Montag, 28. Juni 2010

3 x Wedding oder Warum Deutschland England 4:1 besiegte

Natürlich war das gestern ein Fußballfest, nicht nur die Tatsache, daß die deutsche Nationalmannschaft die Engländer im Achtelfinale der WM 2010 4:1 besiegt hat, sondern die Art und Weise, wie dieser Sieg zustande kam. Ja, das Glück einer Schiedsrichterentscheidung kommt dazu; aber die 4 Tore, eins schöner als das andere. Letztlich ist das auch der Tenor der nationalen wie internationalen, sogar der englischen Berichterstattung.

In der nur zu berechtigten Hymnik ist bisher jedoch untergegangen, beziehungsweise fand überhaupt nicht die geringste Erwähnung, welch hohen Anteil an dem Auftritt der Mannschaft ein in der Regel mehr als gering geschätzter Bezirk von Berlin hatte. Selbstverständlich ist vom Wedding die Rede, weshalb BERLINBANAL sich auch geradezu verpflichtet fühlt, Dinge gerade zu rücken und Hintergründe zu enthüllen.
 
Am Vormittag gestern, noch ein Fußball-Fachgespräch im Lausepark mit Frau Apollo und Frau Daisy. (Zur Erklärung, ich wäre demnach Herr Lotti.)
Man erkennt an, daß Ghana am Tag zuvor im ersten Achtelfinalspiel gegen die USA zu Recht weitergekommen wäre. Schon wie der Boateng das erste Tor geschossen hat! Und überhaupt wäre man an sich und sowieso für Ghana.
Nun vermute ich dahinter nicht eine plötzlich erwachte Liebe der beiden Weddinger Frauen zu Schwarzafrika, sondern eher einen Akt der Adoption. Wenn Kevin Prince Boateng schon für Ghana spielt, wo er doch hier im Wedding geboren und aufgewachsen ist, dann können wir auch gleich für Ghana sein; er ist ja sozusagen einer von uns und damit auch die ganze ghanaische Mannschaft.

1)  Vielleicht schwang ja etwas wie Dankbarkeit mit, die man zurückgeben wollte, denn es war ja auch wiederum der Weddinger Kevin Prince Boateng, der im englischen Pokalfinale Michael Ballack so foulte, daß der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nicht an der WM teilnehmen konnte.

[Bild: Panke Käfig]

Das nun, wenn man sich umhört, wird nur selten als Nachteil angesehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß mit Ballack etwa Konterattacken möglich sind, wie sie von der deutschen Mannschaft gezeigt worden sind.
Wenn alles über Ballack zu laufen hat ... naja, da sind die Schweinsteiger/Özil/Müller/Podolski schon längst am gegnerischen Tor. Und wenn sogar die Süddeutsche Zeitung mutmaßt (23.6.10):
Man kann Kevin-Prince Boateng vermutlich nicht ohne den Wedding erklären.
 Insofern KPB nicht der reine Sympathieträger ist, beruhigt mich dann die Einschränkung derselben Quelle:
 Aber man sollte besser nicht den Fehler machen, den ganzen Wedding mit Kevin-Prince Boateng zu erklären.
2)  Unumstritten in der Abwehr bisher, und damit große positive Überraschung, ist Arne Friedrich. Zur Zeit wohl noch vereinslos, da bisher zum Bundesliga Absteiger Hertha BSC gehörig, dem Weddinger Traditionsverein. Arne spielt wie frisch verliebt, und das ist ja auch kein Wunder. Nach solch einer Saison mit der Hertha, bei der diverse Negativrekorde angegangen und auch gebrochen wurden, da kann man doch befreit und überhaupt mal wieder Fußball spielen bei der WM.
Richtig heiß gemacht dafür hat ihn also - eben die Weddinger Hertha.

3)  Aber jetzt verrat ich mal das Eigentliche, und das weiß bis dato noch niemand (außer den Eingeweihten, und das sind lediglich M. und ich). Das gibts jetzt hier ganz exklusiv und auch noch umsonst bei BERLINBANAL.
Ich hätts ja auch erst nicht gedacht, daß es klappt. Ich hab um genau zu sein, M. nur den Scheibenwischer gezeigt, als sie damit ankam. Aber jetzt haltet euch fest!

