Donnerstag, 30. Dezember 2010

Jahresendsplitter

Jeder Jahr von neuem ... nein, ich denke nicht, ach ist schon wieder Weihnachten, oder kommt ja wieder völlig überraschend - nein ... jedes Jahr - und ich meine wirklich jedes Jahr - denke ich:
Mir ist noch weniger weihnachtlich zumute als im letzten Jahr; jetzt kann mir weniger weihnachtlich nicht mehr zumute sein.
So geht das schon seit sicher fünfundzwanzig Jahren oder mehr.
Dabei ist es doch ein schöner Festanlaß: Wintersonnenwende plus Geburt der FrohenBotschaft.

Weihnachten im Zeitalter seiner Konsumierbarkeit bedeutet ja aber vor allem Arbeit (i.e. Geschenke beschaffen)  und übergeordnet Dienst an der Volkswirtschaft (Steigerung der Binnennachfrage für die Nachhaltigkeit des Aufschwungs).
Ein Nachmittag im Gesundbrunnencenter steigert nicht eben den Blick und das Gehör für 'weihnachtliche Anmutungsqualitäten'. 
Weshalb sollte mir weihnachtlich werden, wenn es schon ab dem  Aussteigen aus dem Auto im Parkhaus, wie hier im Gesundbrunnencenter, kein Entrinnen vor dudelnden Weihnachtsliedern/
-songs gibt.
Da würde das Bach'sche Weihnachtsoratorium mitsamt seinen Rezitativen ja wie Subversion klingen.

Urnenfriedhof Wedding, Zentralweg

Um mich mental für die Weddinger Shoppingplaza zu stärken, war ich vormittags mit Lotti die Friedhofsrunde gegangen.
Wie kommt es zu dieser sogenannten Friedhofsruhe, die doch tatsächlich Stille ist? Der Weddinger Urnenfriedhof nimmt 1 Block innerhalb eines dicht besiedelten Gebietes ein.
Kann es sein, daß man Stille spürt, abhängig davon ob man sich diesseits oder jenseits des Zaunes befindet, der den Friedhof abtrennt von der alltäglichen Wohn-Geschäfts-Verkehrsumgebung. Eigentlich kann das kaum sein, dennoch scheint es mir so, weshalb ich mit Lotti immer mal wieder gerne eine Runde dort drehe: Weil hier die Zeit außer Kraft gesetzt ist? Denn die Liegezeit ist nur für die noch nicht dort Liegenden von Belang.


Einen Adventskalender hatte ich auch: von Hertha BSC, mit 24 verschiedenen Fußball-Schoko-Motiven. Hatte M. vor längerer Zeit gekauft, als Hertha gerade die 2. Liga ganz überzeugend anführte. Und jetzt. Ja, ganz gut. Aber irgendwie ärgert Hertha immer.
Am 24. bestand das Schokomotiv tatsächlich aus der Meisterschale: Aber nicht mehr in diesem Leben!


Der pure Luxus war zu dieser Zeit sowieso ganz woanders zu finden - natürlich nur, wenn man grad danach gesucht hatte.
Draußen - freie Fahrt für Lotti und mich.
Ob auf der Marienfelder Feldflur am Stadtrand mit der Dackelgruppe ...
...oder in der Rehberge.

Einmal hat eine Frau allerdings geschrien, - ich solle das Viech wegnehmen, was ich mir denken würde und überhaupt - nun grad zu dieser älteren Frau mußte Lotti hinrennen, sowas ganz Verkniffenes, die mit Ehemann und Enkel auf dem Schlitten unterwegs war.

Müllerstraße um Mitternacht 27./28.12.
Da es nun aber gar nicht aufhören wollte mit Schneien über Weihnachten, wurde der große Freiraum ganz schnell wieder eng. Der Schnee war so tief geworden, daß man sich nur auf den freigeschaufelten oder -getretenen Wegen bewegen wollte. Auch Lottis Abstecher in den tiefen Schnee blieben kurz.
Lang dauerte es, das Auto freizuschaufeln. Gut überlegt man sich, ob man es auch benutzt, denn - wird man später irgendwo einen Platz finden, es wieder abzustellen.
Parkplatzsicherung ist eine Mobilitätsoption.

Müllerstraße um Mitternacht 27./28.12.
Dafür schien die Müllerstraße durch einen oberbayrischen Winterkurort zu führen.
Der Schnee schaffte gleißende Helligkeit auch um Mitternacht. Oder: die neue Straßenbeleuchtung, die so angelegt ist, daß die Müllerstraße locker als Ersatz-Landebahn dienen könnte, kam voll zur Geltung

Lausepark um Mitternacht 27./28.12.
Der Lausepark machte auf verwunschenen Märchenwald.

