Mit Lotti in der Rehberge wäre es mir sicher ziemlich schnell aufgefallen, daß hier etwas nicht stimmt. Zwischen dem Volkspark und dem Flughafen Tegel liegt ja nur eine breite Straße und ein Kasernengelände. Keine startenden oder landenden Flugzeuge am Himmel, nicht das Hochdrehen der schiebenden oder schubumgekehrten Turbinen hinter den Bäumen.
Daß die Freunde am Rand des Hotzenwalds [ http://de.wikipedia.org/wiki/Hotzenwald ] immer noch in selbigem auf Standby sitzen und nicht wie geplant im Tunesienurlaub sind, schade und verwunderlich.
Die Cousin-Familie sitzt im Zug auf der langen Rückfahrt von Rom, statt längst hergeflogen zu sein. Die Tante kommt nicht weg nach Hause nach Florida.
Hinten links gehts nach TXL: nix zu sehen.
Wie denn das alles käme, würde man sich wohl fragen, wenn man nicht am Nachrichtentropf von TV-Internet-Zeitung hinge. Auf einen Aschewolken speienden Vulkan in Island mit dem nur für isländische Verhältnisse übersichtlichen und leicht auszusprechenden Namen Eyjafjallajökull als gemeinsame Ursache all dieser merkwürdigen Begebenheiten würde man natürlich nicht kommen.
Wenn man jedoch nicht unterwegs sein mußte, war es nicht das Chaos des Jahres, das sich durch einen europaweiten Flugverkehr, der am Boden blieb, ergab, sondern nicht mehr als leicht verstörende Ruhe.
Derweil ist die erste Pracht des Frühlings ernüchternd abgeblättert.
Aber der Kirschbaum ist nicht allein. Andere, deren Namen ich nur nicht kenne, haben nachgezogen.
Der Lausepark im prallen Frühlingsidyllleben:
Während der Frühling also sein Werk weiter vorantrieb, der Eyjafjallajökull Asche spie und die Flieger nicht flogen, war ich mit Hausmeister K. mit einem Kleintransporter in Berlin unterwegs und fing mir auf dem Rückweg zwei Mittelfinger.
Wir hatten Hobeldielen für einen neuen Fußboden geladen und fuhren den Tempelhofer Damm hoch. Kurz bevor die Stadtautobahn den T-Damm kreuzt - wo die Verkehrssituation immer etwas unübersichtlich bis heikel ist - fährt vor mir auf der rechten Spur ein Fahrradfahrer mit gutem Tempo. Eigentlich könnte er auf den hier gut ausgebauten Fahrradweg einbiegen, was er jedoch, wie ich erahne, nicht tut. Will ich ihn nun nicht über den Haufen fahren, habe ich die Wahl zwischen scharfem Abbremsen und Ausweichen auf die Mittelspur, was voraussetzen sollte, daß diese auch frei ist und ich nicht meinerseits einen anderen Autofahrer vor dieselbe Wahl stelle, die mir bleibt. Nur weil ich vorausblickend dem Fahrradfahrer angesehen habe, daß er weiter auf dem Fahrdamm bleibt und deshalb im Vorhinein klären konnte, daß die Mittelspur frei ist, konnte ich dem Fahrrad problemlos ausweichen.
Das geschah jedoch nicht, ohne daß ich ihn durchaus verärgert und deshalb aggressiv anhupte, woraufhin er sich zu mir hindrehte und mir nicht weniger wütend den Mittelfinger entgegenstreckte, während ich ihm gestikulierend den Weg zum Fahrradweg zeigte.
Lieber Radfahrer. Wenn ich so Auto gefahren wäre wie du mit deinem Fahrrad, hättest du gute Chancen gehabt, im Krankenhaus oder auf dem Friedhof zu landen, oder, - was dir natürlich egal gewesen wäre - ich hätte unter Umständen einen Unfall mit dem nach mir folgenden Verkehr heraufbeschwören müssen, nur um dich nicht zu überfahren. Wenn ich nämlich erst in der Situation und nicht vorausblickend entschieden hätte, wäre da einiges an Fehlentscheidung möglich gewesen. Der Leidtragende wärst du eventuell gewesen, der letztendliche Verursacher du in jedem Fall. Deshalb meine Wut, die sich per Hupe Luft verschaffen hat. Deinen Mittelfinger kannst du dir im übrigen sonstwohin stecken!
Oder guckst du hier: http://www.berlin.de/polizei/verkehr/radfahrer.html
Weiter den T-Damm entlang, der dann in den Mehringdamm übergeht. Vor der Kreuzung Tempelhofer/Hallesches Ufer gibts eigentlich immer was während der roten Ampelphase. Diesmal gings wieder ums Scheibenputzen. Gegen Punks habe ich dabei nichts. Anders bei den wahrscheinlich irgendwo aus Südosteuropa kommenden Drückern. Dem ersten, der sich mit seinem Putzset näherte, bedeutete ich verbindlich, aber bestimmt, daß ich keine Scheibenwäsche wünschte, was auch ohne Gegenreaktion akzeptiert wurde. Damit schien die Sache erledigt. Nicht jedoch für den Putzkompagnon, der- ich machs kurz - sich vor dem Seitenfenster gleich ohne Putzset aufbaute und mir unmißverständlich mit immer aggressiver starrendem Blick und indem er mir erst den hochgestreckten Daumen, dann den Zeigefinger und zuguterletzt den Mittelfinger entgegenstreckte, mitteilte, daß er 1 (oder 3?) Euro haben wolle und wofür er mich hielt, weil ich seiner Forderung mit immer unwilliger werdender Gestik und Mimik nicht nachkam. Bevor eine weitere Eskalationsstufe erreicht werden konnte, schaltete die Ampel auf grün.
Ja, so fing ich mir neulich zwei Mittelfinger; wegen Hupens und weil ich mich nicht der Weggelagerei und Nötigung beugte. Hätt schlimmer kommen können.
Hi W.,
AntwortenLöschenund wie kam das jetzt mit den Mittelfingern? Das ist ja ein sehr schöner "cliffhanger", den du da produziert hast.
An den Frühling haben wir uns ja jetzt schon gewöhnt - es grünt und blüht halt. Die Pflanzen tun, was Pflanzen tun müssen und der unaussprechliche Vulkan macht auch nur, was Vulkane so tun müssen, ebenso die Luftaufsichtsbehörden - nehme ich mal an.
Aber waren die Mittelfinger unausweichlich?
neugierige Grüße (immer noch) aus dem Hotzenwald
T.
Hallo T.
AntwortenLöschenauf alle Fälle habe ich die Frühlingsbilder hier gesammelt. Glaubt man doch selber nicht mehr im Dezember.
Ich hab ja die Mittelfinger nicht benutzt, waren ja die anderen. Beim ersten Fall, klar ich hätte den Radfahrer über den Haufen fahren können, oder hätte nicht gehupt. Dann häts auch keinen Finger gegeben.
Beim zweiten Fall ... ich muß jetzt zur Hundeschule. Auf dem Rückweg gehts wieder über Mehringsdamm/Hallesches Ufer.
Bleibt eisern beim Warten im Hotzenwald.
Werner