Fängt M. doch vor zwei Tagen an, ihren alten Schulatlas zu suchen. Ich denk an nichts Böses. Wusch! Liegt plötzlich auf dem Tisch der Atlas, aufgeschlagen bei 'Britische Inseln'. Ich dürfe ihn jetzt um keinen Preis mehr bewegen, der muß so liegen bleiben: über England von Nord nach Süd verteilt, eine Stecknagel mit rotem, mit schwarzem, mit gelb/goldenem Kopf.


Als wir gestern abend vom Fußballkucken zurückkamen, fragte M. mich, wo genau eigentlich Argentinien läge.
Klar, welche Seite des Schulatlas jetzt aufgeschlagen auf dem Tisch liegt?!

Samstag, 26. Juni 2010

Hohe Himmel

Ich wollte eigentlich was über den Sommer sagen, aber erstmal war gestern der Desinfektor da, genauer eine Desinfektorin, um die Wohnung, in der wir letzte Woche den Mieter Poppy tot aufgefunden hatten, zu ... ? ja zu was eigentlich?
-Um die Wohnung zu desinfizieren und zu entwesen.

Die Desinfektorin sah aus wie aus 'Killer-Virus III', im weißen Ganzkörperoverall und mit Gasmaske.
-Logisch, wenn man die Wohnung begast, d.h. sie mit gifttigem Gas flutet.
Die Frau war ganz rot und erhitzt, nachdem sie fertig war und wieder in Straßenkleidung da stand.
-Kein Wunder bei der Wärme und in geschlossener Schutzkleidung arbeiten - Schwitz!
Sie war eine junge Frau, so gut Mitte zwanzig vielleicht. Wie sie denn zu diesem Job gekommen wäre.
-Lächelt sie und sagt, mein Vater ist der Chef. Ab morgen können Sie wieder rein in die Wohnung.
-Können wir aber tatsächlich noch nicht, da die Wohnung noch nicht freigegeben ist und der Wohnungsschlüssel von der Polizei wieder zum Nachlaßgericht gebracht wurde.

Als die Desinfektorin in die Wohnung gegangen war, hatte sie erst einmal die Fenster aufgemacht.
-Ich hatte ja gedacht, daß irgendein Vorhang oder Rolleau vor dem einen Fenster angebracht wäre. Aber nein, das war so abgedunkelt, weil es von einer Fliegenwand bedeckt war.
Die zerstoben nun zum Teil ins Freie hinaus, wie man unten vom Hof aus sehen konnte, gefolgt von einigen Geruchsschwaden. Nach einiger Zeit schloß die Desinfektorin die Fenster wieder.
-Die Desinfektion ist auf die Beseitigung von Mikroorganismen ausgerichtet, also Ein- und einige Mehrzeller; kurz Bakterien, Viren, Pilze, evtl. Algen oder Protozoen.
Entwesung oder Desinsektion vernichtet tierische Schädlinge, insbesondere krankheitsübertragende Lebewesen,  nach §18 Infektionsschutzgesetz beschränkt auf Nichtwirbeltiere.

Ein Stück der Dielung mitsamt drunterliegender Schüttung muß ausgetauscht werden. Von daher kommt auch immer wieder dieser penetrierende Geruch. Da ist Körperflüssigkeit, die Flüssigkeit aus der der Körper zu ca. 2/3tel besteht, durchgegangen.
-Rechne dir mal aus, wieviel Liter da zusammenkommen können.
Nach dem Austausch wird nochmal abschlußbegast.
Gegen den Geruch würde WickVapoRub helfen, unter die Nase geschmiert; oder Parfüm.
-Aber überlegen Sie's sich gut. Das Parfüm können Sie später dann auch nicht mehr riechen. Das verbindet sich.
-Gibts nicht was Spezielleres.
-Fläschen mit Geruchsumwandler, können Sie bei uns abholen.

-Jetzt muß ich an die frische Luft.
-Is ja genug von da.
-Genau, deshalb sieht der Sommer auch bisher so aus:

Rehberge,Liegewiese zur Transvaalstraße hin,frisch gemäht;Sonne von hinten

Trockene, frische nicht zu warme Luft, das macht diesen Hohen Himmel.
-Hoher Himmel. Ist das nicht etwas doppeltgemoppelt?
Hoher Himmel ergibt sich, wenn sich am Horizont der Himmel mit der Erde zu berühren scheint und nicht umgekehrt...
-?
-...die Erde an den Himmel zu stoßen scheint.
-( )
-Na sieh doch mal hin. Das Auge fährt zuerst den Himmel entlang wie über ein Gewölbe, bis es an der Horizontlinie an den Boden stößt.

