Freitag, 30. Juli 2010

Nur ein Moment

Gestern Hundeschule. Rückweg über die Stadt. Treffen am Ludwigkirchplatz*.
Parkplatz gefunden an der westlichen Seite des Platzes in dem kurzen Stück Emser Straße. Zeit 19:29.

Ich stieg aus dem Wagen aus, ging hinten um das Auto herum, um Lotti von rechts herauszulassen.
Ein Rauschen zog mich jedoch in die Grünanlage des Platzes.
Gleich am Eingang, umringt von gut besetzen Parkbänken, ein heftig plätschernder Brunnen.
Ich holte mein Handy aus dem Rucksack. Zeit 19:30.

Brunnen, Ludwigkirchplatz, Wilmersdorf
Die Blaustichigkeit des Bildes deutet an, wie dunkel, wie schattig dieser Teil der Grünanlage anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang war. Ich sah den Brunnen, dann erst die vielen Menschen drumherum sitzen, - dann, den Kopf nur etwas nach rechts verschoben, die Epiphanie**:

Ludwigkirchplatz, Kirche St. Ludwig

Aus der stark verschatteten Anlage heraus er-leuchtet das genau westwärts gewendete Gebäude der St. Ludwigkiche***. Zeit 19:30.

Ich wollte gerne etwas mehr vom Turm auf dem Bild haben, probierte verschiedene Perspektiven.

Da hatte die Erde sich nur ein kleines Stück weitergedreht. Der Turm nun zwar stärker eingefangen, die erleuchtende Beleuchtung des Kirchengebäudes, - die Epiphanie jedoch - vorbei. Zeit 19:31.


Ich holte Lotti, ging mit ihr noch einmal kurz durch die Grünanlage, telefonierte derweil mit AK wegen Materialzusammenstellungen und dachte, wie sieht eigentlich ein Springbrunnen, wie sieht springendes Wasser von Näherem aus?



http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/ludwigkirchplatz.html
**  http://de.wikipedia.org/wiki/Epiphanie
***  http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/stludwig.html

Donnerstag, 22. Juli 2010

Premieren-Nummer in der Badewanne

Jetzt mußt du wissen, Volkspark Rehberge, schon als Kind bin ich da rumgestreift. Und erste Fußballmannschaft, auch wieder Rehberge. Und dann jetzt mit Lotti, auch wieder Rehberge. Rehberge - kannst du sagen, wie Westentasche, du denkst, du kennst alles --- bis vorgestern, Montag -- eigentlich vorvorgestern.

Jetzt paß auf! Jetzt mußt du wissen, es waren gar nicht so viele Leute da, die auf den Wiesen lagen. Was ich sagen will: das war insofern gut, als - dadurch konnte ich für Lotti gut Bälle werfen. Sie wie besengte Sau immer hinterher, aber warm wars auch. Jedenfalls mußt du auch aufpassen, daß son Dackel. Kurz gesagt, der pest auch durch die Gegend nachm Ball, bis er kollabiert.

Badewanne, Höhenunterschied vom Wannenboden aus ca 2,5 - 3m; nach links zum Plateau

Schon vor der Badewanne also Lotti an die Leine, damit sie bißchen chillt.
Und jetzt paß auf. Das wär was geworden.
Andererseits...man weiß es nicht.
Badewanne natürlich keine Badewanne. Sie heißt nur so, und zwar bei denen, die wissen, daß sie Badewanne heißt. Und da weißst du nicht, wer das wirklich weiß. 

Am Montag also, ich kuck ja immer ob freie Bahn ist, sahs ganz gut aus. Ich hätte nur nach rechts etwas wegschwenken müssen, weil linkerhand sah man so Ausstülpungen in dem hohen Gras. Das sind dann immer irgendwelche Liegewiesenden.

Denk ich, was soll denn das, warum machen die mir denn rechts alles zu: offensichtlich eine Mutter, die laut beinahe hysterisch schreiend: Bleib stehen!, Kommst du ... sofort..., was frau so schreit - wie von der Tarantel gestochen hinter ihrem wegrennenden Kind durch das verbrannte Gras rennt.

Ich trottete mit Lotti voran, das Kind war eingefangen, die Familie machte sich hurtig auf den Weg aus der Badewanne. Das nimmst du so wahr, und fragst dich, warum diese hysterische Verfolgung und warum brechen die so hastig alle auf. Die beiden Ausstülpungen aus dem Gras linkerhand sind nun als zwei Personenköpfe einsichtlich.

