Samstag, 29. November 2014

Vom Händeschütteln

Noch einmal der Ostwind. Den hätte Putin geschickt, meinte heute morgen M. 
Richtig ist zumindest, daß der Wind aus Sibirien kommt. Und richtig ist auch, daß er auf unsere nach Nordosten weisenden Fenster geht und die Wärme aus dem Zimmer zieht, was erhöhte Heizanstrengungen erfordert, was einen erhöhten Gasverbrauch nach sich zieht, was, da es sich um russisches Erdgas handelt, indirekt Putin nutzt.
Lotti beflügelt der Ostwind, so wie jede Luftbewegung. Lotti wird in Jagdstimmung versetzt. Ob die Ohren nun querstehen von der Luft, die beim Vorwärtsjagen der Meute aufgewirbelt wird oder durch den Ostwind, für Lotti ist beides Action. 

Als wir vom Lausepark heute morgen einbogen in die Gerichtstraße und uns der Wind so richtig ins Gesicht schlug fiel mir ein: Ich hab ja Putin mal die Hand gegeben, oder er mir, jedenfalls haben wir uns die Hände geschüttelt. In Sankt Petersburg, als er stellvertretender Bürgermeister war. Wir waren informiert, daß er bestens Deutsch könne, es aber nicht sprechen würde mit uns.  Wir unterließen auf jeden Fall schon mal blöde Bemerkungen. Ich kann mich nicht erinneren, jemals auf einen Menschen getroffen zu sein, der ein derart unverhohlenes Desinteresse an mir, an unserer Gruppe, hatte. Nicht daß er gelangweilt war oder er sich gestört fühlte, nein es war eine Aura, die er ausstrahlte, bei der unsere Existenz nicht von Belang für ihn war. Nicht daß ich damit schon ein Putin-Versteher wäre.

Als wir auf dem Rückweg wie üblich an der Ecke des SPD-Hauses (Kurt-Schumacher-Haus, Zentrale der Berliner SPD) die Müllerstraße wieder überquerten, fiel mir ein weiteres, ganz anderes Händeschütteln ein. Hier an der Ecke muß das gewesen sein, wo der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt einem Jungen die Hand schüttelt, was dieser freudestrahlend und stolz seinem Großvater erzählt. Willy Brandt hat mir die Hand geschüttelt! Wusch, hatte er sich eine Ohrfeige gefangen. Der Großvater war frühes Mitglied der Berliner CDU. So war das damals in den frühen Sechszigern.

Das schönste am Ostwind ist - wenn man wieder im Haus ist. 

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