Feldflur Marienfelde,südlich Schichauweg,Hundeschuleauslauffläche

Voraussetzung dafür, relativ klare Luft und Hochdruck. Dazu nicht heiß, 25 Grad finde ich reichen, ganz leichte Luftbewegung, fertig ist der perfekte Sommer - paar Pollen weniger könnten nicht schaden.
-Sieht M. das auch so?
-Ja, nur daß sie es mindestens zehn Grad wärmer haben möchte und bloß keinen Wind, und die Pollen stören sie kaum.

-Mal was anderes, was mir aufgefallen ist. Versteh ich ja alles, mit dem hohen Himmel und dem Sommer und so - aber sag mal, wie schaffst du das nur, daß bei diesem Wetter auf deinen Bildern keine Menschen drauf sind. Das ist doch alles voll draußen.
-Na dann kuck dir das mal hier an!

Rehberge,an der Badewanne

-?????
-Mensch da auf dem Trampelpfad, da kommen doch zwei!
-?????
-Direkt auf dem Trampelpfad. Okay ganz hinten, sind schon ziemlich klein. Mußt du mal das Bild vergrößern, klick mal rauf.
-Die Rehberge ist 71 Hektar groß, da müssen doch mehr Menschen drin sein als die paar Pixel, die du mir anbietest.
-Das sind gut 100 Fußballfelder.
-Was?
-Die Fläche der Rehberge.
-Na siehste, und da kommst du mir mit 2 Menschen an. Wo zum Teufel, sind die anderen?
-Hier sind noch zwei!

Rehberge,Große Wiese auch Ringerwiese genannt

-Was!!! Die zwei da auf dem Block, das ist doch ein Denkmal oder so.
-Ja klar. Daneben. Neben dem Ringerdenkmal.
- ...... ...   ....  . . ... .. Da steht eine Frau, eine einzige Frau.
- Moment.

Rehberge,Große Wiese auch Ringerwiese genannt

-Jetzt sinds zwei. Die Frau hat da gewartet neben dem Denkmal. Das war schon immer ein leicht auszumachenden Treffpunkt. Und jetzt setzen die sich vielleicht da in den Cafe-Kneipen-Garten und ...
-Ja schon gut, ich weiß schon, wozu man sich in einen Biergarten setzt.
-Da sitzen natürlich auch etliche. Kann ich dir empfehlen. Geht voll nach Westen, da kriegst du auch noch den letzten Sonnenschimmer mit.
-Ja ist ja gut. Danke für den Tip. Aber was ist nun mit den Menschen in der Rehberge, läßt du die irgendwo?
-?!?!? Was für eine bescheuerte Frage. Jetzt paß mal auf.

Ich geh ja nicht in die Rehberge, um für dich Fotos zu machen, die ich dir dann auch erst noch lang und breit erklären muß, sondern damit Lotti Auslauf bekommt; und ich nebenbei auch.
Dafür ist es günstiger und entspannender, wenn man mit möglichst wenig Menschen (und zwar solchen ohne Hunde) zusammentreffen kann. Deshalb geh ich auch erst ziemlich spät in die Rehberge, wenn nämlich viele schon wieder zuhause sind. Oder ich freu mich über kühles und/oder schlechtes Wetter, wenn praktisch nur Hundebesitzer und Jogger anzutreffen sind.
Trotzdem gilt, was neulich ein Hundebesitzer sagte:
-Zum Glück haben die aus Mitte die Rehberge noch nicht entdeckt.
-Und die Prenzlberger auch nicht.
Die würden ja sowieso nichts mitkriegen, meinte er.
Gut so, meine ich.

-Und hier hast du zum Schluß noch Hohen Himmel UND Menschen.

Lausepark,10:20 MESZ


-?!? Kein einziger! Mensch.
-Ach, 'tschuldigung. Falsches Bild.


















-Da is jetzt aber kein Hoher Himmel, oder?
-( )!!!

