Während ich bei den Gassigängen tagsüber versuche, die Strecken so variantenreich wie möglich zu gestalten, ähneln sich die abendlichen Gänge doch stark. Ich möchte das eher hinter mich bringen, und dann Feierabend; und Lotti wirkt spätabends auch nicht sonderlich erpicht darauf, neue Gassirouten auszutesten.
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Selbsterklärend |
Fast immer geht es im wesentlichen einmal um den Block, einmal ums Karree, und zwar im Uhrzeigersinn, also auf einem Kreis, den man rechts herum begeht. Das erste Mal um die Ecke geht es mithin Müller Ecke Burgsdorf.
Heute vormittag stand dort in der Müllerstraße wieder einmal nach längerer Zeit die polizeiliche Verkehrsüberwachung mit einer Laserkanone da. Überwacht wurde die Einhaltung der 30er Zone ... tja, die irgendwie mit der Schule Ecke Trift - die Ecke, um die es abends als letzte geht - wohl zu tun hat
[vgl. Blog v. 15.10.10
Happy Way http://berlinbanal.blogspot.com/2010/10/happy-way.html ].
Nun führen solche Radarkontrollen für den Anwohner, zumal für den hundeführenden, aber nicht nur zur Entspannung, obgleich man denken sollte, daß es von Vorteil ist, wenn die Autopulks durch eine 30er Zone zum langsameren Fahren genötigt werden. Diese temporären erzwungenen Entschleunigungen sind jedoch trügerisch und können tückisch sein, wenn man sich nämlich von ihnen einlullen läßt und nicht daran denkt, daß die höchsten Geschwindigkeiten hier abends und nachts erreicht werden im Rahmen von Probefahrten mit dem frisch geleasten 7er oder Bugatti und Vergleichsfahrten von Yamaha und Harley. Hilfreich, da direkt den Überlebensimpuls vorm Überqueren der Straße schärfend, sind lediglich die gefühlten 120 Dezibel beim Hochziehen, bei allen negativen Implikationen wie beim Fluglärm.
Hier würde sich natürlich eine Verkehrsüberwachung auch mal lohnen.
Am Vormittag jedoch bewirkt die radarüberwachte 30er Zone nur, daß der Großteil der Autofahrer auch tatsächlich um die 30 fährt, jedenfalls nicht wesentlich mehr, auf keinen Fall die üblichen 55 plus. Ergebnis: Nun muß ich mit Lotti besonders darauf sehen, wie wir über die Straße kommen.
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Radarkontrolle Müller Ecke Burgsdorf, leider vormittags |
Die Autos nähern sich von der Ampel an der Triftstraße her mit einer derart aufreizenden Langsamkeit, daß ich sie schon auch auffordere, nun mal schneller zu machen. Das bleibt zwar ohne jeglichen Effekt, aber daß hier irgendjemand auf fahrende Autos auf der Straße einredet, fällt immerhin nicht weiter auf.
Aufgrund der verringerten Geschwindigkeit dauert es und dauert es, bis die Fahrzeuge durchgezogen sind. Während der eine Pulk noch nicht vorbeigeschlichen ist, droht schon der nächste, sich von der Ampel aus in Gang zu setzen und zwar in direktem Anschluß an die auf den ersten Pulk erst noch folgenden Rechtsabbieger. Da muß ich mit Lotti aber genau den richtigen Punkt erwischen, um wohlbehalten zwischen den einzelnen Fahrzeuggruppen durchzuschlüpfen.
Würden die Autos schneller fahren, wäre die Zeit zwischen den einzelnen Pulkintervallen größer; wir könnten mithin sicherer die Straße überqueren.
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besagte Straßenecke |
Als wir, Lotti und ich, also neulich abend um die Müller Ecke Burgsdorf bogen, stand er - wie auch am Vorabend - schon wieder da: genau mitten im um-die-Ecke-biegen-Bereich, und studierte sein Smartphone. Da so ein Display ja nicht allzu groß ist, mußten wir offensichtlich trotzdem in sein Gesichtsfeld gedrungen sein können, denn er blickte hoch und sagte: "Mensch, wie gestern abend." Genau um die gleiche Zeit, und er hätte sogar die selbe Jacke an. Wie ich heißen würde, er sei Oliver.
Ich sagte ihm daraufhin nicht, daß ich heute ebenfalls die selbe Jacke wie gestern abend anhätte, einfach, weil es mir nicht einfiel. Dafür nannte ich meinen Namen, und wir reichten uns die Hand. Das geschah so schnell, daß ich nicht mehr dazu kam, daran zu denken - und dafür möchte ich mich hier vor aller Öffentlichkeit entschuldigen -, meine Handschuhe auszuziehen, daß ich ihm also meine behandschuhte Rechte reichte.
Nun laufe ich nicht abends gegen 23 Uhr um Weddinger Straßenecken um Hände zu schütteln und meinen Namen auszuposaunen. Biegt man aber in besagte Straßenecke ein, so betritt man Prime Time Land, und bei Oliver handelte es sich nicht um einen x-beliebigen Oliver, sondern um Oliver T., ein Chef des
Prime Time Theaters und der zugehörigen Lokalität
Prime Time Kantine in der Burgsdorfstraße. (Das Googeln von 'Prime Time Theater' bringt knapp 68 Millionen Ergebnisse.)
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Eingang ins Prime Time Land |
Ob ich immer um die Zeit die Gassirunde machte, ja so in etwa eher etwas früher. Was denn mit seinem wäre, frage ich Oliver. Gemeint ist sein Hund, der glaube ich Blacky heißt und damit erst einmal oberflächlich beschrieben ist. Oliver weist mit dem Kopf in Richtung Prime Time Kantine: "Da drinnen."
Ich nicke und sage etwas wie "Okay." oder so ähnlich. Das wäre anders an der Ecke hier auch nicht gut gegangen. Lotti und Blacky mögen sich überhaupt nicht, fauchen sich geradezu an - schon auf Entfernung. Mit S.s Teckelkumpel Rudi und Blacky übrigens dasselbe.
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Prime Time Land |
Im Weitergehen drehe ich mich nochmal um und rufe zurück: "Hab euch neulich bei Lanz gesehen."
"Ja meine Frau war da , Constanze." Die zweite Chefin des Theaters, Olivers Frau Constanze B., war nämlich zwei Tage zuvor als Gast in der Talkshow von Mario Lanz im ZDF gewesen. "Ich hab dich aber auch gesehen, vorne in der ersten Reihe.", ergänze ich.
Mit erhobenem Arm grüßt er bestätigend zum Abschied, was ich auf die gleich Art erwidere und weiter ziehe ich mit Lotti zur nächsten Ecke und dann um den ganzen Block.
wg