Für morgen Sylvester ist großes zwischenzeitliches Tauwetter mit Neuschnee angekündigt.
Aber es ist bis jetzt schon anders gekommen als erwartet. Wir sollten eigentlich gar nicht hier, sondern am Schwarzwaldrand sein.

vereiste Leitung zur Satellitenschüssel
Und ansonsten?!-
Ich hoffe, daß sich die hier über mir vorm Fenster hängenden Eiszapfen in Wohlgefallen auflösen und nicht als Hammer-to-fall herausstellen werden.

Einen guten Rutsch ohne hinzufallen wünscht BERLINBANAL.

Montag, 6. Dezember 2010

Bahnhofsrunde

Als Lotti gestern vormittag am Ausgang des Lauseparks nach rechts vom Park wegzog, dachte ich, machen wir eben die Bahnhofsrunde.
Am Sonntagvormittag liegt die Stadtlandschaft am ungestörtesten da, nur spärlich genutzt von Menschen oder Autos. Die Schneedecke allerdings würde noch beschönigen.

Wir könnten auch links rüber zum Urnenfriedhof gehen, ziehen aber die Gerichtstraße runter, und lassen die Post rechts liegen.

Das in den späten 20er Jahren erbaute Gebäude der ehemalgen Hauptpost N 65 mag zwar denkmalgeschützt sein, ich fand das expressionistische Bauwerk aber immer schon er- und bedrückend, allerdings enorm praktisch, da leicht zu erreichen.

Nun ist die Post geschlossen worden; zu renditedrückend die Immobilie offenbar.

Beim Eintrit auf den Nettelbeckplatz scheut Lotti. An einem der Dönerimbisse steht ein Mann mit sehr großem kräftigen Hund, der auf Lotti aufmerksam geworden ist. Lotti folgt mir eng am Fuß vorbei an dem Paar.

Am Abend vorher auf der Abendrunde waren wir in der Triftstraße an einer Gruppe jüngerer Männer mit Flaschen in der Hand vorbeigekommen, die eine ungünstige Aura schon von weitem verströmt hatten. Ich war mit Lotti sehr stringent und in gehörigem Abstand auf dem breiten Fußweg an der Gruppe vorbeigezogen, ohne auch nur den geringsten Kontakt zu der Gruppe herzustellen. Trotzdem rief man mir hinterher, 'Verzieh dich mit deiner Töle'. Darauf reagierte ich jedoch ebenfalls nicht, sondern behielt meinen forschen Schritt bei.
Sowas kann schnell kippen!

Der Nettelbeckplatz an einem Sonntagvormittag kann oberflächlich ganz idyllisch wirken. Das liegt dann jedoch vor allem daran, daß er leer, wie unbewohnt ist. Bei entsprechendem Wetter kann er deshalb auch  unbehaust, verlassen wirken.

Von rechts kommend berührt die Lindower Straße den Platz. Sie verläuft parallel zum Bahndamm bis vorne zur Müllerstraße.  Vergrößert man das Bild, so kann man linkerhand den S-Bahnhof Wedding erkennen, auf dem ein Zug der Ringbahn eingefahren ist.

Das ist dieser Tage - und auch noch am Sonntag - keine Selbstverständlichkeit. Die Deutsche Bahn hat es diesmal schon nach dem ersten Schneefall mit moderaten Minustemperaturen geschafft, die S-Bahn nicht mehr ernsthaft funktionieren zu lassen.

Es macht eben einen Unterschied, ob man einen Verkehrbetrieb wie die S-Bahn betreibt, um Menschen unter den betriebswirtschaftlich günstigsten Bedingungen so gut wie möglich zu befördern, oder ob man die Beförderung von Menschen betreibt, um eine möglichst gute Rendite zu erzielen. 

Biegt man nun rechts um die Ecke, wird der Blick frei auf die Reinickendorfer Straße. Vielleicht ist freier Blick hier nicht die völlig angemessene Beschreibung. Zum einen drängt sich die Bahnbrücke für die Ringbahn sowie die nach Norden fahrenden Züge wuchtig vor das Auge; zum anderen würde hier eigentlich eine unsichtbare Grenze markiert sein: die der durch den S-Bahn Ring defnierten Umweltzone. Wer diese Brücke unterquerte, begäbe sich in die feinstaub-light Umweltzone. 

Den hinteren Eingang des S-Bahnhofs Wedding muß ich aber erst noch mitnehmen, auch wenn Lotti nicht eben hilfreich beim Fotoschießen ist.
Was Vorder-, was Hintereingang ist, läßt sich bei einem S-Bahnhof nicht immer gleich sagen. Hier liegt es auf der Hand.
Diese Hintereingangstreppe hat was Gruseliges, Gefahrverströmendes. Eigentlich kann einem gar nichts passieren, wenn man da hinauf geht; es sei denn, eine Hitchcock Kamera würde den Aufstieg filmen.

