Montag, 30. November 2009

Advents-Fundstücke

Advent; die Ankunft, Warten auf das christliche Hochfest der Geburt des Herrn,
sprich Weih-
nachten.
Die Bäume waren schon
mal da.

Es war gestern ein frühlingshaft mild sonniger, also typischer Advents-Nachmittag in Zeiten der Klimaerwärmung.  Die Geschäfte geöffnet, ein Normal-Fahrschein galt als Tageskarte - auch wenn die  S-Bahn wieder nur eingeschränkt betriebswillig war und die DB noch an ihrem Chaos am Hauptbahnhof rumwerkelte.
Die Weihnachtsbaumverkäufer, - hier vor der freikirchlichen Neuen Nazareth-Kirche: 'Oase - Eine feste Burg' auf dem Leopoldplatz, - richteten sonntäglich gelassen ihren Weihnachtsbaumverkaufsplatz ein.
Auch wenn man  nicht völlig sicher war ob des Wetters, die Weihnachtsbaumstapel ließen auf das bevorstehende Weihnachten, auf den Advent schließen.

Erfüllt von adventhafter Besinnlichkeit war ich mit Lotti, unserer Dackeljunghündin, losgezogen, nicht in die Rehberge, sondern um, - um nachzuspüren, welche Zeichen erwartungsfrohen Frohlockens in der Luft lägen -  die Blocks der näheren Umgebung.

Gleich gegenüber, im Lausepark - der eigentlich Max-Josef-Metzger-Platz heißt - mußte ich Lotti erst einmal von einer ersten Störung meiner adventlichen Grundstimmung wegzerren: ein überlassener, nicht mehr funktionstüchtiger Regenschirm auf dem Rasen.



Welcher Idiot, frage ich mich, ist entweder nicht in der Lage, einen Regenschirm in eine Mülltonne zu werfen, oder wer meint hier, daß es ihm zusteht, wenn er seinen Abfall allen anderen überläßt.
Doch war ich hier vielleicht zu streng in meinem Urteil, oder übersah ich eine tiefere Ebene der Bedeutung dieses ... herrenlosen und malträtierten Regenschirms?!? 

Etwas angespitzt war ich ja gewesen, nachdem ich mit Lotti aus dem Haus getreten war. Wie ein Schießhund mußte ich da aufpassen, daß sie in dem Laubteppich nicht doch noch Reste an Freßbarem aufstöberte.
Chips leergefressen, Tüte fallen lassen; Döner/Burger reingemampft, Verpackung unter sich gemacht; Cola ausgesoffen, Dose kann nicht mehr in Hand gehalten werden: - ok, ich hab ja für Inkontinenz alles Verständnis, aber nicht von Junk-Food Verpackungen, und warum auch alles vor dieser Haustür???!!!




Lotti zerrte mich vom Regenschirm weg, mich einmal um die eigene Achse drehend, zum nächsten nahegelegenen Objekt: einem auseinanderdividierten, wahrscheinlich kommodenähnlichem  Möbelstück.



Hier nun kamen mir wieder sehr adventliche Ahnungen hoch. Kein Gedanke an: Was soll dieser Schleiflack-Preßspan-Dreck im Mikro-Naherholungsgebiet. Sondern: Hatte hier jemand sein überflüssig-zähliges Mobiliar anderen Bedürftigeren zur Verfügung stellen wollen? (Die Erfahrung sprach allerdings eher dafür, daß sich weiterer Überfluß dazugesellen würde.)

Ich mußte das offenlassen und zog mit Lotti weiter am Friedhof vorbei durch die Antonstraße in die Prinz-Eugen-Straße. Hier schien sich mir das reinste Gottvertrauen offenbaren zu wollen, oder wenn schon nicht die schiere Gläubigkeit, so doch wenigstens der Glaube an den Weihnachtsmann, der allerdings nicht in seiner Originaltracht im purpurroten Mäntlein, sondern in der grell-orangenen Wetterkluft der Männer von der BSR. 




Hatte ich vielleicht nur ganz un-adventlich zu ungerecht über meine inkontinenten Mitbürger geurteilt? Hatte ich den Ausdruck tiefster Hoffnungsgläubigkeit in ihren hinterlassenen Monitoren übersehen? Die Hoffnung auf den Müll-Weihnachtsmann in leuchtendem Orange, der das wegräumen würde oder der Glaube an eine höhere Kraft, derzufolge sich die Monitore schon irgendwie in irgendetwas auflösen würden.

