Freitag, 28. Mai 2010

Märchenwald-Lausepark


Einglück steht grad keine Wahl an. Es könnte jemand verlangen, den Lausepark kurzzeitig einzuchristoen oder ihn vorsichtshalber gleich brandzuroden, ihn jedenfalls dem Auge des Wählers zu entziehen, da er als öffentliche Institution ansonsten eindeutig Wahlwerbung machte: für Grün.


In diesem fetten und satten, in vollem Safte stehenden Grün haben sich Gäste eingemietet. Man sieht sie häufig nicht gleich auf den ersten Blick:


Die Strauchgewächse neben der Trümmerfrauenstele entpuppen sich bei näherer Betrachtung als das, was sie offensichtlich darstellen - einen pudelähnlichen Hund, der 'Platz macht':


 Aber Achtung, was ist denn da los, links hinter dem Hund, das darf doch nicht wahr sein ...


 das ist doch - Rauch, der da hinausquillt. Und wo Rauch ist ...


muß auch Feuer sein. Markiert die Stele den Eingang zu einer Hölle? Und ist der Hund dann nicht nur irgendein xbeliebiger pudelartiger, sondern gar der Höllenhund selbst?

Aber nur ruhig Blut, Blogschreiber, alles im Griff hier im Märchen-Lausepark, dreh dich mal nach links hinten, da siehst du, wie sich riesige Wassermassen über die Kaskaden eines Wasserfalls ergießen.


Die lassen sich notfalls zum Löschen umleiten.

Aber sag mal, wer ist denn das gleich neben dem Wasserfall. Ich werd ja verrückt, das ist doch ... wie hat der sich denn hierher verirrt ...










na aber klar, ja das ist ... wie heißt der nochmal, ja, Cousin Itt aus der Adams Family.
http://www.google.de/search?q=cousin+itt&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a















Da müßte  kuaförmäßig (wie sich die entsprechenden Geschäfte hier inzwischen gerne bezeichen) vielleicht doch mal was geschehen, denn Cousin Itt hat einfach keinen Durchblick mehr. Ihm entgehen der Wasserfall neben sich ebenso wie der Boxkampf weiter vorne zum Arbeitsamt zu:










Boxkampf? Wo soll der denn stattfinden?
Ja, ist ne blöde Perspektive. Geh jetzt mal  nach rechts, so daß du ein Stück weiter entfernt bist, und dann ne halbe Drehung, dann wirds klar. Hier sieh mal!


Und wer soll da gegen wen boxen?
Ehrlich gesagt, ich weiß es beim besten Willen nicht. - Und ich hör da Zweifel heraus. Dann glaubst du wohl auch nicht, daß hier ein riesiger Igel gewachsen ist:


Ja gut, das ist natürlich ein Igel, das sieht ja jeder.
Nee, laß mal, brauchst dich gar nicht einschleimen. Dann stell dir doch selbst vor, was oder wer hier alles zu Besuch ist! Mals dir doch dir selber aus!




Donnerstag, 13. Mai 2010

Tapetenwechsel: Vom Rand der Mitte zur Mitte am Rand

Ja gut, das ist  kein so schlechter Anblick, wenn man aus dem Haus tritt:


Aber auf den Geist gehen kann es einem trotzdem manchmal: die zersplitterten Flaschen an dieser und jener Ecke; die Messerstecherei in der ehemaligen Stammkneipe, die jetzt eine Bandidos-Shisha Lounge geworden ist; die eingetretene Wohnungtür im Hinterhaus, weil der entsorgegerechteten Mutter plötzlich einfällt, sie wolle ihr Kind sehen, das bei der Schwester in Obhut ist, die sie aber aus gutem Grund nicht reinlassen will. Und obendrein ist es sogar statistisch viel zu kalt - heißt, ich hab immer noch meine Winterjacke für Gassigänge mit Lotti in Gebrauch.

Ein Tapetenwechsel - eine andere Wallpaper für den Background. Zum Glück sind wir für eine Tour verabredet: 6 Personen, 2 Hunde. Am Tag vor dem Start  noch bei der  Hundeschule mit Lotti und Rudi, strömender Regen 8 Grad Höchsttemperatur. Die Dackel sahen aus wie Fischotter. Wonnemonat ist anders. Aber schlechter kanns Wetter damit für die Fahrt nicht werden; positives Enttäuschungspotential auf jeden Fall besser als negative Gewißheit.