Jetzt mußst du das noch wissen mit der Leine und Lotti: Lotti läuft nicht eigentlich weg, wenn sie unangeleint ist; sie läuft jedoch gerne hin: kein Problem, wenn sie hin zu anderen Hunden oder Menschen mit Hunden läuft. Problematischer wirds bei Menschen ohne Hund, wie sie besonders gerne auf Liegewiesen liegen. Mit denen möchte sie dann gerne spielen oder bei denen möchte sie Fressalien ausschnüffeln. Da ist die Freude meistens nicht sehr groß. Hast du immer die schlechteren Karten.
Vom Thema Kinder ganz zu schweigen. Kinder sollten Unterschied beigebracht bekommen zwischen Säbelzahntiger und Dackel. Bis dahin versuche ich ein Aufeinandertreffen zu verhindern. Mußst du viel um- und vorausschauen.
Auch wegen Ordnungsamt.

Plateau der Badewanne mit der zentralen Baumgruppe; Trampelpfad diagonal durchs Areal

In der Mitte des Badewannenareals auf dem baubestandenen Plateau angelangt! Da denkst du plötzlich, wo bist du hier gelandet!:
Neben einem der Bäume, ein paar Meter entfernt vom diagonal durch das Areal geschlagenen Trampelpfad, bei heruntergelassener um die Beine steckener Hose ein sich in Auf-/Abbewegung befindlicher nackter Männerhintern zwischen zwei in die Luft gestreckten Frauenbeinen. Klare Sache, denkst du, da schieben zwei eine Nummer, vollziehen einen Geschlechtsakt. Und das hier in der Rehberge.
Premiere, denkst du nur, noch nie hier gesehen.

Sichtfreiheit auf Baumgruppe

Aber damit geht das Denken erst mal los, richtig rattern denkst du hörst du es.
Nochmal vergewissert,  fürs Protokoll, ja heterosexueller Geschlechtsverkehr, die baumelnden Beine Frauenbeine, von der kräftigeren Art, auch der Männerhintern, ja Mann. Missionar, alles klar.

Denkst du, echt ne Zumutung! Weil, jetzt merkst du nämlich, daß du wie der Typ in der Frau in einer ganz blöden Situation steckst.
Erstmal denkst du natürlich, das ist ja BERLINBANALST. das muß in den Blog. Dafür mußst du aber ein Foto machen, sonst glaubt dir das nachher vielleicht keiner.

Na viel Spaß: dann hol mal schnells Handy raus. 'Lotti, sitz!, damit sie nicht weiterzerrt und das Bild eventuell verwackelt. Fokussiert, abgedrückt, und es macht - nur um vorzutäuschen, daß sie eine richtige* Kamera ist - die Handykamera dieses Klickgeräusch.
Nee, da bist du schon mal sauer, daß das nicht geht. Denn du hast ja noch die beiden Köpfe, die linkerhand aus dem Gras lugen, im Augenwinkel. Na hörmal, ich stell mich doch hier nicht hin und stehe für jeden, der mich sieht, wie der letzte Spanner da.

Da bist du  gleich nochmal sauer, daß die beiden Geschlechtsverkehrenden dich genau dazu machen, wo du nur einfach hier mit deinem Hund vorbeitrottest.
Du weißst zwar nicht genau, warum die gerade hier und jetzt, - es war so gegen halb sieben Abends, also voll hell, - ihre Nummer schieben? Notdurft, also daß sie vor Trieb nicht mehr anders konnten, oder: exhibitionistischer Extrakick. Und den kriegst du ja nur, durch einen voyeuristischen Gegenpart. So! Und genau dieser Döddel bist du plötzlich.
Verstehst du, deshalb zu Recht sauer.

Und allein das Klicken der Kamera. Zu gefährlich. Kannst du nicht machen. Schon ratternde Gedanken, was wenn die plötzlich aufschrecken.
So und dann überleg mal, der Typ vollgeknallt mit Adrenalin. Na gut, mit den Hosen um die Beine, wärst du locker weggekommen, falls der humorlos reagiert hätte. Aber bei der Frau weißst du nie, wenn da die Hysterie mit ihr durchgeht.
Und außerdem, der Typ hätte sich ja um- und von der Frau weggedreht, und willst du wirklich zwei nackte Geschlechtsverkehrsunterbrochene sehen, die wahrscheinlich nicht richtig gut auf dich zu sprechen sind. Und so Argumente wie, na hört mal, nun bleibt mal cool, ich bin immerhin der, der euch den Extrakick verschafft. Muß nicht gut ankommen, kann nach hinten losgehen. Foto also, kam nicht in Frage.  