Freitag, 18. Juni 2010

Tod nebenan

Es will so gar nicht passen.
Die Sonne steht beinahe in ihrem höchsten Zenit, wovon nur die deutschen WM Fußballer nichts haben, weil es in Südafrika ebenso früh dunkel wird, wie es bei uns hell bleibt. Die Fauna zeigt sich in vollster Pracht und sattester Üppigkeit. Es knallt vom blauesten Postkarten-Himmel und ist doch angenehm luftig und läßt die Konturen sogar auf einem 35 kB Handy-Foto klar und scharf hervortreten.

Gerichtstraße

Lausepark

Da sind Hausmeister K. und ich vorgestern in die Wohnung von 'Poppy' oder 'Opa', wie er von einigen genannt wurde. Wir hatten ein zweites Schlüsselpaar, weil Poppy, - mit 87 Jahren der älteste Mieter des Hauses - von Zeit zu Zeit seine Schlüssel verloren oder verlegt hatte.
Sein Auto stand schon länger unbenutzt an der Straße, - nicht so ungewöhnlich bei einem 87-jährigen.
Gesehen hatte ihn kürzlich allerdings niemand, - vielleicht war er aber im Garten oder auch im Krankenhaus.
Die zum Lüften geöffneten Fenster - hatte ich auch schon länger nicht mehr bemerkt.
Ja, einmal hatte ein Mieter einen komischen Geruch auf der Etage wahrgenommen. So eindeutig konnten wir das aber nicht bestätigen - hätte auch leicht angesengter Sauerkohl sein können. Außerdem sondern Altbauten so ihre eigenen historischen Geruchs-Palimpseste ab. 
Klopfen, klingeln, anrufen - aber was bedeutet es, wenn niemand öffnet oder abhebt, zumal wenn der Bewohner stark schwerhörig ist.
Ex negativo tut man sich schwerer zu Entscheidungen zu kommen.
Der Fernseher, ja der lief, und zwar ziemlich leise.

Schon als wir die verschlossene Wohnungstür nur ein wenig geöffnet hatten, war die Sache aber klar. Ich ersparte mir weitere Nachforschungen, während K. in die Wohnung hineinging, nun auch die angelehnte Wohnzimmertür aufzog, wodurch ein Geruchsschwall freigegeben wurde, der einen geradezu überschwemmen wollte; eventuelle Hilfe war hier überflüssig.
Wir riefen die Polizei an. Als sie ankam, gefolgt von den Feuerwehrsanitätern, war der Geruch durch das kurze Öffnen der Wohnung auch schon am Hauseingang zwei Stockwerke tiefer atemberaubend.
Ich hätte nie gedacht, daß die über hundert Jahre alte Wohnungstür so gut abdichtet. Aber mehr als den toten Poppy früher aufzufinden wäre auch nicht drin gewesen.
Es sollte noch der Arzt, zur Feststellung des Todes, kommen; und auf die Kripo war zu warten. Poppy würde zur Obduktion in die Gerichtsmedizin gebracht werden. Eventuell würde, später, das Gesundheitsamt vorbeisehen.
Die Flurfenster werden auch in den kommenden Tagen noch in allen Stockwerken geöffnet bleiben müssen.

Gestern dann bin ich - gassigehend mit Lotti - dem Tod in ganz anderer Form förmlich nachgegangen, über die Straße rüber und durch den Lausepark, und nur auf die - Halt! Fuß! - andere Seite der Gerichtstraße* - zum Krematorium Wedding


1912 als erstes Krematorium in Preußen überhaupt, in Betrieb gegangen und gebaut an den Rand des lauschigen Urnenfriedhofs Wedding steht es derweil zum Verkauf. Die Unterhaltskosten von knapp einer dreiviertel Million Euro sind zuviel für den Bezirk,
Das war mir schon seit Tagen durch den Kopf gegangen, denn neulich, bei einer Veranstaltung des Liegenschaftsfonds Berlin (der Makler des Landes Berlin), hatte ich davon das erste Mal gehört, bestätigt am nächsten Tag durch einen größeren Artikel des Anzeigenblattes 'Berliner Woche' (Nr. 23/2010) unter dem Titel: Sauna im Krematorium?

