Samstag, 14. August 2010

Nachhause Kommen

Wir waren wieder zuhause angekommen.
Über A114, Dreieck Pankow und Schwanebeck und die A11 raus aus Berlin zu einem Familiengeburtstag in der Uckermark kurz vor der polnischen Grenze, rüber über die A20, B96n und die B105 an den Saaler Bodden zu einem Treffen mit Freunden, zurück über die A19 und A24, Dreieck Havelland und Oranienburg und die A111 und A105 wieder hinein nach Berlin.

Lausepark: sah aus wie immer, nur weniger vermüllt. Schlußfolgernde Begründung: Wetter war nicht so gut

Da ich zwischendurch nicht getankt hatte, war ein Auffüllen des Benzinbestandes nicht gerade überflüssig. Meine Stammtankstelle wollte 1,42 € für den Liter Super. Das erschien mir unterbietbar, und ich fuhr zu einer nahegelegenen Tankstelle neben einem Baumarkt in der Ellen-Epstein-Straße, zu dem ich sowieso mußte: 1,37 € pro Liter.

Auf dieser Tankstelle spielte sich das Vorekommenisse ab

Zwischen den Zapfsäulen ein kleiner Peugeot, aus dem mir ein Mann mit einer Landkarte in der Hand hilfesuchend zuwinkte. Ich tankte zuerst. Zum Bezahlen zentralverriegelte ich den Wagen mal vorsichtshalber.
Dann ging ich gemächlich zu dem Peugeot, sah auf das Autokennzeichen, um zu erfahren, ob ich eventuell mit einem fremdsprachlichen Gespräch würde rechnen müssen. Das Regensburger Kennzeichen schaffte in dieser Hinsicht jedoch keine Klarheit.

In dem Peugeot saß ein sehr gepflegt und elegant gekleideter Mann, der mit italienischem Akzent sprach, allerdings in solch unverkennbarer Weise, daß sich die Persiflage eines mit italienischem Akzent sprechenden Mannes auch nicht anders angehört hätte - so wie wenn Matze Knoop den LucaToni gibt.
Er gestikulierte mir mit seinem Straßenatlas entgegen; aufgeschlagen war Europa von Südschweden bis Norditalien und Frankreich bis Weißrußland, und fragte mich, ob ische ihme kanne sagen, wie manne komme zurr Autobahne.

Wir waren also auf einer Tankstelle in der Ellen-Epstein-Straße; er mußte das Tankstellengelände nur nach links verlassen, den Straßenzug bis zur nächsten Ampel weiter fahren, rechts in die Beusselstraße einbiegen, und an der übernächsten Ampel links direkt auf die Autobahn fahren. Dann immer weiter Richtung Leipzig, das kannte er. Was ihm jetzt dabei der aufgeschlagene Straßenatlas von Groß-Mitteleuropa bringen sollte, war mir nicht völlig klar.
Statt sich nun auf den Weg zu machen, nahm er meine Beschreibung zur Kenntnis, ohne allerdings wirklich tiefes Interesse dafür zu zeigen, und fing stattdessen an, sich überschwenglich zu bedanken und mir zu versprechen, was er mir dafür nun alles gleich geben würde.

Hier einfach nach links hätte er fahren müssen. Ist übrigens gar nicht Wedding, sondern Moabit. 

Ich hatte die ganze Zeit schon darauf geachtet hatte, daß sich niemand in meinem Rücken aufhielt, um sich etwa an meinem Rucksack zuschaffen zu machen, und daß ich eine halbe Armlänge Abstand zu dem Peugeot hielt.

Das war aber etwas übertrieben. Denn - statt einfach meiner Beschreibung folgend loszufahren - war der freundliche Herr so dankbar, daß er mir unbedingt zuvor mitteilen mußte:
Sein Navi würde nicht funktionieren - sonst hätte er mich auch kaum nach dem Weg fragen müssen bzw. können.
Er müsse nach Hause, an den Gardasee. Ob ich Gardasee kenne, ja klar, welcher Deutsche kennt Gardaseee nichte.
Dann wollte er seine Dankbarkeit dadurch bezeugen, daß er mir 2 Armani-Jacken ankündigte, für mich und meine Fraue. Dazu hielt er mir einen Katalog entgegen, in dem etwas von jeweils über 1.000 € als Preis für die Jacken angegeben wurde. Aber nicht genug damit. Durch das heruntergekurbelte Fahrerfenster drückte er mir eine Tüte mit 2 in Cellophan steckenden Kleidungsstücken in die Hand. Vom Gewicht her fühlte sich die Tüte nicht nach 2 mal tausend Euro schweren Jacken an.
Aber egal, darauf kam es ja nicht an. Worauf es ankam war, daß es keinen Freelunch gibt.

Er drehte den Zündschlüssel herum, der Motor startete. Er sagte zu mir: Siehste du, nichte genuge Benzina. Ja, das stimmte, die Benzinanzeige zeigte auf halbvoll. Er zeigte mir eine Karte des Casinos Berlin, er hätte alles verspielt und seine Fraue dürfe nicht erfahren. Ich sagte, er hätte doch bestimmt eine Karte, Kreditkarte. Nein, hätte er nicht, ob ich ihm 30 oder 50 Euro geben würde. Damit würde er auch nicht bis zum Gardasee kommen, meinte ich. Ja, nun schon etwas unwirsch, erwiderte er, aber eine Stückchen weiter.

Da jetzt raus war, worauf die Frage nach dem Weg hatte hinauslaufen sollen, konnte ich ihm erleichtert auflachend die Tüte wieder ins Auto hineinreichen, und verabschiedete mich mit einem:

Werbung der BSR, Müllwagen Gerichtstraße

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