Kurz hinter Schönefeld schon führte das Band der Autobahn auf einen Horizont mit aufgelockerter Bewölkung zu. Ab dem Autobahn-Dreieck Blota, fährt man durch die sich nach Südosten erstreckende Luzica, ist also auf sorbischem Gebiet. 
Von der A13 runter, durch Kalawa - berühmt für Geistesblitze wie diesen: „Kalauer sind die Buchstaben A bis J.“  – „Weil die alle auf das K lauern!“  - zur ersten Rast mit Picknick im Schloßgarten von Stara Darbnja. 

Sollte der Eindruck entstanden sein, wir befänden uns in einem entfernten Märchenland - nein, ein gute Autostunde sind wir entfernt von Berlin, und wir haben auch nicht etwa schon die Bundesrepublik verlassen, noch nicht einmal das Land Brandenburg.



Schicke Hütte  - und sähe man von dort aus dem Fenster, die Aussicht auch nicht schlecht:

  
Bei der Lausitz lauert im Untergrund leider auch immer gleich die Braunkohle. Das sieht man indirekt an der Frontseite von Schloß Altdöbern. 


Naja, was nutzt dir das schönste Entree, wenn du erst mal an Bauzaun und -gerüsten vorbei mußt. Kannst du auch gleich deine Wohnung umbauen. 
Das Schloß nun ist tatsächlich etwas abgesackt; kein Wunder, wenn dein Schloßpark an einen offenen Braukohltagebau grenzt. 

Bei unserem Picknick kam lediglich ein älteres Paar vorbei, das zwei Fahrräder durch den Park schob und uns etwas mißbilligend anzuschauen schien, weil wir ausgerechnet HIER im barocken Gartenteil unsere SchnitzelchenSchnitzelBoulettenHähnchenflügelmariniertesHuhnEiOlivenKartoffelNudelKürbiskernSalate verzehrten.



D. hatte aber noch einen weiteren heißen Tip für einen Tapetenwechsel auf Lager, -  und auf gings weiter nach Süden bis hinter Budysin und baugeschichtlich rund zweihundert Jahre voran, nach Lubij in die Villa Schminke.


 Das hätt'ste hier nicht erwartet, mitten in der tieferen Hornja Łužica wie ein RaumSchiff gelan-oder -strandet ein Wohnhaus, das sich der Nudelfabrikant Schminke neben seine Fabrik von Scharoun hat hinsetzen lassen in einen weitläufigen Gartenpark und in dem einem gleich heimelig werden möchte vor lauter Anklängen an die Berliner Philharmonie.



Sicherlich hielten damals, Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, einige die Schminkes für völlig verrückt ob der schrägen Architektur, die doch nur klar, funkionsbetont und auf Transparenz aus ist.



Diese Transparenz insbesondere hat nur auch ihre Kehrseite. Und so hieße es heute dagegen?! Was meinste, was das kostet zu heizen! 12 Tausend verriet uns die Führerin.

Man  kann hier übrigens auch tageweise wohnen bzw. übernachten: http://www.stiftung-hausschminke.eu/de/Startseite/ 
Das sollte nur mit guten Bekannten geschehen, denn die Transparenz des Baus hat noch eine weitere Tücke in petto: Es könnte einem nach einiger Zeit der Wunsch überkommen, mal eine Tür hinter sich zumachen zu wollen. Das wird schwierig!

All diese Sorgen würden den Fleischermeister von Kamjenc nach seinem finalen Tapetenwechsel nicht mehr behelligen.


Für uns ging es weiter in den Süden der Oberlausitz, durchs Umgebindeland mit seinen flächendeckend sanierten Dörfern, die gänzlich aus diesen merkwürdigen Hybridhäusern bestehen.  http://www.umgebindeland.de/  http://www.zittauer-gebirge-tour.de/Sehenswertes/Oberlausitzer-Umgebindehaeuser         

Und dann waren wir in Waltersdorf angelangt, geografisch zwar ziemlich in der Mitte Europas, aber auch dort, wo  - früher wenigstens - die Welt mit Brettern vernagelt war, und man sich leicht an den Arsch der Welt versetzt fühlen kann:


