Donnerstag, 11. März 2010

Ein Alien auf Kiezbesuch

Wenn dem speziell im Sprengelkiez beheimateten gemeinen Weddinger, oder auch diesem an sich, ein Outdoor-Gelüst überkommt, wenn ihm also nach Biergarten ist und er zudem als so verantwortungsvoller wie bequemer Bürger darauf Wert legt, den anvisierten Ort zu Fuß zu erreichen, wird er als eine Möglichkeit unter nicht sehr vielen etwa das 'Schupke' ansteuern können.


Wettermaßig ist das jetzt noch nicht unbedingt angesagt, obwohl sich der rauhe Menschenschlag hier eben auch von härteren Bedingungen nicht schrecken läßt.

Schupke, 1 Gast genießt die pralle Sonne, Außentemperatur um 0 Grad

Die Harten sitzen schon im Garten;
die Masse meidet die Terrasse.

Neulich nun hat sich ein Außerirdischer, materialisiert als drinking man,  auf seiner Erdenerkundung ins Schupke gewagt - hier seine Aufzeichnungen, aus denen die folgenden Zitate stammen.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Stadtleben-Wedding-Grenadine-Thekentanz-Cocktails;art125,3048072
Man kann ja mal eine Trinktestexpedition in raue Regionen wagen. Kreuzberg ist auch nicht überall lustig, oder?
Er mußte also schon von der Region Wedding gehört haben, was bei ihm offensichtlich Unwohlsein verursachte, um nicht zu sagen, etwas wie Furcht schien ihn ergriffen zu haben. Aber der Notfallplan stand:
Außerdem ließ ein Blick auf den Stadtplan erkennen, dass sich in der Umgebung des Schupke drei U-Bahnhöfe befinden, in Nahflucht-Weite.
Sprengelkiez: Trift-/Tegeler Str.= Schupke,UBahn Stationen auf vorgezogene Spitze-Linksaußen-Rechtsaußen, dort auch SBahn-Ringstation

Das Expeditionsobjekt im engeren Sinne war das "Happy Cocktail Night" Angebot im Schupke, dienstags ab 17 Uhr zu reduzierten Preisen.
Wedding? Oh. Da soll es wirklich Cocktails geben, die nicht im Bierglas serviert werden? Der drinking man, sonst kaum zu Diskriminierungen neigend, war doch pauschal pessimistisch, als ein compañero ein Lokal im Nordberliner Arbeiterviertel vorschlug.
Die Normalpreise für Cocktails liegen so um die 5 €; den Tagescocktail gibt es zudem ab 9 Uhr 30 für nur 3,33 €.
Der drinking man gesteht, dass die Tiefpreise sein Misstrauen verstärkten. 
Todesmutig allerdings überwindet sich der dm und haut erst einen My Way rein, darauf einen Mai Tai, - offensichtlich, da nichts Gegenteiliges vermerkt wurde, dann doch aus Cocktailgläsern - dreht auf mit einem Sex on the Beach und schaltet mit einem Tropenfeuer den Nachbrenner ein.
Die ersten beiden hätten sehr ähnlich, aber nicht schlecht geschmeckt; das herb-bittere Tropenfeuer stäche vom extrem aprikosigen Sex on the Beach ab. Gesamturteil:
Ließ sich jedoch alles trinken. Mehr musste dann aber nicht sein.
Verstehe ich. Vier Cocktails hintereinander, stolze Leistung, Hut ab! Mir wäre spätestens beim Extremsex am Aprikosenstrand, dem dritten Hahnenschwanz - oder um das Niveau etwas abzusenken: Schwanzschwanz, der Mund zusammengeklebt; und zwar unabhängig von der location oder area. In einer Bar oder Lounge in MitteFriedrichshainKreuzPrenzlKölln würde ich dafür aber auch noch mindestens das Doppelte bezahlen.

Als Ergebnis der außerirdischen Trinkexpedition läßt sich also festhalten:
Inmitten des Sprengelkiezes im Schupke kann man sich preiswert gut trinkbare Cocktails einverleiben.
Sie werden nicht in Biergläsern serviert, sondern in extra Cocktailgläsern. (Man bekommt auch Besteck, wenn man Essen bestellt!)
Man kommt - auch aus entfernteren areas und districts - sehr gut mit der U-Bahn hin.

Lasse sich aber niemand in die Irre führen von den nicht ganz ortsfesten Kenntnissen unseres extraterrestrischen Besuchers, der das Schupke zwar zutreffend im "Wedding" ansiedelt, diesen aber für ein "Nordberliner Arbeiterviertel" hält.
Zum einen ist das mit den Arbeitern so eine Sache. Gwido W. würde bei einem Arbeitslosenanteil von 25-30 % eher vom HartzVier Viertel geifern. Zum anderen, und das ist ungleich wichtiger, ist der Wedding keine Nordberliner Region, das sind eindeutig die Bezirke Reinickendorf und Pankow. Der Wedding dagegen gehörte als einer von sechs Bezirken auch schon vor 1920, als Groß-Berlin gegründet wurde, zum Berliner Stadtgebiet, dem heutigen Innenstadtbereich. Die anderen fünf Bezirke waren Mitte, Tiergarten, PrenzlBerg, Friedrichshain und Kreuzberg.


Das Schupke ist so gelegen, daß in den langtagigen Monaten die untergehende Sonne bis zum Schluß auf die Terrasse scheint. Da kann man rumhocken, - wenn man einen Platz bekommt, Weizenbier vom Faß oder das hauseigene Schupke-Bräu Bier trinken (natürtrüb, nicht unbedingt mein Fall, aber immerhin mit Einzigartigkeitswert), oder eben - werd ich mal probieren an einem Dienstag - einen Cocktail schlürfen.


Der Ausblick ist nicht eben spektakulär. Im Gegenlicht der untergehenden Sonne mit einer vollbesetzten Terrasse und einem kalten Getränk vor sich aber so rauh-idyllisch wie es hier nun mal ist.

2 Kommentare:

  1. Hallo nochmal,
    darauf einen Dujardin, bzw passend zu unserer area, einen Kirsch.
    Übrigens, "Veilchen träumen schon, ..." wie der erste Gast im Biergarten des Schupke.
    Sonnige südliche Grüße in den hohen Norden der Berliner Innenstadt. Ihr hattet heute Schneeregen, hab ich gehört. Ist ja eklig.
    tina

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  2. Hallo Tina, ... oder darauf einen typisch Weddinger Mai Tai. Sehr schön deine sonnigen südlichen Grüße. Hier liegts auch heute um die Schnee-Regen Temperaturgrenze. Aber grad trocken, gestern wirklich eklig, noch nicht mal Lotti wollte wirklich raus.
    W

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