Seit Ende 2002 wird im Krematorium nicht mehr kremiert. Dabei war das Krematorium Wedding in den Jahren zuvor noch aufwendig saniert worden. Davor konnte man bei entsprechender Wetter- und Windlage gerne auch mal den Ruß vom Balkon oder den Fensterbrettern fegen. Verschiebt man den Blickwinkel nur ein bißchen, wird auch deutlich, daß das Krematorium inmitten eines dichtbesiedelten Wohngebiets liegt. (Bei mir sinds 350 m Luftlinie bis zum Schornstein.)

Bestattungsunternehmen, Gärtnerei, Museum, kämen als denkbare Nutzer - und Käufer - in Frage. Aber auch Wellness Angebote könnten Architekten sich vorstellen, weil doch der Ofenraum im Keller so schön komplett gekachelt wäre.
Das mag für den einen oder anderen etwas Gruseliges haben, aber verschiebt man die Perspektive wiederum nur ein wenig - ... also ich sehe hier schon die Weddinger Thermen!


Problem sind noch: die Kolumbarien in den Seitenflügeln mit ca. 700 bisher dort untergebrachten Urnen. Kolumbarium ! Was für ein - zumindest mich - elektrisierendes Wort. Ich gestehe, daß es mir bis dato nicht geläufig war. Kolumbarium - eine Urnennischenwand, ein vertikaler Urnenfriedhof.

'Hier gehts ja zu wie im Taubenschlag', mag man vor einer solchen Urnenwand stehend als unpassende, gar pietätlose Beschreibung empfinden, dabei wäre es doch tatsächlich nur das Wörtlichnehmen des Kolumbariums: von lateinisch columbarium, der Taubenschlag. (Altrömische Grabkammern wurden wegen der optischen Ähnlichkeit mit ihm so benannt.) 


Die Tauben ausgeflogen - nicht ganz geheuer, wie es einem da aus dem leeren Schlag der historischen Urnenwand des Weddinger Urnenfriedhofs entgegenstarrt.
Aber hier wird bald wieder Leben in der Bude sein.


Denn da sind ja noch die 700 Urnen aus dem Krematoriumsbau unterzubringen.




Und genau hierher sollen sie verbracht werden. 400 jedenfalls, für die anderen 300 liefen demnächst die Liegezeiten aus, wobei man hier besser von Standzeiten sprechen sollte.
Also aufgepaßt, die müßten dann mal abgeholt werden! Oder wie? Und wenn nicht, was passiert dann mit ihnen und weiß die Antwort darauf nur der Wind?

An diesem historischen Kolumbarium, wie oft bin ich dort schon vorbei gegangen, und zwar auf der anderen, der Plantagenstraßenseite, ...


 ohne den blassesten Schimmer davon zu haben, was sich friedhofswärts dahinter verbirgt.


Das soll die Rückwand eines neu zu bauenden Krematoriumsgebäudes werden mit Kolumbarium sowie Feierhalle mit Warteraum und - ganz wichtig: Toiletten. Dann erst würde das alte Krematoriumsgebäude für andere Zwecke frei sein. 

Anyway. Man kann den Tod als die eigentliche Horizonterweiterung des Lebens ansehen. So man denn von keinen religiösen oder esoterischen Illu-, oder Visionen angesteckt ist, hat man davon leider nichts mehr. Von daher empfiehlt es sich auch grundsätzlich, das Leben auf die Zeit des Lebens vorzuziehen.

Berlinbanal überschreitet seinen Horizont des Kiez-Gassigehens deshalb auch lieber ab sofort und erweitert die Lauseparkrunde um einen gelegentlichen Weddinger Urnen-Friedhofs-Gang:

 



















* Die Namensgebung der Gerichtstraße beruht im übrigen nicht auf einer religiösen Anspielung auf das Krematorium - etwa Straße zum Jüngsten Gericht -, sondern erfolgte schon 1827, als nämlich noch der öffentliche Richtplatz mitsamt sehr irdischem Galgen - auf dem heutigen Gartenplatz - in Benutzung war: und DAhin führte die Gerichtstraße.

Montag, 7. Juni 2010

Früher Hundstag

War das nicht kaum zum Aushalten! Von Donnerstag früh bis gestern, Sonntag abend durchgehend Sonne pur. Da ist man warm erwischt worden. M. glaubte es anfangs kaum und hatte dann zu tun, mit der Bereitstellung von Sommersachen nachzukommen.


