Montag, 31. Januar 2011

Am Rande

Ich war dann mal - gezwungenermaßen - fort. Wirklich weit bin ich aber auch nicht weggekommen. Den Wedding behielt ich immer im Blick.

Da hatte es mich an einen geschichtsprallen Ort verschlagen: Mitte des 19. Jahrhunderts als Garnisonslazarett I erbaut: Ab 1920 von der Sicherheitpolizei der Weimarer Republik als Staatskrankenhaus der Polizei übernommen; so weitergeführt von den Nazis, nun im Einflußbereich der SS.


Seit 1948 dann Krankenhaus der Volkspolizei in der Zuständigkeit des Ministeriums des Inneren der DDR, das auch über den Personenkreis befand, der sich im Krankenhaus behandeln lassen durfte. (Dazu gleich mehr.)
1990 Übernahme durch die Bundeswehr; seit 1993 mit dem Status eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Charité. (Wer hier landet, ist zumindest bestens aufgehoben.)

Und jedesmal wurde an-, um-, neugebaut. Entsprechend bunt der Gebäudemix auf dem Gelände.
So gehts hier links in den Container mit der MRT (die Röhre, in die hinein bei 'Dr. House' praktisch jeder geschoben wird); das Neue Sachlichkeit ausstrahlende Gebäude rechts (entweder 20er Jahre oder DDR-Zeit)  beherbergt die Patientenbibliothek.

Was das berlinbanalmäßig mit dem Wedding zu tun hat? Na warte mal! Jetzt gehts nochmal zurück hier in das alte, noch aus Garnisonslazarettzeiten stammende Hauptgebäude, rein in den nördlichen Flügel nach rechts, hoch in den dritten Stock, und dann zu den Gangfenstern auf der abgewandten Seite des Traktes.

Und was siehst du da? Richtig: den Wedding. Die Skyline des südlichen Endes des ehemaligen Bezirks Wedding entlang der Sellerstraße.


Links, das braune Backsteingebäude, das alte Bewag Umspannwerk; rechts die Aluminiumfassaden von Schering. Daß beide Firmen inzwischen anders benannt werden (Vattenfall, Bayer Pharma/Health Care) soll hier nicht weiter stören.
Die Mauer im Vordergrund zeigt die Grundstücksgrenze des Krankenhauses an. Das parallel dazu verlaufene schwarze Asphaltband ein Stück dahinter ist die Boyenstraße. Dazwischen erstreckte sich zu DDR-Zeiten der Todestreifen mit der Mauer auf dem nördlichen Teil der bis zur Baufluchtlinie zu Mitte gehörenden Boyenstraße.

Wie muß das auf DDR-Patienten gewirkt haben, die hier genauso wie ich auf dem Gang stehen und über die Grenzbefestigungsanlangen hinweg auf die Skyline des Wedding rüberschauen konnten.   
Deshalb hätte es auch immer wieder Diskussionen gegeben um den Kreis der Patienten, die in das Krankenhaus der Volkspolizei aufgenommen werden sollten. Die räumliche Nähe zur Mauer sollte dabei eine Rolle gespielt haben. In den letzten 20 DDR-Jahren hätte es trotzdem zehn gelungene Republikfluchten/Grenzdurchbrüche vom Krankenhausgelände aus gegeben.
Ich stand auch häufig genug am Gangfenster, mein Auge sehnsüchtig nach Norden, nach Hause gerichtet; den Wedding so immer im Blick.

Die dreieckige Dachkonstruktion, unmittelbar an der Boyenstraße auf Weddinger Grund schon, überspannt das Erika-Heß-Eisstadion. Daneben befindet sich die Eisbahn für jedermann. Gewundert hatte ich mich schon, wie die am Vormittag voll war mit zumeist jugendlichen Eisläufern.
Ist denn zu der Zeit nicht Schule; und Ferien waren nicht.

Geht man nun vom Gang in das Zimmer zurück, bietet sich einem, nunmehr gen Süden, ein eigentlich verbotener Anblick. Über den Innenhof hinweg, in dem ich meine ersten Trainingsrunden gegangen bin, kann man gar nicht anders als das neue Zentrum des BND hochwachsen sehen.
Es wird mir allerdings auch weiterhin ein Rätsel sein, weshalb man ein Geheimdienstzentrum hier hinklotzt, in die Mitte einer Stadt. Nur weil niemand wußte, was mit dem vormaligen Walter-Ulbricht-Stadion-der- Weltjugend anfangen?

Je besser es mir ging, desto größer wurden meine Runden, die ich ging und die mich verbotenerweise aus dem Krankenhausgelände hinausführten. Sofort ist man an der Berliner-Spandauer-Schifffahrtskanal-Promenade. Hier waren wir zuvor schon häufiger mit Lotti zu Spaziergängen und hier werde ich leider in den nächsten Wochen sehr häufig lang gehen müssen, wenn ich nicht doch Bus oder Auto nehme.
Das wird genügend Anlaß für einen späteren Bericht 'Zwischen Weddinger Alster und Charité' geben.

Montag, 10. Januar 2011

Na dann Prost Neujahr!

Die Eiszapfen aus dem letzten Post, sie kamen mit Getöse und Teilen der Satellitenkabel runter am ersten Tauwettermorgen im neuen Jahr.
Die sind mir nicht auf den Kopf geknallt. Nachrichten können das auch, und sie machten es. Damit waren alle Vorsätze und Vorhaben für das neue Jahr so sehr Schnee von gestern, wie die inzwischen fast völlig weggetauten Schneeberge auf den Straßen.

BERLINBANAL muß deshalb eine Zwangspause einlegen, wird aber während dieser Zeit das Berlinbanal-Areal weiter, wenn auch aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten können: aus Sicht einer  beschränkteren Parallelwelt, dafür aber mit weitem Blick von oben von seiner südlichen Begrenzung her.