Nicht groß ans Stehenbleiben denken. Treibt dich ja sowieso mit Lichtgeschwindigkeit fort, wenn du das alles abarbeitest  in deinem Kopf, während du grad mal anderthalb, lass es zwei Schritte gewesen sein gelaufen bist. Und darin ist noch nicht mal eingeschlossen, wofür bei diesen 1 1/2 bis 2 Geh-Schritten gedankenmäßig gar nicht die Zeit war:  Lichtgeschwindigkeit hin, Lichtgeschwindigkeit her:

Warum die Familie vorhin so schnell aufgebrochen und die Mutter dem Sohn so hinterhergepest war, wie sonst nur Lotti einem Ball oder Vogel, klare Angelegenheit. Dort, wo sie lagerten, mußten sie relativ gute Sicht auf die Koitierenden haben; auf die zu der Sohn direkt gerannt war.
Das wäre Lotti unangeleint auch.
Das wär ein Hallo geworden!

Jetzt!  -  Schritt für Schritt, nach vorne schauen. Und das tust du. Hörst -  schon hinter dir, das Geräusch zweier immer schneller aufeinander klatschender Becken und denkst: Haben sie es denn heute alle auf dich absehen. Kurz: Zivilisation dünnes Brett.

Denn nun kamen die beiden Personen linkerhand ins Blickfeld. Die eine war inzwischen aufgestanden und urinierte gegen das Gebüsch; die andere saß im Schneidersitz, blickte in Richtung des Paares, und machte ich weiß nicht was vielleicht auch Nichts, das Gras stand hoch. Paar Schritte jetzt, und ich war aus der Badewanne raus.

Geschafft.

Auf der leeren Großen Wiese anschließend bekam Lotti noch sehr viele Bälle geworfen.
Und achja, ich fand im Gras eine leere, kleine Flasche Berliner Pilsner.
Die nahm ich auf und mit. Konnte sie nicht mehr zerscheppert werden. Die 8 Cent machten nicht wirklich reich.


* analoge

Samstag, 17. Juli 2010

Trügerischer RegenSegen


Schön!
Die Regenschauer konnten einem einen Schauer über den Rücken laufen lassen: vor Freude über den erfrischenden Regen oder fröstelnd vor geradezu winterlichen 23 Grad Plus am Morgen.
Soweit ist man dieser Tage schon, daß Außentemperaturen, die sich den 20 Grad von oben nähern, als Wohltat gefühlt werden. Aber innen, in den Räumen - 28 Grad heute morgen.


Nein, das kommt nicht in die Kiste 'Berliner Schmuddelwetter'. Sondern, für die Zeit, wenn wieder Schmuddelwetter ist, im Oktober, vielleicht November,  kommt das in die Schublade 'War-das-ein-herrlicher-Regen'.
Wann hat es überhaupt das letzte Mal geregnet? Ich kann mich echt nicht erinnern. 


Bis dahin ist auch vergessen, daß dieser Regen so herrlich, so erfrischend gar nicht war. Im Gegenteil! Es war das eher auf der rein optischen Seite. Man sah Erfrischung, und spürte aufkommende, beklemmende Schwüle.

Dazu Lotti, mit der ich ja runter mußte. Sie nur von der Haustür auf die Straße und in den Lausepark rüber zu bringen, wäre ohne leichte Gewalt nicht gelungen. Sie zog zur Tür zurück, ich an der Leine, sie zur Hausmauer, an der es einen schmalen trockenen Streifen gab durch den überhängenden Sims, ich zog zum Bürgersteig hin, sie stemmte sich  gegen die Laufrichtung, ich zog an der Leine, sie schüttelte sich das feuchte Fell, ich stand im Regen und wartete, zog, sie stemmte wieder, ich zog. Das wasserscheueste Wesen, das ich kenne.


Ich belies es bei einer Minimalrunde. Ich war trotz dünnem Regencape auch eher naß, als trocken geblieben, die Schuhe sowieso durchgeweicht, dazu noch unter der Jacke schwitzend.