Geht man unter der Brücke hindurch die Reinickendorfer weiter, ist man trotz alledem nicht in der Umweltzone, obwohl man sich nun innerhalb des S-Bahn Ringes befindet. Die wahrscheinliche Begründung  für diesen Widerspruch offenbart sich einem jedoch erst rechts hinter der Straßenbiegung.
Zuerst jedoch noch schnell einen Blick auf den Weddingplatz linkerhand mit der betongrauen 70er Jahre Dankeskirche. Es ist der alte Kirchplatz des Dorfes und Vorwerks Wedding und hieß auch bis 1835 so. Dominiert wird der Platz schon lange aber von ...

Schering.  Das ist zwar seit Ende 2006 auch nicht mehr ganz zutreffend, da die Schering AG ist von Bayer übernommen wurde, seitdem Bayer Schering Pharma AG heißt und zukünftig ganz ohne den Namen Schering weitergeführt werden wird.
Für den Anwohner wird das Terrain aber voraussichtlich auf Jahrzehnte weiterhin 'Schering' benannt werden, wie in: 'Dann mußt du bei Schering rechts abbiegen ...' und nicht wie es dann korrekt wäre: Dann mußt du bei der Bayer HealthCare abbiegen.

Das penetrant groß über der Fennstraße prangende Unternehmensmotto: Science for a Better Life heißt - frei - übersetzt auch nichts anderes als 'Ringelpietz mit Anfassen'!

Diese ganze Fennstraße hier hinunter herrscht, obwohl deutlich innerhalb des S-Bahnrings gelegen, keine Umweltzone. Die Vermutung ist, daß damit den Lieferfahrzeugen von und für Schering der Weg zur Autobahn frei gehalten werden sollte. Eine Vermutung, mehr nicht, aber auch nicht ganz unlogisch.

An der Ampel rechts gehts nun aber wieder Richtung Norden in die Müllerstraße zurück.  Wenn man jetzt ganz ehrlich ist und allen Lokalpatriotismus abstreift, wird man kaum behaupten können, daß sich einem hier ein verheißungsvoller Stadtlandschaftsanblick bietet.

Von nahem betrachtet wird das nicht besser. Ohne je dagewesen zu sein; einen Supermarkt an einer Ausfallstraße von Bukarest oder Sofia stelle ich mir äußerlich auch nicht wesentlich anders vor.
Diese Nettofiliale hat innen den Charme einer Ramschkiste. Die angebotenen Waren wirken als wären sie in einer anderen Filiale schon einmal ausgelegt worden.

Deshalb nur schnell weiter, unter die Brücke des S-Bahnhofs Wedding mit seinem Haupteingang und Übergang zur Ubahn. Und raus aus der Umweltzone. 

Durchatmen. Das sieht doch schon ganz anders aus. Rechts das Arbeitsamt und gleich dahinter beginnt der Lausepark.
Den nenne ich ja hier immer so so selbstverständlich, als verstünde sich von selbst, daß der ehemalige Courbiereplatz und heutige Max-Josef-Metzger-Platz eigentlich Lausepark hieße. Für die Einheimischen - und das sind eher nur noch wenige - ist das durchaus klar.

Unklar, woher der Name Lausepark kommt. Nicht mal Googlen hilft hier wirklich, höchstens indirekt: In Velten gäbe es einen Viktoriapark, der ebenfalls Lausepark im Volksmund genannt wird. Das hätte folgenden Hintergrund: Weil sich Liebespaare im Park trafen und zusammensaßen, wie sich lausende Affen.

Eine solche Herleitung ist nicht auszuschließen auch für den Weddinger Lausepark. Es könnte aber auch eine alte Sprachform für das Terrain zugrunde liegen, nämlich das 'lusige Fenn', niederdeutsch für ein feuchtes, sumpfiges Gebiet. Topographisch, wie die nahe Fennstraße noch anklingen läßt, wäre das auf jeden Fall begründet.

Und wenn ich es in meiner Stadtlandschaft noch idyllischer als mit dem Lausepark haben will, dann gehts mit Lotti in die Rehberge. Diese Postkartenwinterlandschaft hatten wir da am Sonnabend nachmittag eine Stunde vor Sonnenuntergang:


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Mittwoch, 1. Dezember 2010

Der WinterAnfang vom Ende

Nur gut daß ich vor einem Monat in zwei Blogbeiträgen noch das ganze bunte Herbstlaub gesammelt hatte. Denn von bunt und Herbst und Laub hat uns der November derweil Lichtjahre entfernt, und zack pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn heute gleich zum  kältesten 1.-Dezember seit Wetteraufzeichnungsgedenken geführt.


