Jetzt ist doch wieder was gehörig in die Quere gekommen.
Ganz harmlos fings an mit solch einem unscheinbaren, allerschlimmstens ärgerlichen Verkehrsschild, das für eine kurze Zeit ein Halteverbot anzeigt, wenn auch direkt vor der Tür. Bei den Gassigängen mit Lotti im Kiez wurden es aber immer mehr. Da kommt man dann ins Grübeln, wenn im Umkreis von anderthalb Kilometern das Halteverbot gilt; zum Beispiel darüber: Wohin mit dem Auto und Was überhaupt ist da los, daß hunderte von Autos umgeparkt werden müssen.
Ja, und es ist, - Schuld ist - die Gentrifizierung!
Nach tagelangen Recherchen - tagelang deshalb, weil ich nicht aufmerksam genug Zeitung gelesen habe, da hätte ich es schon locker nebenbei seit letzten Donnerstag wissen können - stellte sich heraus, daß der Wedding das erste Mal die Ehre hat, Austragungsort der diesjährigen Berliner Walpurgisnachtfestspiele zu sein. Was sag ich der Wedding - der Sprengelkiez, hier gleich hinterm Haus, dort wird der Umzug stattfinden am Tag vor dem Ersten Mai. Ach ja, nennt sich ja Demonstration. Thema: Nimm was dir zusteht. Das könnte auch auf einem Motivationsseminar einer Drückerkolonne oder der Deutschen Bank verkündet werden.
Da ist man im Wedding natürlich genau an der richtigen Stelle, sozusagen eurorichtig liegt man da, im Griechenland Berlins. Der Wedding ist der Teil Berlins mit der höchsten Schuldnerquote, über 20 Prozent die statistisch ihre Schulden nicht werden zurückzahlen können. Mit Weddinger Postleitzahlen gibts auch erst mal ein paar Prozente Aufschlag bei einem eventuellen Kredit. Die Veranstalter der sogenannten Demo jedenfalls scheinen nicht den geringsten Schimmer von Berliner Verhältnissen zu haben. Oder wollen nicht.
Wenn als Begründung für die Wahl des Randale Ortes allen Ernstes behauptet wird, die Gentrifizierung hätte den Wedding erreicht, dann will dieser Spacken von Veranstalter sich offensichtlich auch noch lustig machen. Ich empfehle mal einen Rundgang durch die Geschäftszeilen von Müller- und Brunnenstraße. Da ist noch sehr viel Luft nach oben.
Oder gilt die Tatsache, daß Halteverbotsschilder aufgestellt werden müssen, um den Umzugsweg freizubekommen, schon als Indiz für Gentrifiziertheit!
Vielleicht wollen die Veranstalter ja auch nur ihre eigenen Pfründe in Kreuzberg oder Friedrichshain nicht durch Randale gefährden lassen.
Ich muß jetzt in den nächsten Tagen noch jede Menge Bilder vom Lausepark schießen.
Am Montag Nachmittag findet zur Einstimmung auf die Demo am Abend am Nettelbeckplatz ein Punk Konzert statt. Der Lausepark liegt sowohl im Rückraum als auch auf dem Weg dorthin. Zur Orientierungshilfe wurde heute schon mal farbiger Sand geschüttet.
Ich bezweifel allerdings, daß der Lausepark heil in den Mai kommt. Vielleicht wird man ihn ja irgendwann einmal rekonstruieren wollen - dafür die Bilder.
Die Logistik fürs Auto steht inzwischen. Sind so drei Kilometer, die ich werde laufen müssen mit Lotti.
Vielleicht haben wir Glück und die vorhergesagte Wärme zum Wochenende mit knapp 30 Grad führt am Montag zu richtig schönen fetten Gewitter-Wolkenbrüchen!
Berlinbanal wird berichten.