Hier sind wir auch schon wieder auf dem Rückweg zum Haus. Der Regen hörte bald auf.

Mittwoch, 14. Juli 2010

ReifenHandelEntsorgung

Die ordnungsgemäße Entsorgung eines Altreifens bei der BSR ist entgeldpflichtig.

Auch bei einem Continental-Conti CH 90, 'Reinforced', vom Typ: 205/60 R15 95 H.

Ich tippe mal auf einen Lieferwagen, von dem die Reifen stammen.
Darauf deutet auch 'reinforced' hin, also 'verstärkte' Reifen für eine höhere Gewichtsbelastung.

205 ist kleiner als beim 5er BWM, aber größer als für einen Mercedes Vito. Könnte auch von einem SUV sein. Dagegen spricht aber der SpeedIndex Kennbuchstabe 'H', d.h. nur bis 210 km/h.

Die BSR berechnet für die Entsorgung eines Reifens von weniger als 1m Durchmesser ein Entgeld von 2,60 €.
Der an der Gerichtstraße auf der Lauseparkseite abgelegte aus 8 Reifen bestehende Stapel bringt also schon mal 20,80 € an nicht zu zahlendem Entsorgungsentgeld.

Darin ist noch nicht enthalten die Zeit, die es braucht, zum Recyclinghof zu fahren und die Entsorgung abzuwickeln und wieder zurückzufahren.

Da ist es schon deutlich unaufwendiger, nachts am Straßenrand 2 Sätze Reifen eben mal schnell abzuladen.

Entweder sorgt für die Entsorgung die Allgemeinheit. Oder es findet sich jemand, der findet, er hätte eine Verwendung für die Reifen.


In Osteuropa oder Afrika würde man es nicht so genau mit den Profiltiefen nehmen.
Die Reifen könnten runumerneuert werden. Solange die Karkassen ok sind.
Sie könnten geschreddert werden und finden sich als Dämmaterial, im Flüsterasphalt oder eingestreut in Kunstrasen wieder.
Die Zementindustrie nutzt Autoreifen gerne als Brennstoff.


Nach 2 Tagen war der Reifenstapel jedenfalls weg, abgeholt, von wem und zu welchem Zweck?!

Sonntag, 11. Juli 2010

Lotti in SloMo

Beschreib 'Hitze', gab der Zen-Meister dem Schüler als Koan* auf.

Berlin strebt auf einen neuen Hitzerekord zu. Obs klappt? Wir werdens erfahren, aus den Wetternachrichten***.

Lausepark heute

Die Straßen leer. An Wassern knüppeldicke voll. Viel Spaß bei der Rückfahrt!

Lotti dackelt in SlowMotion durch den Park. Zurück in der Wohnung, wirft sie sich auf die Seite, rührt sich nicht; ein nasses Tuch wird ihr übergelegt. Unpraktisch jetzt so ein Fell. Wir können wenigstens Nichts oder Wenig anziehen.

Lausepark heute

Bäume: Sie stehen so rum. Sie liefern Brenn- oder Bauholz, trägen Früchte. Sie schlucken CO², produzieren Sauerstoff O². Sie geben Schatten, kühlen!

Nettelbeckplatz

Es gibt Glühwein-/Grog-Wetter. Es gibt Biergarten-/Weizenbierwetter.
Jetzt ist Ayran**-Wetter.

Mach das Fenster zu! Es wird warm!

Wer sich zuerst bewegt - schwitzt.

Ich mach heut Nichts. Ich hab schon genug zu tun, die Getränke kalt zu kriegen.

Überlegen, ob die Bewegung unbedingt notwendig ist.
Ja, ich muß die zwei Stockwerke zum Auto runter.
Danach duschen.

Die Vorstellung vom Paradies? Auf jeden Fall was mit kaltem, klaren Wasser.

Brunnen Nettelbeckplatz

Ventilatoren ausverkauft. Ein Glück, wenn man einen Fächer hat. Kostet einen Bruchteil.

Dankbar! Für jeden kleinen Windhauch.

Puuh!