Lotti hockte sich auf die kleinen Pflastersteine zwischen Bürgersteig und Bordstein und drückte. Dann sah sie zu mir hoch mit einem Blick, der klar sagte, was sie von den menschlichen Hinterlassenschften hielt: nichts mit Glaube und Hoffnung, denen ist das scheißegal, was mit ihrem Müll passiert, Hauptsache weg mit möglichst wenig Arbeit. Auf die Art habt ihr es ja auch geschafft, die ganze Atmosphäre auf den Hund kommen zu lassen.
Ich konnte Lotti nicht widersprechen, nahm eine Plastiktüte, steckte die Hand hinein und griff nach ihren Exkrementen, stülpte die Tüte von innen nach außen und verschloß sie mit einem Knoten. An der nächsten Straßenecke hing ein orangefarbener Müllbehälter am Straßenschildpfeiler. Da hinein warf ich die Tüte.   

Wie leicht man in Berlin seinen Sperrmüll u. dgl. los werden kann, erfährt man hier:

www.bsr.de

Nicht immer gelingt es ja, aus Abfall Aktionskunst zu machen.













 





Montag, 23. November 2009

S-Bahn im Wüstensand

Sind die Scheichs denn noch zu retten?!
Katar will sich ein Schienennetz für den Personen- und Güterverkehr und eine Metro bauen lassen. Größenordnung 17 Milliarden Euro.
Entwickeln soll das Ganze nun die Bahn. Die Bahn, unsere Bahn, die Deutsche Bundesbahn, also okay die DB, Deutsche Bahn.Wenn sie sich dabei nicht mal einen schweren Katarrh einfangen, die Scheichs in Katar (das mußte jetzt sein!), heißer Wüstensand hin oder her.

Andererseits ist das natürlich auch ihre Chance. Die Weichen können ihnen dann erstmal nicht einfrieren, auch wenn am Fett fürs Einschmieren gespart wird. Und die Bremsen, ach die Bremsen, die kann man voll runter fahren lassen, notfalls ist da immer genug Sand zum Bremsen neben der Strecke. In Berlin hat das doch bisher auch gut funktioniert bei der S-Bahn, und dabei ist es in Berlin wesentlich kälter und es gibt nicht ganz so viel Sand wie in Katar. 


Stadtlandschaft mit S-Bahn Brücke im Hintergrund,
ohne S-Bahn.



Vielleicht sind die Scheichs ja aber auch nur nicht so doof, oder so schlechte Verhandler  wie der Berliner Senat. Gut, als damals der Vertrag über den Betrieb der S-Bahn mit Berlin ausgehandelt wurde, wird Tricky Mehdorn schon mit dem Zaunpfahl gewunken haben, daß die DB der größte Arbeitgeber in Berlin ist. Und dieser Vertrag ist ja auch geheim, sogar für die Berliner Abgeordneten, die ihn nicht einsehen dürfen.
Das wird Gründe haben: sittenwidrig??? Oder beiden Seiten peinlich??? Da kann eine Vertragsseite machen, was sie will - die DB -  und die andere ... ja was?!  Ist zufrieden, wenn überhaupt mal ein  Zug fährt.

Hey Wowie, sowas ist Chefsache. Menschen bewegen sich durch Stadt, müssen sich durch Stadt bewegen. Wenn das nicht funktioniert, hat man größtmöglichen negativen Multiplikator. Das Wahlergebnis der letzten Bundestagswahl für deine Partei  hat auch damit was zu tun, daß der Regierende Bürgermeister sich noch nicht mal symbolisch um das Chaos der S-Bahn gekümmert hat.

Und Klugscheißer Sarrazin ist weg. Jetzt kann niemand mehr bringen, daß es sowieso für das ganze Hartzvier-Berlin besser ist zu Fuß gehen, weil dann die überflüssigen Chipspfunde und Bierbäuche abschmelzen könnten - hey und das alles für umsonst, könnte man also auch hartzvier noch runtersetzen. (Dabei trifft ein marodes öffentliches Verkehrsnetz zuallererst die Berufstätigen.)

Aber wo war nun  unser Thilo beruflich, das heißt in seiner Eigenschaft als Senator, als der Vertrag mit der DB ausgehandelt wurde. Seit Januar 2002 war er hier und damit involviert in die Vertragsgestaltung mit seinem früheren Arbeitgeber.
Lieber Thilo, die von dir aufgerufenen türkischen Gemüsehändler statt des Landes Berlin als Vertragspartner hätten einen solchen Vertrag als Angriff auf ihre Ehre verstanden.

Nun ist heute morgen auch noch ein leerer S-Bahn Zug auf dem Weg aus der Werkstatt entgleist. Die ganzen Experten rückten an, ein Polizeihubschrauber vermaß den Bereich aus der Luft. Warum der Zug entgleiste, blieb unklar. (Der Tagesspiegel,23.11.09, S. 11)
Tja, Bahn und Hubschrauber, ein eigen Ding. Den Hubschrauber der Bahnpolizei bezahlt ausnahmsweise mal nicht Berlin, sondern der Bund.
Der S-Bahn in Berlin wirds nichst nutzen.

