Dienstag, 15. November 2011

Streik

Was war ich gestern morgen erstmal sauer: Anschwellender Lärm, Trillerpeifen, Megafongeplärre. Super entspannter Wochenbeginn, denkst du. Na gut, nach Streit hört sich das nicht an.
Gehst du nach vorne, raus auf den Balkon. Achso, Verdi wieder. Streik!


Die nördliche Fahrbahn der Müllerstraße gesperrt von Polizei und besetzt von Demonstranten, die sich gegen das SPD Haus richten und es ansprechen, anpfeifen.

Die südliche Fahrbahn, ein langer Rückstau. Jetzt möcht ich ja auch wegfahren müssen. Das würde meine Laune noch weiter hochtreiben.

Ich höre was von '24 Stunden Mahnwache und wir bleiben hier und kommen immer mal wieder vorbei' durchs Megaphon plärren. Was! Jetzt wollen die den ganzen Tag über und auch noch nachts die Straße gesperrt halten und rumlärmen, plärre ich.
M. sagt, ich solle mich mal wieder einkriegen. Verdi könne auch nichts dafür, daß die Gerüstbauer nicht gekommen seien. Derentwegen mußte ich nämlich extra früh aufstehen, war mithin schon länger wach - und das auch noch umsonst. Ich solle erst mal gucken, so M., worums ginge.
Aus dem Megafongelärme ließ sich akustisch herausschälen etwas wie 'Lohn klauen' und 'Mindestlohn'.  Ich denke noch und sag es zu M., weshalb stellen die sich denn vors SPD Haus, die sind doch für Mindestlohn. Sollen sie doch zur CDU gehen, die sind doch dagegen. Nicht zuletzt hätte es den großen Vorteil, daß deren Hauptquartier nicht in der Müllerstraße zwei Häuser weiter gelegen ist.  M. antwortet auf meine Sottisen mit nur wenig Schmeichelhaftem.

Nach einer halben Stunde war wieder die Ruhe des morgendlich-vormittäglichen Berufsverkehrs eingekehrt. Die Demonstranten waren, nachdem sie die Musik noch einmal hochgezogen hatten, unter Polizeigeleitschutz Richtung Leopoldplatz weitergezogen; der Stau hatte sich erstaunlich schnell aufgelöst.
Zurückblieben 3 Personen, die mit der Mahnwache vor dem Sitz des SPD Landesverbandes begannen.

Links PrimeTimeLand,rechts Mahnwache
Daß die SPD doch nicht ganz das falsche Protestziel war, erfuhr ich dann, als ich mit Lotti zum ersten Gassigang angesetzt hatte aus dem gereichten Flugblatt. Im Streik befinden sich die Beschäftigten der Facility Management GmbH der Charité (CFM). (Insofern ich über 'Facility Management' nur als einem der aufgeblaseren Anglizismen den Kopf schütteln kann, setze ich hierfür Hausmeisterei oder wenigstens Gebäudemanagement der Charité.)

Eingefordert wird von den Demonstranten, daß die SPD als Trägerpartei des Berliner Senats, der wiederum indirekt Hauptanteilseigner der CFM wäre, ihr eigenes Parteiprogramm umsetzte  und das forderte einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro.

Im Laufe des Tages rückte für die 24 Stunden Mahnwache noch Unterstützung in Form eines riesigen Wohnmobils an. Das steht jetzt direkt an der Ecke Müller/Burgsdorf. Getreu dem St. Floriansprinzip sehe ich nicht zuletzt, daß damit 2 Parkplätze in meiner näheren Umgebung belegt sind.  [ http://de.wikipedia.org/wiki/Sankt-Florian-Prinzip ]

Genauso wie es bei dem Streik auch sanktfloriansmäßig zugeht. In ihrem eigenen mittelbaren Verantwortungsbereich nimmts der SPD als Senat offensichtlich auch nicht so genau mit den eigenen Forderungen der SPD als Partei.

Gut auch, die aktuelle Ausstellung nebenan in der Galerie des August-Bebel-Instituts: 'Armut wird gemacht'.
Die Forderung der Demonstranten ist auf einen Lohn von 8,50 Euro aus, brutto. Damit würde Armut etwas verringert.

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