Ein kalter Winter hat auch was!

http://de.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Dan
**    http://de.wikipedia.org/wiki/Ayra
*** ja hat geklappt, in Kreuzberg 38,7 Grad C

Samstag, 10. Juli 2010

Sich wiegen im Untergrund

Die beiden Fahrbahnen und der Mittelstreifen der Müllerstraße werden nicht wie üblich überquert, um mit Lotti hinüber zum Lausepark zu gelangen, sondern es wird der von der Mittelpromenade zugängliche nördliche Eingang des U-Bahnhofs 'Wedding' benutzt, um ein merkwürdiges Angebot wahrzunehmen.

 
Der U-Bahnhof wurde 1923 als damalige Endstation der heutigen Linie U 6 eröffnet, und seitdem scheint hier als Relikt deutscher Ingenieurskunst auf dem Bahnsteigs zu stehen:
die 'Elektrische Präzisionswage mit Kartenausgabe'.  




Auf ihr habe ich schon als Kind gestanden. Mir dürfte damals kaum aufgefallen sein, daß es statt 'Präzisionswage' doch 'Präzisionswaage' heißen muß.
Ist das 'A' weggeschwemmt worden, als sich in den letzten Kriegstagen 1945 infolge der Sprengung des Nord-Süd-Tunnels die Spree bis hierher zum Bahnhof Wedding ergoß und die Präzisionswaage tief im Wasser gestanden habean dürfte?
Andererseits scheint es, als wäre nie wirklich Raum für die vermeintlich fehlende Letter vorgesehen gewesen. 


'Prüfe Dein Gewicht' zerstreut jedenfalls etwaige rechtschreibbedingte Zweifel, ob es sich bei der Wage tatsächlich um eine Waage handelt und spricht mit seiner Aufforderung direkt den Kunden an, die Waage zu benutzen.
Verläßt man das obere Drittel der Waage nach unten, wird ihm ein Versprechen gegeben, demnach es geradezu eine Dummheit wäre, sich nicht auf die Waage zu stellen:


Rauf auf die Waage, wiegen, lange Gesundheit nehmen.
Dank des Inklusivangebots der Kartenausgabe, gibt es etwas in die Hand obendrauf, ein Kärtchen zum Mitnachhausenehmen, damit man seine Kilos, die man mit sich herumschleppt, auch schwarz auf weiß hat.
Anhand der Liste, die Körpergröße und -gewicht in eine Idealbeziehung setzt, kann man sich orientieren, wie weit entfernt man von diesem Ideal und damit der langen Gesundheit ist, wieviel entsprechend noch zu tun ist in der Annäherung an das Ideal.

Denn das ist schon clever gemacht, daß nicht das sich Wiegen allein die lange Gesundheit geben wird, sondern das sich Wiegen UND danach Leben. Man stelle sich mal vor, da würde etwa versprochen:

Oftmals sich wiegen
und Deine Gesundheit wird lange siegen.

Das hört sich nicht nur alles andere als elegant an, nein das wäre ja geradezu eine Einladung, Schadenersatz gegen die Präzisionswaage zu erheben, wenn es gesundheitsmäßig mal nicht so läuft. In diesem Fall könnte sich das InklusivApp der Kartenausgabe auch noch als Bummerang erweisen. Hebt da jemand fleißig seine Kärtchen auf, wäre er beweismäßig schon mal voll im Vorteil, da könnte sich die Waage hin und herwinden wie sie will, unter der Last der Kärtchen käme sie ins Ächzen wie ein Adipositasler unter sich selbst.
Da das Versprechen auf lange Gesundheit aber nur unter der Bedingung gültig ist, auch nach den Erkenntnissen des Wiegeergebnisses zu leben, ist die Waage immer fein raus, weil sie jederzeit sagen kann: Ööh ööh, nix da Schadenersatz - nur sich wiegen gilt nicht, sondern - also, nicht danach gelebt! Da helfen dir dann alle deine Kärtchen nichts!

Aber bleib mal dabei. Nimm mal an, jeden Tag, gehst du da runter in die UBahn. Theoretisch müßtest du ja einen Fahrschein lösen, ja klar, auch wenn du gar nicht Ubahn fahren, sondern nur dich wiegen willst, aber sicher! Aber laß mal jetzt. Also du rauf auf die Waage, Karte gesammelt, und nimmst trotzdem nicht ab, aber denkst, na wie lange wird das noch gutgehen mit der Gesundheit. Also, logo, die Waage Schuld. Das stinkt dir.

