In der nur zu berechtigten Hymnik ist bisher jedoch untergegangen, beziehungsweise fand überhaupt nicht die geringste Erwähnung, welch hohen Anteil an dem Auftritt der Mannschaft ein in der Regel mehr als gering geschätzter Bezirk von Berlin hatte. Selbstverständlich ist vom Wedding die Rede, weshalb BERLINBANAL sich auch geradezu verpflichtet fühlt, Dinge gerade zu rücken und Hintergründe zu enthüllen.
Am Vormittag gestern, noch ein Fußball-Fachgespräch im Lausepark mit Frau Apollo und Frau Daisy. (Zur Erklärung, ich wäre demnach Herr Lotti.)
Man erkennt an, daß Ghana am Tag zuvor im ersten Achtelfinalspiel gegen die USA zu Recht weitergekommen wäre. Schon wie der Boateng das erste Tor geschossen hat! Und überhaupt wäre man an sich und sowieso für Ghana.
Nun vermute ich dahinter nicht eine plötzlich erwachte Liebe der beiden Weddinger Frauen zu Schwarzafrika, sondern eher einen Akt der Adoption. Wenn Kevin Prince Boateng schon für Ghana spielt, wo er doch hier im Wedding geboren und aufgewachsen ist, dann können wir auch gleich für Ghana sein; er ist ja sozusagen einer von uns und damit auch die ganze ghanaische Mannschaft.
1) Vielleicht schwang ja etwas wie Dankbarkeit mit, die man zurückgeben wollte, denn es war ja auch wiederum der Weddinger Kevin Prince Boateng, der im englischen Pokalfinale Michael Ballack so foulte, daß der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nicht an der WM teilnehmen konnte.
[Bild: Panke Käfig]
Das nun, wenn man sich umhört, wird nur selten als Nachteil angesehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß mit Ballack etwa Konterattacken möglich sind, wie sie von der deutschen Mannschaft gezeigt worden sind.
Wenn alles über Ballack zu laufen hat ... naja, da sind die Schweinsteiger/Özil/Müller/Podolski schon längst am gegnerischen Tor. Und wenn sogar die Süddeutsche Zeitung mutmaßt (23.6.10):
Man kann Kevin-Prince Boateng vermutlich nicht ohne den Wedding erklären.Insofern KPB nicht der reine Sympathieträger ist, beruhigt mich dann die Einschränkung derselben Quelle:
Aber man sollte besser nicht den Fehler machen, den ganzen Wedding mit Kevin-Prince Boateng zu erklären.2) Unumstritten in der Abwehr bisher, und damit große positive Überraschung, ist Arne Friedrich. Zur Zeit wohl noch vereinslos, da bisher zum Bundesliga Absteiger Hertha BSC gehörig, dem Weddinger Traditionsverein. Arne spielt wie frisch verliebt, und das ist ja auch kein Wunder. Nach solch einer Saison mit der Hertha, bei der diverse Negativrekorde angegangen und auch gebrochen wurden, da kann man doch befreit und überhaupt mal wieder Fußball spielen bei der WM.
Richtig heiß gemacht dafür hat ihn also - eben die Weddinger Hertha.
3) Aber jetzt verrat ich mal das Eigentliche, und das weiß bis dato noch niemand (außer den Eingeweihten, und das sind lediglich M. und ich). Das gibts jetzt hier ganz exklusiv und auch noch umsonst bei BERLINBANAL.
Ich hätts ja auch erst nicht gedacht, daß es klappt. Ich hab um genau zu sein, M. nur den Scheibenwischer gezeigt, als sie damit ankam. Aber jetzt haltet euch fest!
Fängt M. doch vor zwei Tagen an, ihren alten Schulatlas zu suchen. Ich denk an nichts Böses. Wusch! Liegt plötzlich auf dem Tisch der Atlas, aufgeschlagen bei 'Britische Inseln'. Ich dürfe ihn jetzt um keinen Preis mehr bewegen, der muß so liegen bleiben: über England von Nord nach Süd verteilt, eine Stecknagel mit rotem, mit schwarzem, mit gelb/goldenem Kopf.
Als wir gestern abend vom Fußballkucken zurückkamen, fragte M. mich, wo genau eigentlich Argentinien läge.
Klar, welche Seite des Schulatlas jetzt aufgeschlagen auf dem Tisch liegt?!