich ja nächsten Sonnabend mal ne Besichtigungstour machen.
Achnee, ist der 13. August, da hab ich mit Lotti Prüfung!

Dienstag, 2. August 2011

Wahlwerbung 02 - Die Sonne kommt Gerade Richtig

Heute tatsächlich der angekündigte Sonnenschein. Zeit zum Durchlüften, zum Austrocknen. Heißt natürlich, Blumen Gießen. Aber von mir, keine Klage darüber.

Lausepark, heute
Auch keine Klage darüber, daß das Straßenbild anfängt, arg beeinträchtigt zu werden durch die angebeppten Wahlkampfplakatsträuße. Obwohl ich mich gestern dieser Plakate wegen ganz schön in Gefahr begeben habe.
Ich fuhr eine längere Strecke mit dem Auto und versuchte beim Fahren zu lesen, was die einzelnen Parteien mir so mitzuteilen hätten. Schon wenn da nur ein einziges Plakat am Laternenmast angebracht ist, - mindestens in einer Höhe von 2,50 m, an Radwegen nämlich, neben dem Fahrdamm gar in 4,50 m Höhe - lenkt das den Blick stark vom Verkehrsgeschehen ab. Wieviel mehr erst, wenn da zwei oder drei Plakate hängen. Ich bin also eine nicht unerhebliche Strecke praktisch wie blind gefahren. Aber das muß es einem die Dokumentaristenpflicht natürlich wert sein; und passiert ist ja nix.

Da Fotos sich hinter dem Steuer sitzend aber auch nur schwer schießen lassen sind die Gassigänge mit Lotti natürlich das ideale Umfeld um sich eingehend mit der Wahlkampflandschaft zu befassen: Während Lotti an Mast oder Baum schnüffelt, leg ich den Kopf in den Nacken und studiere, wie sich um mich bemüht, wie um mich gebuhlt wird: wenigstens um meine Stimme.
Da der Post 'Wowie war im Lausepark' vom 27.Juli 2011 schon der erste Beitrag zum Thema Wahlwerbung war, gehts heute mit Folge 02 meiner subjektiven, kursorischen und nicht immer gerechten Betrachtungen weiter.

Gestern hatte ich mich noch gewundert, daß ich praktisch kein einziges Grünen-Plakat gesichtigt hatte. Sind die sich schon so siegessicher, daß sie meinen, es gar nicht mehr nötig zu haben. Da ja aber nicht alle Straßen von allen Parteien gleichmäßig bepflastert werden, war ich vielleicht nur noch nicht an den richtigen Orten.

Am Nettelbeckplatz fand ich dann heute morgen auf dem Gassigang Grünes:

Nicht ganz ungefährlich solche Negativwerbung.
Als erstes fällt auf: 'Fällt aus!' Als zweites: die Farbe Grün. Wie hängen die beiden aber zusammen? Ist jetzt Grün dafür, daß 'ausfällt' (das ergänzt man noch selbsttätig mit Unterricht in der Schule), oder ist Grün gar Schuld daran,  daß 'ausfällt'?!

Natürlich nicht, denkt jetzt jeder, aber woher weiß ich das. Von dem Plakat erst mal nicht, denn was als nächstes auffällt, ist das in etwas Sprechblasenähnliches gehüllte 'Da müssen wir ran!' Und  was ist das vor diesem Satz, ein Ampelmännchen? Nein, nach mehrmaligem Zoomen kann  man ein Bärchen ausmachen. Ein Bärchen! Was um Himmelswillen soll das Bärchen hier?!
Und was genau will 'Da müssen wir ran!' uns sagen. Das kann auch heißen, erst mal genau analysieren, dann Lösungsvorschläge erarbeiten, dafür wiederum diverse Gutachten heranziehen. Da kann man dann immer noch sagen, wenn weiter ausfällt: Wir sind dran!
Ja klar, ganz zum Schluß kommt man auf  'Bessere Schulen', ja will ja jeder, diese Forderung in dieser Formulierung könnte denn auch von jeder, aber absolut jeder Partei kommen.
Und wie das gehen soll? Auf jeden Fall will Grün das Hamburger Desaster vermeiden in Berlin, deshalb besser vage bleiben. Auch gut, aber das geht auch mit weniger Worten.