Jetzt müßtest du erst mal rausbekommen, gegen wen du eigentlich vorgehen mußst. Nun paß auf, jetzt kannst du gleich was für deine Gesundheit tun. Jetzt mußt du nämlich gleich mal ein bißchen in die Knie gehen:


Sielaff ...irgendwas Gesellschaft, Berlin. Kucken wir mal: http://www.sielaff.de/
Sielaff GmbH & Co KG, Automatenbau. 1886 in Berlin von Max Sielaff gegründet, dem eigentlichen Erfinder von 'Selbsttätigen Verkaufsautomaten'. Das paßte ja.
So jetzt geh mal noch weiter runter, ja da mußt du dich fast hinlegen für - na klar kucken die Leute, wenn sich jemand auf einen U-Bahnsteig legt:


Also alles klar, Eigentum Sielaff Berlin. An die könntest du dich jetzt wenden. Aber ist ja egal, war ja nur mal so durchgespielt, kommst ja eh nicht mit durch, alles abgesichert.

Sielaff-Berlin gibt es jedoch nicht mehr. Seit 1949 sitzt die Firma in Herrieden, südlich von Ansbach in Mittelfranken. Daraus läßt sich immerhin folgern, daß die Präzisionswaage mindestens vor 1949 hergestellt worden ist.
Ich behaupte sogar, vor 1933.
In der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1949 gab es mit Sicherheit ein Problem nicht: Adipositas, Fettleibigkeit oder Übergewicht. Wozu dann eine öffentliche Waage herstellen?
Und die Nazis hätten statt einer stählernen Präzisionswaage auf jeden Fall Waffen bauen lassen.

Ich glaube darüber hinaus, daß sie auch schon vor 1933 da stand, und zwar tatsächlich seit 1923.
Wie hätte dieser Stahlkoloß auf den Bahnsteig anders befördert werden können, außer per Kran durch die noch nicht geschlossene Bahnhofsdecke?!
Und seitdem steht Sielaffs Elektrische Präzisionswaage da, und konnte noch nicht einmal von den Nazis ans Tageslicht gehievt werden, um zu Kanonen oder sonstwas verhackstückt zu werden.

Jetzt steige ich aber einfach mal rauf.
Wow! Super! Nach der Idealgewichtstabelle fehlen mir schlappe gut 10 Zentimeter Körpergröße. (Die aktuellere BMI Berechnung kommt übrigens praktisch zum selben Ergebnis)
Und der Hammer! Ich bin ja nun nicht mitten auf dem Bahnsteig nackt auf die Waage gestiegen, trotzdem hat das Kärtchen die Gewichtsangabe ausgeworfen, die ich auch zuhause, und zwar unbekleidet, zur Zeit ermittele. Das kann ja wohl nur heißen, daß ein Bekleidungsfaktor in die Messung eingerechnet worden ist.
Bei der Datumsangabe auf dem Kärtchen allerdings sind vielleicht einige Schalttage nicht bedacht worden vom Automaten. Es war schon fünf Tage später als angegeben.

Aber jetzt kommt der BonusTrack.
Mag der eine oder andere sagen, habisch selber Waage. OK, alles klar, aber hast du auch sowas????!!!!


Perfekt. Kannst du gucken, wie groß oder geschrumpft du bist. Das hat niemand an seiner tapsigen Personenwaage zuhause, im Bad oder woimmer. Für die Ermittlung des Idealgewichts brauchst du aber eben unbedingt auch deine Körperlänge! Erst dann kannst du wissen, wieviel du noch wachsen, schrumpfen, zu- oder abnehmen mußt.

Der Haken ist ein schöner ExtraService, aber, denke ich, eher für den Winter gedacht, wenn man  mehr Kleidungsgewicht auf die Waage brächte, als als Faktor von der Waage eingerechnet wird. Keine Scheu davor, den Mantel oder die dicke Jacke auszuziehen, anzuhängen und sich für zu schwer oder leicht befunden wiegen zu lassen!

Und das alles für 10 Cent!
Kaum zu glauben. 10 EuroCent steckst du rein, die Waage säuselt kurz, und wirft das Kärtchen raus.
Ein Rätsel, wie solch ein historischer Automat es schafft, Euromünzen zu identifizieren. Wirkt hier das offensichtliche Genie des Max Sielaff nach, der nämlich 1887 das erste Patent für einen Verkaufautomaten erteilt bekam, der offenbar den ersten funktionierenden Münzprüfer besaß. (http://www.sielaff.de)

Bleibt noch herauszufinden, wer eigentlich die Waage betreibt, das Geld herausholt, die Kärtchen nachfüllt, für Wartung sorgt. Aber dafür es ist heute einfach viel zu heiß.