Am Sonnabend war 'Tag des Hundes', zum 'Dackeltag' präzisiert von der Teckelgruppe Raben mit ihrer jährlichen Dackelzuchtschau und anschließendem Dackelrennen, in Rudow.
http://www.teckelgruppe-raben.de/
Wir mit Lotti hin, die dort zum ersten Male 'ausgestellt' wurde.
Es gibt noch sehr viel mehr Parallelwelten als nur die eigene oder die in Medien kursierenden.

Am Morgen noch war ich mit Lotti wie üblich im Lausepark drüben, auch um noch ein bißchen für die Ausstellung zu 'trainieren'. Dort traf ich auf eine bisher im Karree unbekannte Hundebesitzerin, die sich auf der Wiese niedergelassen hatte und die einen wirklich putzigen Welpen hatte, der den näheren Umkreis der Decke neugierte.
Parallel zum sich Beschnüffeln der Hunde schien sich das klassische Hundehaltergespräch zu entspinnen: Das-ist-aber-noch-ein-ganz-junger-...-Wie-alt-ist-ihre(r)-denn-...oder umgekehrt bzw. usw.
Die Frau konnte nun aber nicht genau sagen, wie alt ihr Welpe wäre, so sechs oder sieben Wochen, sie hätte ihn gestern grade erst bekommen und müsse am Montag gleich zum Tierarzt, dann würde sie mehr wissen, auch was die Rasse anginge.

Diese wenigen Angaben, die die Frau ganz unbefangen mitteilte, ließen allerdings nur einen Schluß über die Herkunft des Welpen zu: Sie hatte ihn irgendwo bei einem illegalen Züchter erworben. Ein Welpe wird nämlich von einem regulären Züchter allerfrühestens mit einem Alter von acht Wochen aus dem Wurf gegeben und ist dann registriert mitsamt Stambaum, vom Tierarzt untersucht, grund-geimpft und entwurmt.

Ich hatte an diesem Morgen keine Bereitschaft, eine Diskussion über illegale Hundezüchter anzuzetteln, obwohl dieser Markt - und nun gerade am Tag des Hundes - gebrandmarkt gehörte. Über die Zuchtbedingungen kann man sich hier gruseln:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,697886,00.html
(Das gleiche 'Geschäftsmodell' liegt auch jeder Art von Menschenhandel zugrunde, sei es für die Prostitution, für Arbeitssklaverei oder zum Organausschlachten. Es geht um die vollkommen skrupellose Ausbeutung von Biomasse zur Gewinnmaximierung. Aber irgendjemand meldet auch Bedarf an, erzeugt Nachfrage bzw. nimmt ein Angebot an.)
Im übrigen bekommt man im Tierheim für fast kein Geld Hunde in großer Auswahl.

Zurück nach Rudow zum Dackeltag.

 

Einen Hund 'ausstellen' bedeutet,  ihn daraufhin begutachten zu lassen, inwiefern er den Zuchtkriterien entspricht. Einen Hund ausstellen bedeutet, in den 'Ring' zu gehen. Geometrisch ist das etwas irreführend, da der Ring ein abgegrenztes Viereck ist, innerhalb dessen man jedoch den Hund führend im Kreis läuft. (In der Konsequenz dienen diese Veranstaltungen dazu, die Hundezucht und den Markt des Hundehandels zu regulieren.)


Ich bin da Runde um Runde, nur von einem gelegentlichen Halt unterbrochen, mit Lotti gelaufen, während die Richterin per Mikro für alle hörbar ihre Beschreibungen und Bewertungen und Kommentare abgab - von und über Lotti. Man selbst als Mensch hat nur dafür zu sorgen, daß der Hund die Runden mitmacht und stehen bleibt, wenn es von den Richtenden gewünscht wird. Das hört sich sehr viel einfacher an, als es tatsächlich ist. Lotti spielte aber diszipliniert mit, bekam auch die höchstmögliche Benotung und wurde sogar noch Tagessieger der Rauhhaar!  Dafür galt es noch mal diverse Runden zu absolvieren.


Das war noch nicht alles. Es folgte das Dackelrennen. Je 2 Dackel der gleichen Klasse (also eingeteilt nach Größe Geschlecht und Alter) laufen auf sichtgeschützten Bahnen im KO-Verfahren gegeneinander.


