Am Freitag morgen, also vorgestern, kurz nach Sonnenaufgang, hab ich da einen Schreck bekommen, Mann, und was für einen. Wie jeden Morgen sehe ich gleich aufs Thermometer: und? Minus 11 und irgendwas hinterm Komma. Ich wär fast zu Eis erstarrt. Mensch, denke ich. So ein Mist! Wenn das mal gut geht.
Nein, nicht der Weltrettungs-Klimagipfel in Kopenhagen, der heute zu Ende gehen sollte, und zwar ohne daß sich auf etwas Handfestes hätte geeinigt werden können. Nein, das hat mir nicht den Schreck so in die morgensteifen Glieder fahren lassen; das wär nicht unerwartet. Und eher ja im Gegenteil, Aufatmen wär angesagt, bißchen Erderwärmung heute morgen hätte wirklich nicht geschadet.
Auch nicht das Wachstumbeschleunigungsgesetz der regierenden Traumkoalition, das heute verabschiedet werden sollte, und das sowieso besser Schuldenbeschleunigungsgesetz heißen sollte.
[=> http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/wie-heisst-das-synoym-fuer-wachstum/ ]
Nein, das sowieso nicht, ooch, da muß schon was anderes kommen. Denn mal ehrlich, was gehen mich die Schulden anderer an? Solange ich nicht deren Gläubiger bin, herzlich wenig. Nun könnte man natürlich konstruieren, daß ich als deutscher Staatsbürger mit der Verschuldung des deutschen Staates automatisch so eine Art Zwangs-Schuldner bin, denn die Schulden werden unter anderem in meinem Namen aufgenommen. Das wäre dann aber auch nicht mein Problem, sondern das der Kapitalmarktgeldgeber, denn Schulden hab ich selbst alleine genug. Geht also woanders hin.
Und für einen morgendlichen Schrecken reichen bei mir sowieso weder Klima- noch Kapitalmarkthorrorszenarien. Da müßt ihr morgens schon früher aufstehen.
Aber ich hatte seit gestern Nachmittag einen fast vollen Kasten Bier im Auto!!!
Könnt ihr euch meine Panik vorstellen?! Ich gucke: Minus 11 Grad und ein paar Zerquetschte, super klare herrrlich frische arktische Luft, und damit keinerlei Anzeichen, daß das noch wärmer werden würde. Und der Kasten Bier, der fast volle, die ganze Nacht im Auto.
Mann, was hab ich schon an zerborstenen Flaschen und gefrorenen Bierschaumteppichen aus dem Tiefkühlschubfächernn geholt. Ich wußte also, was du da für ein Schreckensbild zu erwarten hast. Und jetzt gleich der ganze Kofferraum voll davon. Wie sollte ich das bloß wieder sauberkriegen.
Und dann, das schöne Bier, ist ja nicht mehr zum Gebrauchen. Kannst du ja höchstens noch als Bier-Eis-am-Stiel verwenden. Und dann aber aufgepaßt auf die kleinen Glassplitter dadrin.
Ich also runter mit Lotti, - die mußte eh Gassi - sehen ob noch was zu retten ist - Hoffnung stirbt ja zuletzt -. Aber so schnell ging das nicht. Versuch mal mit einem Dackel was schnell zu machen. Die merken das, wenn du was eilig erledigen willst, und dann werden sie besonders störrig. Und arschkalt wars ja nun auch. Da wollte sie erst mal gar nicht raus, trotz wärmendem Mantel. Aber gut, als Dackel so knapp über dem Boden, ist ja noch mal kälter, muß man ja auch verstehen.
Das war das eine. Das andere: das Auto stand gar nicht gleich vor der Tür, sondern zwei Querstraßen weiter. Und das war so gekommen. Ich hatte gestern nachmittag einfach nirgends sonst einen Parkplatz bekommen. War ich natürlich bißchen sauer. Zwei-, dreimal um den Block gecruist, und trotzdem alles voll. Ich die Einkäufe in einer Hand, die Leine mit Lotti dran an der anderen Hand, fast um den halben Block nach Hause, und na klar, wenn du dann an der Haustür bist, fährt natürlich grad einer raus und verhöhnt dich mit der frei gewordenen Parklücke. Da denkst du doch bloß, was ist das fürne Welt, wo bist du hier nur gelandet.
Na nun paß auf. Gestern nachmittag noch, ich voll sauer. Heute vormittag, denke ich, na siehste, manchmal weißt du nicht, wofür was was gut ist. Hinterher immer eindeutig klarer, klar.
Aber das hatte ich auch wirklich gleich gecheckt. Nämlich, wie ich nach einer gefühlten Ewigkeit mit Lotti am Auto angelangt war, ich schon das Auto von weitem geöffnet, gleich ran an den Kofferraum, Klappe auf, ja da war die Freude natürlich groß! Hey, Mann, ich wollts gar nicht glauben. Gleich auf den ersten Blick gesehen: Wow, keine Flasche geborsten. Alles heil. Ich nehm also zusätzlich eine Flasche aus dem Kasten, und was soll ich sagen, noch nicht mal angefroren, nix, kein bißchen Eis drin, alles klar flüssig, wie es Bier eben so ist.
Da war erst mal Erleichterung angesagt. Im nächsten Moment aber gleich schon das dicke Fragezeichen. Egal wie kalt es ist, du kannst ja das Gehirn praktisch nicht abhalten sich Fragen zu stellen, und besonders wenn du dich eh schon wunderst: Ja wie kommt das jetzt?
Wie kommt was jetzt? Na wie kommts, daß das Thermometer Minus 11 zeigt und du im Auto keinen reinen Bierflaschenfriedhof vorfindest? Und nun paß auf, ich sags dir, weil - und das sind so Momente im Leben, die hast du auch nicht alle Tage, da machts einfach Pling und dann Wumm hast dus, ganz einfach, ganz klar, alles tutto paletti, verstehst du - weil, jedenfalls weil ich gestern den Parkplatz nicht vor dem Haus bekommen hatte, darum, deshalb haben die Bierflaschen überlebt. So ist das! Moment, ich erklärs gleich.
Kurz gesagt, und ohne viel Abschweife und Selbst-Verstrickungen in physikalische Gefilde. Es war schlicht und ergreifend wärmer in der beidseitig bebauten, windgeschützten, nach Süden gehenden engen Wohnstraße, in der mein Auto hatte geparkt werden müssen, als vor meiner nach Nordosten gehenden unverstellten und freie Fahrt für Wind bietenden Wohnung an der Durchgangsstraße, an der ja die Temperatur gemessen woreden war. Während bei S. eine Etage höher die Saftflasche auf dem Balkon geplatzt war (für Eis-am-Stiel auch viel passender), waren meine Bierflaschen im Auto in der Seitenstraße deshalb unversehrt geblieben.
Die Temperatur stieg dann noch mindestens 3 Tage lang nicht mehr über Minus 10 Grad. Bier nahm ich jedoch immer gleich mit hoch. Ich wollts ja nicht überziehen.
Achja, in Kopenhagen war noch weniger als befürchtet herausgekommen.
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