Montag, 5. Juli 2010

...daß Deutschland Argentinien 4:0 besiegte

... hat diesmal weniger mit dem Wedding zu tun, findet aber auch nicht zuletzt hierin seine Begründung. 

M. hat also wieder einen gehörigen Anteil am Sieg - wie ja schon gegen England. (s. Blogpost v. 28.6.2010 '3x Wedding oder ...')

Argentinien (Ausschnitt), gespickt mit Stecknadeln in den Farben der BRD

Über das Spiel Argentinien-Deutschland ist eigentlich alles gesagt, allerdings noch nicht von jedem, - welchem Mangel ich deshalb für meinen Fall schleunigst abhelfen will.
Das Spiel am Sonnabend hat so berauscht, daß ich noch heute am Montag nicht ohne einen Rest von Ungläubigkeit bin.


Weddinger Sommerabend in fiebrigem Siegestaumel

Daß ich das noch erleben darf. Eine deutsche Fußballnationalmannschaft, die nicht nur einfach gewinnt, sondern darüber hinaus ein Spiel präsentiert, daß die ganze Welt begeistert ist.
Das war schon einmal so, vor knapp 40, genau vor 38 Jahren. (Beide Male dabei, damals wie heute: Günter Netzer, beide Male übrigens mit gleicher Frisur, damals etwas länger, heute etwas dünner.
Gemeint ist die Europameistermannschaft von 1972, die u.a. das erste Mal England, und auch noch in Wemnbley, geschlagen hatte.)
Darauf folgten deutsche Nationalmannschaften, die zwar zum großen Teil enorm erfolgreich waren; wenn man aber von einem gelungenen Fußballspiel die Vorstellung hat, es sollte jenseits des zweckorientierten Gewinns auch immer eine ästhetische Dimension haben, aufgrund derer der Gewinn des Spiels erreicht wurde, waren diese deutsche Erfolge nie ganz frei von Verdruß, der in einem aufkommen konnte.

Das war ja in gewisser Weise schon 1974 so, als Deutschland zum zweiten Male Weltmeister wurde, die Holländer aber eigentlich den 'schöneren' Fußball spielten, und nur leider keinen Schwalbenelfmeter produzieren konnten. (Für diese Schwalbe würde Hölzenbein heutzutage Rot sehen und nicht noch einen Elfmeter zugesprochen bekommen.)   
Auch 1954 gewann Deutschland seinen ersten Weltmeistertitel gegen die damals mit Ausnahme des WM Finales den unumstritten  schönsten und erfolgreichsten Fußbal spielenden Ungarn.
1990, als Deutschland das dritte Mal Weltmeister wurde, war die Hochzeit des Ergebnisfußballs. Ich bedaure heute noch, damals meine Lebenszeit mit diesem Finale der beiden Ergebnisfußballmannschaften Deutschland-Argentinien verbracht zu haben.

Was ich damit sagen will: Nun steht das Halbfinale gegen Spanien an, die 2008 die EM ebenso begeisternd und überlegen gewonnen hatten, - gegen Deutschland - wie es jetzt das Spiel der Deutschen charakterisiert. Auch wenn Spanien den Zenit eher überschritten hat, kann es immer noch reichen - so wie 1974 bei der WM für Deutschland.

Zeit ist aber für eine Wachablösung. Und daß ich mal einen Weltmeistertitel der deutschen Fußballnationalmannschaft ohne Verdruß erfahren kann.

M. hat schon mal das Notwendige in die Wege geleitet. Der Atlas ist gespickt!

Das einzig wirklich Unsympathische an dieser Mannschaft ist, daß sie die Kanzlerin in die Kabine läßt. Die hat nämlich ihre Schröpfkur unterdessen fröhlich fortgesetzt und die Kosten für die Krankenversicherung erhöht. Das ist so, als ginge ich zu meinem Arbeitgeber, sage ich brauche mehr Geld, weil ich einfach mehr ausgebe als ich habe und nehme mir das Geld.
Mir würde in diesem Falle RAUB unterstellt, warum nicht der Kanzlerin samt ihrer Chaostruppe!