Kunst oder gibt das nen Blutstau?
Die Rückseite versuchts dann mit Kunstklau. Ja, das ist ja ne ganz hübsche Idee sich für Wahlwerbung auf Georg Baselitz zu berufen.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Baselitz)
Dann aber bitte durchgehend.
Außerdem hängt das auch nicht vorschriftsmäßig hoch genug.
Ist doch wohl kein schlechtes Omen fürs Wahlergebnis.

Was bei mir gestern beim Autofahren als Slogan hängengeblieben ist stammt leider von der CDU.
Ob oben links, ob oben rechts, egal, es ist immer 'Gerade richtig'. Dazu ein Bild des jeweiligen Kandidaten und der Hinweis, um welches Mandat es geht, und fertig.
Das ist gerade richtig, wenn man mal schnell eine Wahlempfehlung bekommen möchte: den/die können Sie nehmen=wählen, der/die ist gerade richtig.
Ist der Wein auch gut temperiert? Gerade richtig.
Und das Essen? Nicht zu scharf, nicht zu viel, nicht zu heiß? Nein, alles paletti, Gerade richtig.

Und dieser Minimalismus - weshalb ich den Slogan ja auch so gut beim Autofahren mitbekam -, nicht zu unterbieten: Gerade richtig! Weniger geht nicht. Mehr an Vagheit alerdings auch nicht. Aber es fühlt sich gut an! Und es behelligt einen doch auch nicht so wie das Gesäusel der Grünen, die mit viel mehr nervendem Aufwand auch nicht weniger vage bleiben.

Aber dann,  nur ein paar Meter weiter, wird alles wieder versaut.
Mag ja Frau Neumann gerade richtig sein wie sie will, aber dieses verdruckst-anbiederisch dadrunter gesetzte 'Endlich Neu!Mann' ist ein Wortspielwitzversuch aus der Kategorie: Komm raus, du bist umzingelt.
Das ist Wählerbeleidigung.

Sonntag, 31. Juli 2011

Nochn Tag Regen

Lausepark, gestern
Kommst du schon wieder damit: Daß es geregnet hat.
Ja, und zwar den ganzen Tag hat das gestern weiter geregnet.
Das nervt doch.
Ja eben, das ist nervend,  dieser Regen, der ist unangenehm und der ist auch unpraktisch. Der zweite Tag, an dem ich mit Lotti nicht richtig rauskonnte.

Lausepark, gestern
Es triefte und tropfte aus diesig feuchtigkeitsschwangerer Luft:
Regen würde die Menschen nicht verbinden, so wie das beim Schneefall der Fall wär. Regen macht mißmutig, eng, ein jeder schottet sich ab:
When the rain comes / they run and hide their heads / they might as well be dead / when the rain comes. (Rain, The Beatles * http://de.wikipedia.org/wiki/The_Beatles)

Teltowkanal, gen Westen, gestern
M. bangt um die Ringeltaube, die in einer Nische der Kirchenfassade nebenan gebrütet hatte und nun das grad geschlüpfte Junge durch den Dauerregen bringen muß.
Meine Beruhigung, die würden das schon seit Millionen Jahren erfolgreich überstehen, überzeugt M. nicht, da ja die, ihre Kirchen-Ringeltaube, keine Millionen Jahre auf dem Buckel hätte.

Jetzt wollen wir aber mal die Kirche im Dorf bzw. den Regenschirm zu Haus lassen: Daß es mal gut 2 Tage durchgeregnet hat in Berlin ist so ungewöhnlich, daß es die Stimmung der ganzen Stadt zu bestimmen scheint - aber eben weil es so selten ist.

Aber - als fiele eine Last von einem, war es doch eine Wohltat, wie heute am Morgen und Vormittag schon mal kein Regen mehr fiel, der Straßenbelag abtrocknete und wie gegen Mittag die Wolken anfingen, immer mehr Licht hindurchzulassen.

Für den späteren Tagesverlauf sind sogar noch Sonnenintermezzi angekündigt. Die würde ich dann gegebenenfalls noch fotografisch dokumentiert nachliefern.