Der entgleiste Zug sollte, nachdem er wieder vergleist worden war (was ist der Gegensatz zu 'entgleisen'?),  noch ein Odysse durch die Berliner Nacht vor sich haben. Man konnte nämlich kein Abstellgleis finden; in Grünau nicht, in Pankow nicht, im unterirdischen Nordbahnhof nicht, weil Züge dieser Baureihe nach mehreren Bränden nicht mehr durch den Tunnel fahren dürfen. Also hat man sie als Leerfahrt langsam wieder nach Grünau zurückgeschickt ins Betriebswerk. Der Defekt, der zur ursprünglichen Entgleisung geführt hatte, war derweil übrigens nicht behoben worden (s. Tagesspiegel von morgen).




Gefunden, am S-Bahnhof Wedding.
Da ist er, der Lonesome S-Train.
(Raufklicken aufs Bild, dann erscheint er.)


Liebe Katarer und Bahrainer, noch ein kostenloser Tip. Wißt ihr denn nicht, wer der Hauptsponsor von Hertha BSC ist, die zur Zeit ziemlich abgeschlagen und hoffnungslos Letzter der 1. Fußball Bundesliga sind? Ja, wirklich, ich nix Lüge sprechen: die Deutsche Bahn, DB.

Viel Spaß dann nochmit euer neuen Bahn

.

Freitag, 20. November 2009

Rehberge die Erste




Ein Blick voraus:



Ein Blick zurück:


Beide Bilder werfen einen Blick in den englischen Teil des Volksparks Rehberge.
Immer noch ein Geheimtipp in Berlin.
Also nicht weitersagen!

(Aus mir unerfindlichen Gründen stehen die Bilder hier nach dem gefühlten 1000sten Fehlversuch, obwohl ich die 1001.-te Fehlermeldung bekommen hatte, daß 'Hoppla. Die Bilder können nicht gefunden werden.')

Sie zeigen einen meiner Lieblingsschauplätze von BERLINBANAL.
Häh?! Berlin? Volkspark Rehberge?
Ja! Berlin, die Rehberge, im Wedding -  Berlin banal.

Kommt man auf den Hund, kommt man nämlich nicht nur auf den Schwanz, sondern vor allem, so täglich wie möglich, in die Rehberge.
Der Hund dabei, das ist Lotti, unsere knapp halbjährige Rauhhaardackelhündin.
Das geht nicht immer problemlos ab mit ihr in der Rehberge.

Aber: Kumst overn Hund, kumst ok overn Stert - Wenn du das Schwierige geschafft hast, schaffst du auch das Leichtere.
Als ich heute auf der großen Rasenfläche mit einer anderen Hundebesitzerin im Hundebesitzer-SmallTalk begriffen stand, derweil die Hunde miteinander rumtollten, sah ich in den Augenwinkel das Unheil nahen in Gestalt einer vereinzelten Fußgängerin (weit und und breit einige wenige Hunde mit Besitzern, sonst kein Mensch). Ausgerechnet zu dieser -Typ ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt - mußte sich nun Lotti aufmachen, um um sie herumzuwuseln und hochzuspringen, wie das Welpen nun leider einmal tun. Gut, rein rechtlich war ich nicht unbedingt im Recht, aber als die Frau bei meinen Versuch, die wuselnde Lotti zu ergreifen, anfing mich und meine Töle, und diese als solche immer wüster zu beschimpfen und nach ihr zu treten - sie zu treffen gelang ihr allerdings ebensowenig, wie mir, sie zu ergreifen - begann auch ich diese Frau, verstärkt, nachdem ich Lotti dann doch noch am Halsband gepackt und aus der Gefahrenzone gebracht hatte, entsprechend zu beschimpfen. Den genauen Wortlaut erspare ich mir.Zur Erinnerung, Lotti ist ein Dackelwelpe, kein 60 Kilo Kampfhund. Da hätte die Frau sich die Beschimpfungen und das um-sich-Treten kaum getraut.

Das ist mir das zweite Mal in dieser Woche passiert. Ich werde mich nun, abgesehen von Erziehungsversuchen, darauf besinnen, daß:  'Ich kann es ihr  nicht abgewöhnen, daß sie immer zu den unsympathischsten Arschlöchern geht'.

Und so sahs heute übrigens aus, ein halbe Stunde vorm Sonnenuntergang. Der war um 16:06, nach einem irre warmen und sonnigen Tag..