 Minus zehn sagt das Thermometer, plus minus X als Windchill des Nordostwindes. Da sträube noch nicht mal ich mich dagegen, Lotti, als sehr bodennahem Hund, eine Schutzmantelung überzustreifen.

Ein Glück nur, daß Lotti ja gesegnet worden ist. Das gibts nicht?! Hätte ich auch gedacht bis vor drei Wochen - bis wir nämlich zu einer Hubertusfeier nach Bötzow gefahren waren - als es noch fünfzehn Grad wärmer war, wir aber schon damals meinten, es wäre vermeintlich arschkalt.

Teil dieser Hubertusfeier des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Teckelklubs 1888 mit anschließender Sauvesper - das heißt köstlichstem über Buchenholz gegrilltem Wildschwein - war ein richtiggehender Minigottesdienst mit Liturgie und Predigt und Musik und - anschließender Hundesegnung.

Schräg war das schon: ein Pastor, laut Einladungstext, also ein evangelischer Geistlicher, dem ich Lotti entgegen gehalten hatte, damit er sie durch sein Aspergil mit Weihwasser besprengt, was ich bis dato für einen ausschließlich katholischen Ritus hielt.

Schaden dachte ich mir könne es aber Lotti trotzdem nicht. Ziemlich sicher auch, daß der einladende Landesverband keinen Pastor, sondern einen Pfarrer für seine Hubertusfeier dabei hatte.

Tatsächlich ist mir hier im Blog glatt eine ganze Umschwungphase durchgerutscht. Diese hier nämlich:

6.11.2010




21.11.2010
25.11.2010
26.11.2010
1.12.2010

Verbunden damit waren hundelogistische Herausforderungen zu bestehen.
Lotti ist es zwar ziemlich egal, ob die Bäume Blätter tragen, belaubt oder kahl sind. Aber ohne Leine läuft sie schon lieber als mit; ich übrigens auch. Ohne Leine geht aber nicht auf der Straße, wenn es aber dunkel ist, gehe ich nicht mehr in den Park.
Dunkel ist es jedoch immer früher im Tagesverlauf geworden. Von daher kann es nicht mehr so häufig in den Park gehen, sondern es mußten neue Runden erarbeitet worden, die man auch in der Dunkelheit laufen kann und die genügend Abwechslung schaffen. Da geht es Lotti nicht anders als mir. Ich hoffe das auch fotographisch nachvollziehen zu können. Einen entsprechenden Aufnahmemodus habe ich bei der Kamera immerhin gefunden.

Die Probleme des Sommers gibts natürlich längst nicht mehr. Die Rehberge wird völlig beherrscht von Hundebesitzern und vereinzelten Joggern. Wenn man es einrichten kann, so ist gerade die Stunde vor Sonnenuntergang besonders hunde-sozial-intensiv in der Rehberge. 

Neulich allerdings ...

(jetzt muß ich erst die Abendrunde mit Lotti gehen, hat sich leider draußen verschlimmert, d.h. nochmal wettergerecht umziehen) ...

... (wieder zurück) Deshalb erst einmal die neuesten Neuigkeiten vom Draußen:


Das eigentliche Problem ist der Wind...

... Also neulich in der Rehberge, nähere ich mich am Stadion Rehberge mit der feilaufenden Lotti einer Frau, die einen etwas größeren Hund als Lotti an der Leine hält. Aus gut fünfzig Metern ruft sie mir aufgeregt zu, ihr Hunde würde beißen. Je näher Lotti und ich der Frau und ihrem angeleinten Hund kamen, desto mehr steigerte sich die Aufregung der Frau, desto hysterisierender wiederholte sie, daß ihr Hund bisse.
Der Hund selbst beobachtete uns aufmerksam. Lotti ging ebenfalls aufmerksamst auf das Paar zu; ich versuchte sie halbherzig anzuhalten. Als wir nahe genug waren, die Frau hyperventilierend fast hinter über gekippt wäre, bellte ihr Hund hochsteigend nun auch Lotti an, die ihrerseits nicht zurückstehen wollte und bellend auf den Hund zuging. Da ging ich nun mit dem Fuß dazwischen und scheuchte Lotti weg, um etwaige Auseinandersetzungen gleich zu ersticken.
Was sollte der Hund der Frau aus dem Verhalten der Frau eigentlich machen außer zu meinen, daß sich wachsende Gefahr näherte.
Ich stellte mir die Frau nicht als Hunde-, sondern Autoführerin vor, die mir hyperventilierend zuruft: 'Mein Auto fährt überall gegen!

Und jetzt nochmal Winter.

Wenn man sich doch so sehr wünscht, daß der Winter vorbei ginge, muß er ja erst einmal angefangen haben. Das war spätestens heute in Berlin der Fall.
Das ist doch eine gute Nachricht:

Der Anfang vom Ende!