Dabei war auch hier schon einiges los: 1938 ein erbittertes Gefecht der tschechischen Grenzwache gegen einmarschierende Nazitruppen; dann die geschlossene Brudergrenze zwischen DDR und CSSR; heute wird ein beliebter Wander-Grenzüberweg hier markiert.
Jetzt noch rechts hoch, parallel zur Grenze, die aus nicht mehr als  ca 30 cm hohen Grenzsteinen besteht;
dort oben rauf -


- und hinunter geschaut vom Hotel Hubertusbaude:


Wer überlegt, sich zuhause die Wände mit einer Phototapete zuzukleistern,  das hier könnte in die engere Auswahl für einen Tapetenwechsel kommen.
http://www.ruebezahlbaude.de/unser-haus-hubertus.php



Sonntag, 2. Mai 2010

Gute Stimmung

Der 1. Mai gestern ist für Berlin ganz gut, also relativ ruhig verlaufen; der Neonazi Aufmarsch konnte zerstreut werden - noch besser.

Im Nebenhaus wohnt eine mäßig beliebte vielköpfig-kindrige Familie irgendwo aus der Gegend BulgaRumänien. Der jüngste, ca. 14-jährige Sohn nun - bei dem die Zutaten aber wirklich nur noch für den Körperaufbau gereicht und zu mindestens 100 Kilo Lebendgewicht geführt haben - vertrieb sich die Wartezeit vor dem Haus damit, auf der Straße aufgelesene Dinge anzuzünden und sie in Richtung der parkenden Autos zu werfen. (An sich gehört es zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, aus dem vierten Stock Tetrapacktüten auf unseren Hof  in Richtung dort befindlicher Leute zu schmeißen.)
Auf den Einwurf, Ey was das soll, blöckte dieser aufgefettete Knirps, er sei Nazi und schließlich wäre erster Mai.
Ansonsten war hier gestern, wie in jedem Jahr, zu den Mai-Randale-Festivitäten nichts besonders los. Manchmal auch gut, wenn man mittendrin und dennoch außen vor ist.

Es herrschte feiertäglich gelassene Stimmung wie auch am vergangenen Sonntag, als auch noch besonders gutes Wetter war. Da hatte ich mit Lotti einen Gang durch den Kiez gemacht, und zwar bis an die Grenzen - die Grenzen des alten Bezirks Wedding.


Lotti zog zur 'Weddinger Alster'. Zugegebenermaßen ist nur das linke Ufer Teil des alten Weddings, ab Wasserkante ists der alte Bezirk Tiergarten. Aber egal, gemütlich lagerts in der Sonne auf den Uferwiesen; und Mitte ists ja sowieso.


Vor der Weddinger Alster liegt aber noch der Mettmann-Platz, den man queren muß.
Die Bahntrasse über ihn hinweg führt hinter der Kurve direkt hinunter in den Hauptbahnhof.

 

 In umgekehrter Richtung gehts raus nach Norden scharf am Wohnzimmer säuselt der IC(E) nach Rostock/Stralsund in ca. 17 m Höhe vorbei:


Das Streichen der Betonpfeiler bringt trotzdem was. Stell dir das mal ohne vor!


Ok, also an der Alster - bei der es sich um den Nordhafen im Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal handelt -  waren wir. Lotti zog nun aber in die andere Richtung, kanalabwärts Richtung Westhafen.

Die Idylle am Nordufer ist grenzenlos - wenn man rechtzeitig abschwenkt (dazu ein anderes Mal).


Wie verreist.



Am verkehrsberuhigten Peking-Platz vorbei, der nun als Restaurant-Straßengarten genutzt wird, zurück zum Lausepark: Auch hier die reine Bukolik:


Es gibt Tage, da gerät man beinahe ins Schwärmen - sogar im Sprengelkiez und vom Wedding.

P.S. Eigentlich habe ich diese Runde nur gemacht, ja machen müssen, weil das Wetter zu schön dafür war, mit Lotti in die Rehberge zu fahren. Dort hatten an diesem Tag (25.4.) mit Sicherheit viel zu viele Menschen auf den Wiesen campiert, als daß ich hätte Lotti frei laufen lassen können. Und wenn ich sie eh schon an der Leine haben mußte, dann lieber für eine Kiezrunde.