Man bringt seinen Hund also zum Start, wo Helfer sie dann halten, und läuft selbst - und zwar zügig - die ca 30 Meter zum Ziel.


Dann wird das Startkommando gegeben, die Hunde am Start losgelassen, und schon rasen sie auf einen zu - die meisten jedenfalls.


Lotti schied in der der zweiten Runde aus, nachdem wegen Gleichstand das Rennen noch einmal wiederholt werden mußte. Das war mir so unlieb auch nicht, weil ich die Bahn immerhin auch schon dreimal hoch und runter gerannt war - und die Sonne brannte.

Zeit aufzubrechen zur Rückreise zu einem Weddinger Biergarten. Hierhin:
http://www.lindengarten-nordufer.de/index.htm


Dienstag, 1. Juni 2010

Sommer - Sonne - Tralala

M. läßt zur Zeit keine Chance ungenutzt, über das Wetter zu schimpfen. Und sie hat wahrlich sehr viele Chancen. Dabei macht sie den Fehler, das kühle bis kalte, sonnenlose sogenannte Frühlingswetter persönlich zu nehmen. Ich sag dann - aus gegebenen Anlaß auch recht häufig - in dem Versuch, sie aufzuheitern:
Bild' ma'n Satz mit SONNE?! Wenn sie diese rhetorische Aufforderung schon nur im Ansatz hört, ärgert sie sich darüber noch mehr als über das schlechte Wetter:
Son'ne Gemeinheit!

Müllerstraße 1. Juni 2010

Nun ist ab heute Sommer, meteorologisch. Fängt nicht gut an. M. ist auch sofort aufgesprungen und hat ansatzlos begonnen, über den Sommer herzuziehen. Nicht ganz zu Unrecht.
Als ich am Vormittag mit Lotti Gassi war, herrschten frische 9 Grad mit Sprühregen. Wie auch gestern spät abends beim Gassigang zog ich also die Winterjacke an, die nicht nur wärmt und sondern mit der Kapuze vor den auffrischenden feuchten Windböen schützt.
Bild' ma'n Satz mit SOMMER?!
Som'ma noch ein'n trink'n geh'n?

Meteorologischer Sommeranfang, Burgsdorfstraße 2010

War das ein Monat, der vergangene, der Mai.
Der zwar alles andere als überraschende, aber besiegelte Abstieg von Hertha BSC aus der ersten Bundesliga.
Die beidbeinig eingesprungene Schere des Wedding-Ghanaischen 'Prince Kevin I.', der den Kapitän der Deutschen Fußballnationalmannschaft für die WM Teilnahme von der Brücke grätschte.

Natürlich Lovely Lena, die beim ESC/GrandPrix nicht nur nicht auf den roten Laternenplätzen landete, sondern ganz Europa zum Sieg des Contestes für Deutschland becircte, was nicht grad als deutsche Tugend bekannt ist.
(Um zu ermessen, wie gut Lena tatsächlich ist, sing-spiele man mal selbst den Song. Doll ist der nicht. Der singt sich nicht von alleine zum Hit:   http://muzland.ru/en/songs.html?auth=298&song=1 )  

Anderthalb Tage später macht das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland den Horst und HAT FERTIG. (Der hessische Ministerpräsident 'Dicke Lippe' war ihm da schon einige Tage zuvor zuvorgekommen.)

Das eigentlich Wichtige ist unterdessen aber unterschwellig geschehen, aber auch im Mai. Die EZB, die Europäische Zentralbank, hat im Zusammenhang mit der Griechenland-Krisen-Lösung angefangen, Staatsanleihen aufzukaufen, nämlich solche die vom Schuldner, Griechenland, nicht zurückgezahlt werden konnten. Damit sind die Grundfesten des Euro mal eben über den Haufen geworfen. Denn wo hat die EZB das Geld dafür wohl her? Richtig, aus der Druckerpresse! Damit ist aber auch der 10/20/50/100 € Schein eines jeden Eurobürgers - wie beim Wein, der mit Wasser gestreckt wird - entsprechend verwässert.

Achja, in dem Zusammenhang ist ein  zweiter Rettungsschirm gespannt worden, im Mai. Um unser aller Geld zu sichern!
SOM'MA SON'NE Verarsche glauben? Berlinbanal sagt, nein. Es geht um ganz anderes Geld.

[Fortsetzung folgt]