Vor einigen Jahren führten Gassigänge mit Lotti häufiger über den Friedhof des Krematoriums in der Gerichtstraße. Ich konnte nicht wissen, daß und wie eilig ich tatsächlich selbst schon auf dem Weg dorthin war. Im Nachhinein erschienen diese Gassigänge fast wie das unbewußte Anprobieren der zukünftigen Wohnstatt. Seitdem habe ich um das Krematoriumsareal bis auf einen Ausstellungsbesuch deshalb einen Bogen gemacht.
Neulich bin ich mit Lotti wieder mal hin, nachsehen. Lotti schnüffelt doch auf dem Friedhof mit solch unverhohlener Begeisterung. Und es hat sich einiges getan.
Das silent-green Kulturquartier hat sich im Krematorium etabliert, das Kolumbarium ist umgezogen. Die Urnen in ihren Taubenschlagkammern sind nun zum Teil von außen einzusehen: Da sind z.B. vier ziemlich frische Urnen. Die Namen auf ihnen setzen sich aus drei einsilbigen, durch Bindestrich getrennten Wörtern zusammen. Ich kann es wegen der Entfernung nicht genauer erkennen: vietnamesisch?
Man erkennnt aber,daß, wenn nun die Verstorbenen zurückkommen sollten, sie sich ohne Rast stärken können. In den Urnenkammern liegen bereit je ein 'Frühstückchen' Knoppers, ein 'Für Dich gebacken' Hanuta und - natürlich besonders schön, wenn grad mal Friedhofswetter sein sollte - eine Kugel Raffaello für den 'Sommer, der nie zuende geht'.
Dem Friedhof - und nicht nur diesem - gehen ja die Toten aus; viele leere Grabflächen. Auf einem kleinen Teil des Friedhofs unmittelbar an der Gerichtstraße ist der Neubau eines Wohnhaus für nächstes Jahr avisiert. Na bitte: Warum auf den Tod warten - Wohnen auf dem Friedhof. Diese Ruhe.
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